Kuss mit lustig
Visitenkarte und eine kleine Dose Pfefferspray aus meiner Umhängetasche und steckte sie griffbereit in meine Hosentasche. »Was denn für Big Boys?«
»Na, du weißt schon … die behaarten Knuddelbären, die Dampfwalzen, die Fleischklöpse.«
Ich hielt mir die Ohren zu. »Schon verstanden!« Ich trat auf die kleine Veranda aus Beton und klingelte an der Haustür. Ein kleiner alter Herr mit strähnigem grauem Haar und einer Haut wie ein Shar-Pei öffnete uns.
»Andy Gimp?«, fragte ich.
»Nein. Ich bin Bernie. Andy ist mein älterer Bruder«, sagte der Mann. »Kommen Sie herein. Andy guckt gerade Fernsehen.«
»Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache«, sagte Lula. »Wenn das der jüngere Bruder ist, wie sieht dann erst der ältere aus?«
»He, Andy«, rief Bernie. »Du hast Besuch. Zwei ganz heiße Bräute.«
Ich folgte Bernie ins Wohnzimmer. Andy fläzte sich in einem kaputten Polstersessel vor dem Fernseher. Er trug ein weißes Oberhemd, bis zum Kragen zugeknöpft, schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe, sonst nichts. Keine Hose. Er sah aus wie ein Klappergestell mit Hautkrebs. Die Haut war milchig weiß und übersät mit roten Flecken. Dazu kamen noch eine riesige Nase, riesige Ohren und Geschlechtsdrüsen, die ihm tief zwischen den verknorpelten Knien baumelten.
»Kommen Sie herein«, sagte er und winkte uns mit seinen großen knochigen Händen heran. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe es gewusst«, sagte Lula. »Ich habe es gewusst. Dieser Anblick wird mich ewig verfolgen. Das also erwartet mich nach hundert Jahren Ehe. Das passiert mit dem männlichen Gehänge, wenn es erst mal alt wird. Ich weiß nicht – soll ich mir die Hochzeit wirklich antun?«
»Das Alter hat damit nicht das Geringste zu tun«, sagte Bernie. »Er hat schon immer so ausgesehen.«
»Sie tragen keine Hose«, sagte ich zu Andy Gimp.
»Hosen vertrage ich nicht.«
»Von mir aus«, sagte ich. »Sie sind nicht zu Ihrem Gerichtstermin erschienen.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Ich habe es mir extra in meinem Terminkalender notiert«, sagte Andy. »Wo ist der Kalender, Bernie?«
»Du hast ihn verloren«, sagte Bernie.
»Sie sagt, ich wäre nicht zu meinem Gerichtstermin erschienen.«
Bernie zuckte mit den Schultern. »Na und? Dann geben sie dir eben einen neuen.«
Andy war aufgestanden und suchte jetzt nach dem Terminkalender. Er ging krummbucklig und breitbeinig – und schleifte den Hodensack praktisch über den Fußboden.
»Ich weiß, dass er irgendwo sein muss«, sagte er, wühlte zwischen alten Zeitschriften auf dem Sofatisch, kramte in einem Stapel Zeitungen auf dem Boden.
»Mir wird schwindlig«, sagte Lula. »Wenn er sich noch einmal bückt, falle ich in Ohnmacht. Ich muss immer hingucken. Die Katastrophe ist unabwendbar. Das Ende des Universums. So wie wenn man in dieses Dingsda hineingesogen wird. Wie heißt das noch mal?«
»Schwarzes Loch?«
»Ja, genau. Als würde man in ein schwarzes Loch blicken.«
Andy war von der Suche nach dem Terminkalender ganz eingenommen, deswegen gab ich Bernie meine Visitenkarte und stellte mich vor.
»Lula und ich müssen Andy mit zum Gericht nehmen, damit er seine Kaution erneuern kann«, sagte ich zu Bernie. »Können Sie ihn dazu überreden, eine Hose anzuziehen?«
»Er hat gar keine Hosen«, sagte Bernie. »Und von mir will ich ihm keine leihen. Wer weiß, wo der schon überall gesessen hat.«
»Von mir aus kaufe ich ihm eine, wenn er nur aufhört, sich zu bücken«, sagte Lula.
»Das nützt auch nichts«, sagte Bernie. »Er wird sie nicht anziehen. Da ist er eisern.«
Seit ich diesen Job als Kautionsagentin mache, habe ich dem Gericht schon einen nackten, fetttriefenden Dicken, einen halbnackten Homie und einen nackten alten Perversling zugeführt, und ich habe mit einem kleinen nackten Zwerg zusammengearbeitet, der sich für einen Kobold hielt. Ein geriatrischer Nudist konnte mir da auch nichts mehr anhaben.
»Ziehen Sie sich eine Jacke an«, sagte ich zu Andy. »Wir fahren in die Stadt.«
»Ich trage keine Hosen«, sagte er. »Ihr Problem.«
Ich führte ihn aus dem Haus und setzte ihn auf meine Rückbank, nicht ohne vorher eine Zeitung unter seinen Hintern geschoben zu haben.
»Der diensthabende Beamte wird Augen machen«, sagte Lula.
Eine Stunde später war Andy bei Gericht abgeliefert und wartete auf seinen Termin, und Lula und ich waren wieder auf der Hamilton Avenue und kamen gerade an einem Tasty Pastry vorbei.
»Halt mal an der
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