Kussen hat noch nie geschadet
auf der eine riesige US-Flagge im Wind wehte.
Er stellte sie einem Kerl namens Daniel und einem anderen Typen namens Vlad vor. Der eine war Schwede, der andere Russe. Sie waren beide Hünen und hatten schöne Frauen am Arm hängen. Während im Hintergrund Sweet Home Alabama gespielt wurde, machten sie sie miteinander bekannt. Leider war Vlads Akzent so stark, dass Autumn zwar glaubte, die Namen Jazzzzzz und Tiiiiina verstanden zu haben, aber lieber nicht darauf gewettet hätte.
Daniels fragender Blick durchbohrte sie förmlich. »Sie sind also der Grund, warum Sam nicht mit ins Scores kommt.«
»Und ins Cheeetaz«, fügte Vlad hinzu.
Offenbar standen die Jungs auf Stripper-Clubs, und Autumn überlegte, ob ihre Begleiterinnen professionelle Stangentänzerinnen waren. »Als wir uns kennengelernt haben, hat Sam mich für eine Tänzerin gehalten.« Sie nippte an ihrem Glas und stellte es auf dem Tisch ab. »Ich glaube, er war enttäuscht.«
»Ganz und gar nicht.« Er legte den Arm um sie und zog sie an sich.
Daniel zog irritiert die Augenbrauen zusammen. »Alles okay, Sam?«
»Ja.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die funkelnde Stadt unter ihnen. Auf die glanzvolle, blinkende Silhouette des Strips und der umliegenden Gegend, die die Wüste wie Sterne erhellte. »Wollen wir woanders hingehen?«
Überrascht sah sie ihn von der Seite an. Über seine Wange und sein Kinn fielen blaues Neonlicht und nächtliche Schatten. »Stimmt was nicht?«
Sein Griff um ihre Taille verstärkte sich. »Heute ist der dreizehnte.«
»Bist du etwa abergläubisch?«
Die letzten Klänge von Sweet Home Alabama verloren sich allmählich und wurden vom Stadtlärm unter ihnen gänzlich übertönt. »Ja.« Er blickte auf sie herunter. »Steht ›Sex in einer Limousine‹ auch auf deiner Liste?«
Sein Griff lockerte sich und wurde zu einer sanften Liebkosung. »Nein.«
»Willst du es nicht noch mit draufsetzen?«
Das musste ein Scherz sein. »Hast du denn eine Limousine?«
»Aber klar.« Er grinste sie verschwörerisch an, während er in die Hosentasche griff und sein Handy herauszog. »Nacht, alle zusammen«, rief er, ließ seine Hand in ihr Kreuz gleiten, und sie liefen zurück zur Bar und zum Ausgang. Im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten fuhr seine Hand auf ihren Po und blieb dort liegen, bis sie draußen vor dem Rio standen.
Da am Straßenrand eine Hummer-Stretchlimousine auf sie wartete, war es wohl doch kein Scherz. Sam half Autumn in das riesige Fahrzeug und sprach noch kurz mit dem Fahrer, bevor er zu ihr nach hinten krabbelte.
»Weiß er etwa, was du vorhast?«, fragte sie entsetzt, als sich die Tür schloss und sie in dem dunklen Interieur allein waren. Positionsleuchten erhellten den Boden wie bei einer Boeing 747, und auf der Konsole leuchtete eine kleine Glühbirne. Wenn es wirklich kein Scherz war, konnte sie das wirklich durchziehen?
»Wahrscheinlich ja.« Sam machte sich an irgendwelchen Knöpfen zu schaffen, und die Trennwand glitt nach oben.
»Mir hat noch nie jemand beim Sex zugeschaut.« Und sie wusste auch nicht so recht, ob sie das hier und jetzt ändern sollte.
»Er kann uns nicht sehen.«
»Ganz sicher?«
»So halbwegs.« Er fand den Radiosender, den er suchte, und drehte Boulevard of Broken Dreams von Green Day lauter.
In dem dunklen Interieur fand sein Mund ihren, und in seinem Kuss lag eine Verzweiflung, die sie noch nie zuvor bei ihm gespürt hatte. Eine Art Gier und ein heißes Verlangen. Als wollte er sie auffressen. Sie mit Haut und Haaren verschlingen, gleich dort im Heck der Hummer-Stretchlimousine.
Schon in wenigen Tagen flog sie wieder nach Hause, genau wie er. Sie würden sich nie wiedersehen, und durch Las Vegas zu brausen und Sex zu haben war viel besser, als daran zu denken, wie sie allein zurück nach Hause fliegen müsste. Der Wagen raste los, und Billy Joe Armstrongs Stimme erfüllte die Limousine. Während er von Einsamkeit sang, setzte sich Autumn rittlings auf Sams Schoß und nahm sein Gesicht sanft in die Hände. Sie küsste ihn lange und heftig, wobei seine Hände sich an ihren Schenkeln hinaufstahlen, weil das Las Vegas war und sie anscheinend doch kein Problem mit Sex in einer Limousine hatte. Nicht einmal, obwohl sie nur so halbwegs die Garantie hatte, dass der Chauffeur sie nicht sehen konnte. Hier war nichts real. Weder die Fassaden noch die falschen Kanäle und die Vulkane. Nicht die Verheißung leicht verdienten Geldes oder die Gefühle, die ihre guten Vorsätze
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