Kuss Mit Sosse
bis dahin nicht tot ist, könnte das mit dem Vorteil hinkommen.«
»Lässt du einen von deinen Leuten ihr Haus observieren?«
»So was gibt’s nur im Fernsehen. Wir sind so krass unterfinanziert, dass wir uns schon überlegt haben, einen Kuchenbasar zu veranstalten, damit wir wenigstens unser Klopapier bezahlen können.«
»Bist du der Barbecuesaucenspur schon mal nachgegangen?«
»Ich bin vielen Spuren nachgegangen. Chipotle hatte reichlich schlechtes Karma. Ein Wunder, dass er nicht schon eher umgelegt wurde. Er hat drei Exfrauen, und alle drei hassen ihn. Die Leute von der Fernsehshow hassen ihn. Seine Schwester hasst ihn. Seinen Manager hat er verklagt. Und seine Nachbarn in dem Apartmenthaus in New York haben einen Aufruf unterzeichnet. Sie wollen erreichen, dass ihm gekündigt wird.«
»Wer hätte das gedacht? Auf dem Barbecuesaucenetikett lacht er immer so freundlich.«
»Es ist gar nicht so leicht, einem Menschen den Kopf abzuschlagen«, sagte Morelli.
»Laut Lula soll es keinen Kampf gegeben haben.«
»Ja. Das irritiert mich. Würdest du still dastehen und dich von jemandem köpfen lassen? Überhaupt, was ist das für ein Mensch, der so etwas macht? Warum entscheidet er sich für eine Köpfung? Es gibt andere, viel leichtere und sauberere Methoden, jemanden umzubringen. Und dann geschah es auch noch am helllichten Tag, auf offener Straße, direkt vor dem Sunshine Hotel. Als wäre es nicht geplant gewesen.«
»Eine Spontanköpfung.«
Morelli grinste. »Ja.«
»Und ganz zufällig hatte der Henker ein Fleischerbeil dabei?«
»Vielleicht ist er ja Fleischer von Beruf.«
»Wir brauchen also nur nach einem unbeherrschten Fleischer zu suchen.«
Morelli winkte der Kellnerin und bestellte noch ein Bier. »Langsam macht es mir Spaß.«
»Mir auch.«
»Komm zu mir nach Hause. Wir gehen zusammen ins Bett.«
»Meine Güte«, sagte ich. »Denkst du denn immer nur an das Eine?«
»Nein, nicht immer, aber oft. Besonders wenn ich mit dir zusammen bin.«
»Sind wir nicht eigentlich stinksauer aufeinander?«
Morelli zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht mehr sauer auf dich. Ich weiß schon gar nicht mehr, worum es bei unserem letzten Streit ging.«
»Um Erdnussbutter.«
»Es ging um mehr als nur Erdnussbutter.«
»Dann weißt du es also doch.«
»Du hast mich einen unsensiblen Trampel genannt.«
»Na und?«
»Ich bin kein Trampel.«
»Aber dass du unsensibel bist, würdest du zugeben.«
»Ich bin ein Mann. Ich muss unsensibel sein. Das ist mein Geburtsrecht.«
Er machte nur Spaß, da bin ich mir einigermaßen sicher. Andererseits, vielleicht auch nicht. »Na gut«, gab ich nach, »die eine Hälfte nehme ich zurück. Du bist kein Trampel.«
Die Kellnerin brachte unser Essen, und Morelli holte seine Kreditkarte hervor. »Wir bezahlen jetzt gleich. Packen Sie es uns bitte ein zum Mitnehmen.«
»Wieso das denn?«, fragte ich.
»Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, zu mir nach Hause zu gehen.«
»Ich kann nicht. Ich muss wieder an die Arbeit.«
»Was denn für eine Arbeit?«
»Ich arbeite für Rangeman.«
»Auch abends?«
»Es ist kompliziert«, sagte ich.
»Wer hätte das gedacht.«
Ich spürte förmlich, wie sich meine Augenbrauen von allein zusammenzogen. »Was soll denn das jetzt schon wieder heißen?«
»Das heißt, dass ich ihm nicht über den Weg traue. Der Mann ist gemeingefährlich. Und er guckt dich immer an, als wollte er dich zum Nachtisch verspeisen.«
»Für mich ist das nur ein Job. Ich brauche die Kohle.«
»Du könntest bei mir einziehen«, sagte Morelli. »Du brauchtest nicht mal Miete zu bezahlen.«
»Zusammenwohnen mit dir funktioniert nicht. Als wir es das letzte Mal probiert haben, hast du meine Erdnussbutter weggeworfen.«
»Weil sie total eklig war. Glaub mir, da waren Kartoffelchipskrümel und Traubenmarmelade drin. Und irgendwas Grünes.«
»Das waren Oliven. Solche Querkontaminationen kommen eben vor. Manchmal bin ich in Eile, und dann mischt sich anderes Zeug in die Erdnussbutter. Überhaupt, seit wann bist du so pingelig?«
»Ich bin nicht pingelig«, wehrte sich Morelli. »Ich will mir nur keine Lebensmittelvergiftung einfangen.«
»Ich habe dich noch nie mit meinen Lebensmitteln vergiftet.«
»Ja, weil du nie kochst.«
Ich seufzte, denn er hatte recht, und es würde nur zum nächsten Zankapfel zwischen uns führen: kochen. Ich weiß auch nicht genau, warum ich nicht koche. In meiner Fantasie koche ich viel. Ich koche ganze Menüs, Truthahn,
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