Kussfest
All die Menschen, die sich darauf verlassen, dass du hier frischen Wind reinbringst.«
Er seufzte. »Ich weiß. Ich spreche dauernd mit Leuten, die nur mit Müh und Not zurechtkommen, weil es hier einfach keine Arbeitsplätze gibt. Manche leben vom Arbeitslosengeld, und zwar stolze Leute, die es gewohnt sind, für sich selbst zu sorgen.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Die Stadt braucht mehr Betriebe, damit die Menschen Arbeit haben.«
»Ich weiß auch nicht, was ich an deiner Stelle tun würde«, sagte Phillip. »Ich würde aber auch die Sicherheit meiner Familie nicht aufs Spiel setzen wollen.«
»Ohne Deedee könnte ich nicht weitermachen«, sagte Frankie elend. »Sie ist doch mein Ein und Alles.«
Jamie war sehr gerührt. Sie kannte kein Paar, das sich so nahe stand, und fragte sich, ob sie und Phillip es je so weit bringen würden. »Du bist wirklich süß, Frankie.«
Phillip sah Jamie an. »Willst du heute Nacht hierbleiben?«
Sie nickte. »Ich will für Deedee da sein.«
»Verstehe.« Er sah auf die Uhr. »Es ist schon spät, ich mache mich mal vom Acker und lasse euch ins Bett gehen. Frankie, danke für das wunderbare Abendessen.«
»Ich bringe dich noch zur Tür«, sagte Jamie und folgte ihm.
»Pass gut auf dich auf«, sagte Phillip. »Ich will nicht, dass dir was zustößt.« Er küsste sie sanft und ging zum Auto.
Jamie kehrte ins Wohnzimmer zurück. »Soll ich noch nach Deedee sehen?«, fragte sie Frankie.
»Lass mal, das mache ich schon«, sagte er.
Max wartete, bis er mit Jamie allein war, bevor er etwas sagte. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja.«
»Er ist uns ganz knapp durch die Lappen gegangen, Jamie.«
»Meinst du, es könnte einer der Sicherheitsleute gewesen sein?«
»Ist alles möglich.
Jamie zitterte. »Ist dir kalt?«
»Na ja, das lässt sich in diesem Hause ja nicht vermeiden, aber es geht schon. Es macht mir Angst, dass jemand unbemerkt so nah herankommen konnte.«
Max betrachtete sie. »Ich wollte dir keine Angst machen. Wahrscheinlich habe ich schon viel zu viel gesagt.«
»Ich bin doch nicht Deedee. Ich will nicht, dass man mir irgendwelche Informationen vorenthält. Außerdem stecke ich ja auch mit drin.«
Wie um sie zu trösten, legte Max ihr die Hand aufs Knie. Jamie spürte, wie ihre Haut seine Wärme aufsaugte. Sie wurde unruhig. Max zögerte einen Moment und zog die Hand dann weg. »Wir müssten mal miteinander reden.«
Seine Stimme war warm und vertraulich, und ihr stellten sich die Nackenhaare auf.
»Wir reden doch«, sagte Jamie in dem Versuch, dem Gespräch eine andere Richtung zu geben. »Wir müssen rauskriegen, was da läuft.«
»Was wo läuft? Hier läuft im Moment alles Mögliche.«
»Das ist mir vollkommen klar.« Sie stand auf und durchquerte den Raum, spürte seine Berührung aber immer noch. Sie musste ihn nicht anschauen, um zu wissen, wie gut er in seinem weißen Hemd und der braunen Leinenhose aussah, wie seine dunklen Augen alles auf einmal wahrzunehmen schienen, obwohl er nur sie ansah.
Sie konnte nicht länger leugnen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, und seine dunklen Augen sagten ihr, dass die Anziehung gegenseitig war. Sie hatte sich dabei erwischt, wie sie sein schönes Gesicht betrachtete, wenn er es nicht bemerkte. Sie hätte gern sein Haar berührt, weil sie sich genau vorstellen könnte, wie es sich anfühlen würde. Sie dachte auch daran, wie es wäre, seine Arme um ihren Körper zu spüren, und bekam auf der Stelle ein schlechtes Gewissen. Sie war Phillip versprochen und hatte kein Recht, an einen anderen Mann zu denken.
Plötzlich stand Max hinter ihr. Sie hatte gar nicht gehört, dass er aufgestanden und zu ihr gekommen war. Nur den Luftzug hatte sie gespürt, die plötzliche, unwillkürliche Spannung in ihrem Körper, und da wusste sie, dass er in ihrer Nähe war. Er legte ihr die Hände auf die Schultern, und ihr Körper reagierte sofort. ‚ »Jamie?«
»Hör auf, Max«, sagte sie und trat einen Schritt beiseite. Sie wusste, dass sie das nicht näher zu erläutern brauchte.
»Und wenn nicht?«
Sie drehte sich um und sah ihn an. »Die Möglichkeit besteht nicht. Ich habe mich doch die ganze Zeit über klar verständlich gemacht. Ich will nicht.«
Er betrachtete sie. »Bist du wirklich so verliebt in Phillip?«
»Natürlich.«
»So wie Frankie und Deedee?«
Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass Max ihr ausgerechnet die Frage stellte, die sie sich vorher ebenfalls gestellt hatte. »Wieso interessiert
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