Kuss mit lustig
mir erst gar nicht zu kommen«, entgegnete Lula. »Ich bin nämlich gerade dabei, voll und ganz in diesen Hochzeitskram einzusteigen. Und wenn ich bedenke, was ich alles für Tank mache, kann er mich ruhig heiraten, mit kirchlicher Trauung und dem vollen Programm.«
»Was machst du denn alles so für Tank?«
»Na ja, ich meine, was ich in Zukunft für ihn mache.«
Mein Handy meldete sich mit dem Klingelton meiner Mutter.
»Hier ist ein fremder Mann für dich und sagt, er will dich sprechen«, sagte meine Mutter. »Ich habe ihm gesagt, dass du nicht hier bist, aber er lässt sich nicht abwimmeln.«
»Hat er weißes Haar und eine große schwarze Brille?«
»Ja.«
»Ich komme sofort.«
»Ich auch«, rief Lula. »Wohin geht's? Wer hat weißes Haar und trägt Brille?«
7
Drei Autos parkten am Straßenrand vor dem Haus meiner Eltern. Der weiße Taurus war auch darunter.
»Ich habe noch nie einen richtigen Stalker aus der Nähe gesehen«, sagte Lula. »Ich bin schon richtig gespannt.«
Ich stellte mich in die Einfahrt und kam hinter dem Steuer hervorgekrochen. »Das Reden überlass bitte mir. Ich will kein großes Theater wegen der Sache machen. Und vor allem will ich meiner Mutter keine Angst einjagen.«
»Natürlich«, sagte Lula. »Das verstehe ich. Ich bin verschwiegen wie ein Grab.«
»Und wehe, du sprühst ihn mit Pfefferspray ein oder versengst ihm die Haare mit deinem Elektroschocker.«
»Das ist ja ganz schön viel auf einmal«, sagte Lula.
»Der Mann ist harmlos.«
»Das wollen Stalker dir immer weismachen, und dann, urplötzlich – haben sie Nacktaufnahmen von dir und stellen sie ins Netz.«
»Weißt du das aus eigener Erfahrung?«
»Nein, aber ich habe davon gehört. Das heißt, ich weiß es ein bisschen aus eigener Erfahrung. Aber nicht mit einem Stalker.«
Meine Mutter stand in der Tür und wartete auf mich. »Wieso hast du bloß immer mit so seltsamen Typen zu tun?«, fragte sie mich. »Es sind nie normale Männer.«
»Der Mann ist ein Stalker«, platzte Lula hervor. »Der ist vielleicht sogar gefährlich.«
Ich drehte mich zu Lula um. »Wie war das noch mal mit dem verschwiegenen Grab?«
»Ach, ganz vergessen. Ich habe mich nicht mehr bremsen können.«
»Der Mann ist verwirrt«, sagte ich zu meiner Mutter. »Ich brauche nur mit ihm zu reden. Wo ist er?«
»In der Küche. Ich habe heute ein volles Haus. Deine Oma sitzt mit Betty Greenblatt und Ruth Szuch im Esszimmer. Völlig durchgedreht, die drei. Sie hocken vor ihren Computern und spielen dieses komische Spiel. Sie gehen zwischendurch nicht mal auf die Toilette. Bestimmt tragen die alle die neuen Trockendock-Windeln. Sie sagen, sie rotten sich gerade gegen den Griefer zusammen. Sie wollen dabei nicht gestört werden, geht also bitte auf Zehenspitzen durchs Zimmer.«
Meine Mutter, Lula und ich schlichen uns an Grandma, Betty und Ruth vorbei, die alle schwarz gekleidet waren wie Zook und über ihre Bildschirme gebeugt.
»Achtung, Girls, da kommt ein ganz schlimmer Snert«, sagte Betty. »Los, dem zeigen wir es.«
»Sieht aus wie auf einer Kostümparty hier. Königin-der-Verdammten im Pflegeheim Letzte Ruhe oder so«, flüsterte Lula mir ins Ohr. »Sehen so die goldenen Jahre aus?«
»Das habe ich genau gehört«, sagte Ruth. »Goldene Jahre, das ist was für Pussies. Wir hauen lieber gleich auf den Putz.«
Der Stalker saß in der Küche und rührte in einem Topf Chili. Er lachte breit, als er mich sah. »Überraschung!«, sagte er.
»Sie sind also der Stalker.« Lula musterte ihn von oben bis unten. »Ich hätte gedacht, Sie wären viel ekliger. Irgendwie enttäuschen Sie mich.«
»Ja, ich weiß«, sagte er. »Ich tauge nicht zum Stalker. Es gelingt mir nie, die Leute auf mich aufmerksam zu machen.«
»Sie müssen selbstbewusst auftreten, wenn die Leute Ihnen zuhören sollen«, sagte Lula. »Ihren Worten Nachdruck verleihen. Den richtigen Ton treffen. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
»Ich glaube, ja. Guter Tipp, ich probiere es gleich mal aus.« Er richtete sich kerzengerade auf und wies mit dem Zeigefinger auf mich. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Sie Pissflitsche …«
Meine Mutter schlug ihm mit einem Holzlöffel auf den Kopf. »He, benehmen Sie sich gefälligst!«
»Haben Sie nichts Besseres zu tun?«, fragte ich ihn. »Haben Sie keinen Beruf? Keine Arbeit?«
»Im Moment nicht. Ich hatte Arbeit, aber dann kam der Traum, und ich musste den Job aufgeben, damit ich Brenda hinterherreisen kann.«
»Aha, jetzt
Weitere Kostenlose Bücher