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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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phantastischen Eishockeyspieler erinnern. Sie würde in sich hineinlächeln, und die anderen alten Damen, die ihre Gehhilfen vor sich herschoben, würden sie schlicht und ergreifend für senil halten. Sie würden nie von Sam erfahren. Nie. Sam würde immer ihr kleines pikantes Geheimnis bleiben.
    An jenem Nachmittag verließen sie das Caesar’s, aßen im Restaurant Delmonico im Venetian Hummercremesuppe, Filet mit Champignons und Spargelspitzen und spülten alles mit einer Flasche Rotwein herunter. Er fragte sie über ihr Leben aus, und sie erzählte ihm, wie ihr Dad die Familie im Stich gelassen hatte, als sie noch klein war, und dass sie ihre kranke Mutter gepflegt hatte.
    »Ich hab einen Bruder, aber der treibt sich irgendwo in Afghanistan rum und erledigt, was auch immer er dort erledigen muss.« Sie aß ein Stück zarten Spargel und sah Sam über den Tisch hinweg an. Sie redete sich ein, dass das Ziehen in ihrem Bauch vom Hunger kam und nicht von Sams blauen Augen, die ihren Blick erwiderten. »Und du? Hast du Geschwister?«
    Er trank einen großen Schluck Wein und ließ den Blick durch das volle Restaurant schweifen. »Ich hatte eine Schwester.«
    Als er das nicht weiter ausführte, machte sie eine ermunternde Geste. »Und …?«
    »Und sie ist gestorben. Vor ein paar Jahren.«
    Mitfühlend legte sie die Hand auf seine. »Das tut mir leid.«
    Er schaute sie wieder an. Sein markantes Kinn war plötzlich angespannt, und von ihm ging eine Wut aus wie ein dunkler Schatten, der über den Tisch fiel. »Was steht noch auf deiner To-do-Liste?« Thema beendet.
    Trotzdem ließ sie ihn nicht los und streichelte mit dem Daumen seine Fingerknöchel. Unter der großen Wut lauerte ein dunkler Schmerz. Sie konnte ihn sehen. Ihn fühlen, stark und greifbar. Ein Schmerz, wie sie ihn selbst nur allzu gut kannte. Ein Schmerz, der einem den Atem rauben konnte, wenn man es zuließ. »Heute Abend will ich im New York New York Achterbahn fahren. Es ist bestimmt cool, von dort oben auf den beleuchteten Strip zu sehen.«
    Er trank noch einen Schluck Wein, und sie spürte, wie seine Anspannung nachließ, die er wieder sicher dort verstaut hatte, wo er sie sonst verwahrte. »Ich treffe mich heute Abend mit den Jungs in der Voodoo Lounge. Komm doch mit, statt Achterbahn zu fahren.«
    Sie zog ihre Hand zurück und legte sie in ihren Schoß. Es gab nur einen Teil ihres Körpers, der sich nach Sam sehnen sollte, und das war sicher nicht ihr Herz. Alles, was über Lust hinausging, war zu riskant. Sie schüttelte den Kopf. »Können wir uns nicht dort treffen?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem verwirrten Lächeln. »Spielst du plötzlich die Unnahbare?«
    Sie brauchte ein bisschen Abstand. Eine Atempause, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, bevor sie noch das Undenkbare tat und Gefühle für ihn entwickelte. »Vielleicht.«
    »Dafür ist es ein bisschen spät, Schätzchen. Findest du nicht?«
    Vielleicht, aber sie musste es versuchen. Wenn nicht, befürchtete sie, dass sie langsam mehr in ihm sehen würde als nur ein leidenschaftliches Las-Vegas-Abenteuer. Und das durfte nicht passieren. Das war unmöglich.
    Er griff in seine Geldbörse und zog einen VIP-Pass heraus. »Damit kommst du rein«, erklärte er, als er ihn ihr über den Tisch reichte. »Wir haben einen Tisch auf der Dachterrasse. Versuch, nicht zu spät zu kommen.«
    Wie spät war zu spät? Autumn war die Pünktlichkeit in Person und hatte noch nie verstanden, warum zu spät kommen neuerdings angesagt war. Doch an jenem Abend trudelte sie erst nach elf in der Voodoo Lounge ein. Es hatte sie fast umgebracht, so lange zu warten, und sie hatte die Zeit damit totgeschlagen, sich ein trägerloses Kleid und einen schwarzen Stringtanga zu kaufen. Dann hatte sie sich ein schönes langes Bad gegönnt und sich die Haare auf große Lockenwickler gedreht. Sie hatte mehr Make-up aufgelegt als sonst und unter das schwarze Schlauchkleid nur ihren knappen Tanga gezogen. Bevor sie das Zimmer verließ, warf sie noch einen letzten Blick in den Spiegel. Sie sah aus wie sie selbst, aber trotzdem anders. Sie sah … sexy aus. Was für sie ein ganz neuer Look war. Vor allem nach den letzten Jahren.
    Das lag an Sam. Sam gab ihr ein gutes Gefühl. Es lag daran, wie er sie anschaute. Wie er sie berührte. Wie er ihr ihren Namen ins Ohr flüsterte. Er gab ihr das Gefühl, begehrt und sexy zu sein.
    Die Voodoo Lounge erstreckte sich über die 49. und 50. Etage

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