Kussfest
sah er nur kurz die Scheinwerfer. Er wandte sich wieder Jamie zu, aber bevor er etwas sagen konnte, hörte er das Rattern einer automatischen Waffe. Die Fensterscheibe zerbarst.
Jamie schrie, als Max sich auf sie warf und sie zu Boden riss. Gemeinsam rollten sie an die Wand und blieben dort liegen, während weiter geschossen wurde und um sie herum alles zu Bruch ging Jamie versuchte, sich nicht zu bewegen, solange geschossen wurde. Es war so laut, dass sie dachte, ihr würde das Trommelfell platzen. Plötzlich bohrte sich etwas sehr schmerzhaft in ihr Bein, und sie zuckte zusammen. »Oh Scheiße«, sagte sie. »Und ich dachte schon, schlimmer könnte der Tag nicht mehr werden.«
Max hielt sie fest und bedeckte sie mit seinem Körper. »Was ist denn?«
»Ich hab was abgekriegt«, sagte sie.
VIER
Die Schüsse endeten ebenso plötzlich, wie sie begonnen hatten. Danach waren nur noch quietschende Reifen zu hören. Max rollte sich von Jamie herunter und zuckte zusammen, als er ihr Bein sah. In ihrer Wade steckte eine übel aussehende Glasscherbe. Schnell schaute er nach weiteren Wunden. Gottlob gab es keine.
Jamie setzte sich auf, betrachtete kurz ihr Bein und seufzte dann angeekelt. »Na klasse! Ich hab den ganzen Tag aufgepasst, mir keine Laufmasche zu ziehen, und jetzt das! Da hätte ich genauso gut ein Billigding kaufen können, statt vier Dollar mehr für die Markenstrumpfhose auszugeben.« Sie seufzte. »Oh, verdammter Mist.«
Max sah sie nur an.
»Also, ziehst du das Scheißteil jetzt da raus, oder soll ich hier verbluten?«
Max griff sich an den Krawattenknoten, löste ihn und riss sich den Schlips vom Hals. Mit einem Ruck zog er Jamie die Scherbe aus dem Bein.
Sie sog scharf Luft ein. »Aua!
»Ich habe nie behauptet, dass sich das gut anfühlen würde«, sagte er und wickelte ihr die Krawatte ums Bein, damit es nicht noch schlimmer blutete. »Das sollte erst mal reichen, bis Hilfe kommt. Ruf die Polizei, ich muss mal draußen nachsehen.« Er lief aus dem Raum und rannte fast einen der Männer aus der Druckerei um. Sie tanzten ein bisschen voreinander herum, als Max versuchte, an ihm vorbeizukommen, und der andere Mann nicht zu wissen schien, in welche Richtung er ausweichen sollte. Schließlich schob Max ihn einfach beiseite und rannte weiter.
Jamie war bereits am Telefon und erklärte dem Polizisten, was passiert war. Nachdem man ihr versichert hatte, dass Hilfe unterwegs war, legte sie auf und sah Lyle, ihren Herstellungsleiter, besorgt auf ihr Bein starren.
»Miss Swift, ist alles in Ordnung?«, fragte er. »Ich bin von hinten gekommen, weil ich aufs Klo wollte, da habe ich den Lärm gehört.« Ungläubig schaute er sich im zerschossenen Büro um.
»Geht schon«, sagte Jamie. »Wahrscheinlich kriege ich eine Narbe, so groß wie unser ganzer Parkplatz. Aus der Traum vom Miss-South-Carolina-Wettbewerb. Ist bei euch hinten alles okay, Lyle?«
Er nickte. »Da hat bestimmt keiner was gehört, die Druckerpresse läuft ja auf vollen Touren. Kann ich irgendwas für Sie tun?«
»Die Polizei ist schon unterwegs.«
Zehn Minuten später traf die Polizei ein, gefolgt von einem Krankenwagen. Ein Sanitäter versorgte Jamies Wunde, und der Polizeichef, Lamar Tevis, ein leicht übergewichtiger, rotblonder Mann in ausgebeulten Khakihosen und einem zerknitterten Baumwollhemd, gab seinen Leuten Anweisungen. »Ruf Bud von der Spurensicherung an, er soll sofort herkommen.«
»Ja, Chief.«
Lamar wandte sich an Jamie und Max. »Hat einer von Ihnen was gesehen?«
Max schüttelte den Kopf. »Sie waren schon weg, als ich rauskam.«
»Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Lamar unverblümt.
Jamie stellte Max vor. Lamar wirkte beeindruckt. »Ich kenne Sie aus der Zeitung.«
Max reichte ihm eine Metallhülse, die er auf der Straße gefunden hatte. »Sieht aus wie von einer großkalibrigen Schnellfeuerwaffe.«
Lamar drehte die Hülse mehrmals in der Hand herum, als könne er daran irgendetwas erkennen. »So was passiert hier normalerweise nicht. Irgend wer will hier dringend jemanden umbringen.« Er beäugte Max. »Haben Sie Feinde? Irgendwen, der Sie gerne tot sehen würde?«
»Ich bemühe mich, ein fairer Geschäftspartner zu sein«, sagte Max. »Aber es bleibt wohl nicht aus, dass man mal den einen oder anderen vergrätzt. Trotzdem wüsste ich nicht, wer mich umbringen sollte.«
Lamar wandte sich an Jamie. »Haben Sie irgendwas gedruckt, was jemanden verärgert haben könnte?«
Sie verdrehte die Augen. »Klar, ich
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