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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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Betonlabyrinth im Inneren der Arena gelaufen. Ganz am Ende der verwirrenden Gänge hatte Sam auf den Gummimatten vor dem Tunneleingang gestanden und auf sie gewartet. Er trug einen schwarzen Jogginganzug mit dem Chinooks-Fischlogo und wirkte auf seinen Schlittschuhen hünenhaft. Er trug weder seine Schützer noch die Armschlinge und sah erhitzt und nassgeschwitzt aus. Er war sich mit den Fingern durch die Haare gefahren und schaute aus, als hätte er trainiert. Allein oder mit einem seiner Supermodels. Leider wusste sie nur allzu gut über Sams Training Bescheid. Wusste, dass er über die Ausdauer und Zielstrebigkeit eines Elitesportlers verfügte.
    Sie runzelte die Stirn. Es war besser, nicht über Sams Gründlichkeit nachzudenken. »Und jetzt übertreibt ihr es nicht?«
    »Nein. Es sei denn, Conner katapultiert mich mit einem Hüft-Check mit dem Gesicht voran gegen das Plexiglas.«
    Conner lachte. »Ich werde dich nicht fertigmachen, Dad.«
    Autumn griff sich einen eigens für ihn angefertigten Knieschützer von der Bank und schnallte ihn Conner an.
    »Die brauch ich nicht.«
    »Du willst sie nur nicht, aber du brauchst sie.«
    »An die Ausrüstung gewöhnst du dich schon noch. Und an den Helm auch. Das gehört zum Spiel«, erklärte Sam ihm, während er Autumn auch den zweiten Knieschützer reichte. »Meine Mom hat mir früher auch beim Anlegen der Ausrüstung geholfen.«
    »Dein Dad auch?«
    Sam schüttelte den Kopf. »Der hat sich nicht für meinen Eishockeysport interessiert.«
    Kein Interesse am eigenen Sohn? Autumn, die dabei war, den Klettverschluss in Conners Kniekehle zu befestigen, hielt inne. Das musste ein Witz sein.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sah er sie an, ohne dabei den Kopf zu heben, und fuhr fort: »Er war Polizist. Ein sehr guter Polizist. Er war nur kein sehr guter Dad.«
    So wie er. Er senkte den Blick, aber erst, nachdem Autumn ihm den Gedanken von den Augen abgelesen hatte. Sie musste Sam ein bisschen Anerkennung zollen. In letzter Zeit hatte er Conner sehr viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Er gab sich große Mühe und hielt seine Versprechen. Wäre sie eine Zockerin gewesen, hätte sie gegen ihn gewettet. Alles darauf gesetzt, dass er schon längst in seine alten Gewohnheiten zurückverfallen wäre. Andererseits hielt der neue, geläuterte Sam jetzt erst seit anderthalb Monaten durch.
    Sie befestigte auch den letzten Klettverschluss und richtete sich wieder auf, während Sam Conner mit der gesunden Hand den Helm aufsetzte und ihm auf die Beine half.
    »Das Eis ist heute verharschter. Wahrscheinlich fällst du nicht so oft hin«, versicherte Sam Conner.
    »Gut.« Conner klang erleichtert, als die zwei die Eisfläche betraten. Er glitt vor Sam und stellte sich zwischen seine viel größeren Füße. »Ich hab keine Lust, ständig hinzufallen. Das tut meinem Popo weh.«
    »Haben wir uns nicht schon mal über den Popo unterhalten?«
    »Doch.«
    Sie bewegten ihre Schlittschuhe im Gleichschritt und kamen nur mühsam voran. Und erinnerten Autumn stark an – durfte sie es auch nur denken ? – Pinguine!
    »Und zu welchem Schluss sind wir gekommen?«
    »Dass Mom, weil sie ein Mädchen ist, nicht so schlau ist wie Jungs.«
    Autumn hob irritiert den Blick, Sam hingegen drehte ruckartig den Kopf und sah sie entsetzt an.
    »Ähm … Ich erinnere mich nicht, das gesagt zu haben.« Auf seinem Gesicht machte sich ein schuldbewusster Ausdruck breit.
    Sie zog die Augenbrauen hoch und verkniff sich das Lachen. »Du bist ein schlechter Lügner.«
    Sam lachte, während die beiden langsam übers Eis glitten. Er positionierte Conner zwischen Tor und Mittellinie und reihte mehrere Pucks vor ihm auf. Selbst mit Schützern und Helm wirkte Conner neben seinem Dad winzig.
    »Kannst du mir mal die Schläger bringen?«, bat Sam Autumn und deutete auf die Bank hinter ihr. Sie schälte sich aus ihrer dicken Cabanjacke und legte sie auf der Bank ab. Dann zog sie die Ärmel ihres marineblauen Cardigans herunter und rückte den breiten roten Gürtel um ihre Taille zurecht, bevor sie die zwei Reebok-Eishockeyschläger aufhob. Einen langen und einen kurzen. An beiden Griffen hinab und um die Biegung der Eishockeyschaufeln herum war fest Leinentape gewickelt, und auf die Knäufe beider Griffe hatte jemand mit schwarzem Edding Sams Nummer sechzehn geschrieben.
    So vorsichtig wie möglich trat sie vom Mattenboden aufs Eis. Sie blieb still stehen und testete die Fläche, um sicherzugehen, dass sie nicht auf den Hintern

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