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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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war Autumn so angespannt, dass ihre Wirbelsäule Gefahr lief durchzubrechen.
    Vince sah auf die Uhr und warf seine Serviette neben seinen Teller. »Ich muss jetzt wieder malochen.«
    Vince war ihr Bruder, ihr Freund und Beschützer. Bis auf Conner war er der einzige enge Verwandte, den sie noch hatte, doch sie war erleichtert, dass er endlich ging.
    »Ich hab dir ein Bild gemalt, Onkel Vince. Es ist in meiner Malstation.« Conner hüpfte vom Stuhl und rannte aus dem Zimmer.
    Vince stand auf und stopfte sich sein »Titan Security«-Hemd in die Hose.
    Sam lehnte sich zurück und deutete auf Vinces Gürtel. »Wo ist dein Revolver, Cowboy?«
    »Ich brauch keinen Revolver, Arschloch. Es gibt mehr als hundert Methoden, jemanden zu töten.« Er grinste. »Und hundert Methoden, eine Leiche an einem Ort zu entsorgen, wo sie niemals gefunden wird.«
    Autumn wusste, dass er scherzte. Hoffte sie zumindest. »Tja, ich hoffe, du kommst mal her, während wir weg sind, und isst die Truthahnreste auf. Oder willst du dir was mitnehmen? Vielleicht ein Stück Kuchen?«
    Vince ignorierte sie. »Als du Autumn das letzte Mal wehgetan hast, war ich nicht da. Aber jetzt bin ich es, und es wird nicht noch mal passieren.«
    Sam verschränkte die Arme vor der Brust und kippelte auf ihrem Esszimmertisch-Stuhl. »Ich hab dich schon beim ersten Mal verstanden.«
    Es hatte ein erstes Mal gegeben? Wo war sie da gewesen? Verwundert stand sie auf und folgte ihrem Bruder ins Wohnzimmer. »Was sollte das?«
    Er umarmte sie und drückte sie so fest, dass ihre Knochen fast knackten, damit sie wusste, wie viel Liebe er für sie empfand. Eine Liebe, die ewig währen würde. Egal, wie sehr er sie auf die Palme brachte. »Ruf mich an, wenn ihr morgen im Strandhaus seid, damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist.«
    Sie sagte nicht, dass er sich um sie keine Sorgen zu machen brauchte. Das würde er sowieso. »Mach ich.«
    »Hier ist es.« Conner kam zurück ins Zimmer und reichte Vince das Bild. »Darauf spielen wir Minigolf wie letztes Jahr.«
    »Ja, genau. Da bist du.« Vince deutete auf die kleine blonde Gestalt, faltete das Bild zusammen und steckte es in seine Brusttasche. »Ich seh’s mir bei der Arbeit genauer an.« Er umarmte Conner rasch und stieg die Treppe hinab. »Ich schau mal vorbei, wenn ihr weg seid, sehe nach dem Rechten und vertilge die Reste.«
    »Danke.« Sie winkte zum Abschied und schloss erleichtert die Tür hinter ihm.
    Sie fühlte sich, als wäre ihr die Hälfte einer tonnenschweren Last von den Schultern genommen. Die andere Hälfte saß noch im Esszimmer. »Hilfst du mir beim Aufräumen?«, fragte sie Conner.
    Der schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich muss ein Bild für Dad malen.« Und damit rannte er über den Flur in sein Zimmer. Mal wieder typisch. »Sag mir Bescheid, wenn es Nachtisch gibt«, rief er ihr noch über die Schulter zu.
    Autumn begab sich zurück ins Esszimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Sam stand mit dem Sprühkopf in der Hand in der Küche an der Spüle. Autumns Blick blieb an dem dünnen Pullover hängen, der sich über seinen breiten Schultern und kräftigen Armen spannte, als er nach einem Teller auf der Theke griff. Er pfiff fröhlich vor sich hin, während er ihn in einem der zwei Spülbecken säuberte und sich bückte, um ihn zu den anderen Tellern in die Spülmaschine zu stellen. Bisher hatte noch nie ein Mann für sie den Abwasch gemacht. Wie Sam an ihrer Spüle stand, mit Wasser um sich spritzte und sich bückte, war so ziemlich das Erotischste, das sie je im Leben gesehen hatte.
    Er richtete sich wieder auf und warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Das war echt spaßig.«
    »Das war eine absolute Katastrophe«, seufzte sie, als sie sich das Körbchen mit den Croissants vom Tisch schnappte und damit in die Küche kam, wobei die Absätze ihrer roten Pumps auf dem Vinylfußboden klapperten. »Ich hätte nie gedacht, dass du weißt, wie man eine Spülmaschine einräumt.« Hatte er etwa niemanden, der für ihn sauber machte?
    »Als Kind hab ich viel Zeit in der Küche verbracht. Nach dem Tod meines Dads hat meine Mom Vollzeit gearbeitet. Deshalb mussten Ella und ich uns die Hausarbeit teilen.«
    Sie hatte sich Sam noch nie als kleinen Jungen vorgestellt, der seinen Vater verloren und seine Pflichten übernommen hatte. Ganz ähnlich wie Vince. Nur dass ihr Vater nicht gestorben war. Sondern abgehauen.
    »Meist hab ich Ella dafür bezahlt, meine Arbeit mit zu erledigen.« Sam lachte. »Das hat

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