Kuss mit lustig
Ich habe noch einiges zu erledigen. Meine Frau sitzt mir im Nacken.«
»Damit kenne ich mich nicht so aus.«
»Richtig. Dich will ja auch keine heiraten.«
»Es gibt viele Frauen, die mich heiraten wollen.«
»Ach ja? Wer denn?«
»Viele. Aber ich will schließlich nicht draufzahlen bei dem Deal.«
Sie verließen das Schlafzimmer, und kurz darauf hörte ich sie die Treppe hinuntersteigen. Die Haustür wurde geöffnet und wieder geschlossen, dann kehrte Ruhe ein. Was sollte ich jetzt machen? Ich hatte Schiss, unterm Bett hervorzukriechen. Ich konnte mir ziemlich sicher sein, dass die beiden nicht mehr in der Wohnung waren. Und wenn doch? Was dann? Ich wartete noch ein paar Minuten und robbte mich dann bis zur Bettkante vor, von wo aus ich bessere Sicht hatte. Ich hielt den Atem an und lauschte. Vorsichtig schaute ich mich um. Jetzt oder nie, dachte ich. Ich glitt unter dem Bett hervor, richtete mich auf und schlich mich durch den Flur ins Wohnzimmer. Beinahe wäre ich in Ohnmacht gefallen vor Erleichterung, dass keiner mehr da war. Rasch tapste ich hinunter in die kleine Diele im Erdgeschoss und hielt inne. Wenn mich die beiden Komplizen von Dom jetzt beim Verlassen des Hauses beobachteten, würden sie denken, ich käme aus der Erdgeschosswohnung. Es sei denn, sie hatten die Abendnachrichten gesehen. Dann hätten sie mich erkannt.
Ich schloss die Tür wieder ab, legte den Schlüssel auf den Türsturz, öffnete die Haustür einen Spaltbreit und spähte hinaus. Kein Mann mit gezogener Pistole im Vorgarten. Kein schwarzes Mafia-Auto mit getönten Scheiben am Straßenrand. Unauffällig entfernte ich mich, ging den Häuserblock entlang bis zur nächsten Kreuzung, bog um die Ecke und klemmte mich hinters Steuer von Morellis SUV. Mit beiden Händen musste ich den Schlüssel in den Anlasser stecken und manövrierte aus der Parklücke, die Hände wie verkrallt ins Steuerrad. Ich war ein bisschen durch den Wind, aber immerhin hatte ich mir nicht in die Hose gemacht. Doch ein gutes Zeichen, oder?
Als ich bei Morelli ankam, hatte ich mich wieder ein bisschen beruhigt, allerdings noch nicht ganz. Morelli saß mit Bob auf der Treppe vor dem Haus. Ich pflanzte mich neben ihn, er legte einen Arm um mich, und ich brach in Tränen aus.
»Entweder hast du mich rasend lieb, oder du hattest einen beschissenen Tag«, sagte er.
»Beides. Ich habe eine ziemliche Lauferei hinter mir und bin zum Schluss bei Jelly Kantner gelandet.«
»Bei ihm oder in seiner Wohnung?«
»In seiner Wohnung.«
»Wurdest du hineingebeten?«
»Nein, aber es hat auch keiner zu mir gesagt, ich soll draußen bleiben.«
»Sie war gar nicht da?«
»Hmm. Jedenfalls war deutlich zu sehen, dass jemand bei ihr wohnt. Und es ist keine Frau.«
»Dom?«
»Ich glaube, ja. Ich war nicht die Einzige, die zu diesem Schluss gekommen ist. Ich wollte gerade wieder gehen, da tauchten zwei Männer auf.«
Ich spürte, wie Morellis Griff fester wurde, und er schwieg für einen Moment.
»Du hast ihnen natürlich gesagt, dass du das Hausmädchen bist.«
»Gar nichts habe ich gesagt, ich habe mich unters Bett verkrochen.«
»Jetzt weiß ich, warum unsere Beziehung so stressig ist«, sagte Morelli.
»Ich glaube, die beiden Männer waren Doms Komplizen. Sie suchten nach ihm, weil sie ihren Anteil an der Beute haben wollten. Und sie haben Loretta verschleppt. Sie halten sie als Geisel gefangen.«
»Hast du sie erkannt? Kennst du ihre Namen?«
»Namen habe ich keine. Der eine ist verheiratet, der andere nicht. Einer wohnt in einer Wohnung. Der eine trug abgelatschte CAT-Boots und Jeans, der andere eine hellbraune Hose mit Bündchen und braune Schuhe. Mehr konnte ich unterm Bett nicht sehen.«
Ich sagte ihm nicht, dass mir die Stimme des Mannes, der keine Frau hatte, bekannt vorkam. Sie hatte etwas Krächzendes wie die Stimme eines Rauchers. Und sie war relativ gleichförmig. Ich konnte ihr keinen Namen oder ein Gesicht zuordnen, ich hatte nur den Eindruck, dass ich sie schon mal gehört hatte.
»Ich bringe Bob ins Haus, dann gehe ich zu Jelly und warte auf Dom«, sagte Morelli. »Wo ist Zook?«
»Zook ist mit Lula im Haus.«
»Ich bin vor zehn Minuten gekommen, und Lulas Auto stand vor der Tür, aber im Haus war keine Menschenseele.«
»Hast du im Garten nachgesehen?«
»Ja«, sagte Morelli. »Im Garten war niemand. Der ist ein einziger Sumpf. Ich glaube, wenn ich den weiter mit meinem Schlauch unter Wasser setze, wird niemand mehr drin graben.«
»Komisch«,
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