Kussfest
schwarze Mann kommt.«
Einige Minuten später machte Jamie es sich auf der Decke bequem, die Max auf dem Boden ausgebreitet hatte, und deckte sich mit einer anderen zu. Überraschenderweise entspannte sie sich tatsächlich. Sie schielte zu Max hinüber, der still am Feuer saß. Er hatte zwar behauptet, er sei nicht müde, aber sie sah ihm die Erschöpfung an und wusste genau, dass er absichtlich wach blieb, um aufzupassen. Wieder spürte sie einen Kloß im Hals.
War es ein Fehler, Phillip zu heiraten? Konnte es sein, dass Liebe noch mehr zu bieten hatte als Sicherheit, Partnerschaft und einen warmen Körper neben sich im Bett? Sie war früher schon verliebt gewesen, hatte es aber nie ernst genommen, bis sie Phillip begegnet war.
Phillip pflückte frische Blumen und brachte sie ihr, weil er irgendwo gelesen hatte, das sei romantischer als gekaufte Blumen. Phillip sorgte dafür, dass Jamie im Restaurant immer an ihrem Lieblingstisch saß, sang ihr ins Ohr, wenn sie eng tanzten, und hatte ihr finanzielle Unterstützung angeboten, als er mitbekommen hatte, wie klamm sie war.
Aber als Jamie einschlief, galten ihre letzten Gedanken nicht Phillip, sondern Max.
Irgendwann in der Nacht wachte Jamie auf. »Max, schläfst du?«
Er lag neben ihr auf der anderen Decke. »Nein, ich ruhe mich nur ein bisschen aus. Ist dir kalt?«
»Ein bisschen.«
»Komm doch näher. Ich wärme dich.«
Jamie gehorchte nur zu gerne. Sie schmiegte sich an ihn und genoss seine Wärme. Geborgenheit war es, was sie fühlte, selbst an diesem gefahrvollen Ort. Sie wollte sich dem ganz hingeben, denn es war, soweit sie sich erinnerte, das erste Mal, dass es sie mit solcher Wucht traf. Dabei wunderte sie sich, dass ausgerechnet Max, der Mann, der sie wahnsinnig machte, weil er nichts ausließ, ein so überwältigendes Gefühl von Trost und Sicherheit in ihr hervorrief.
Plötzlich durchfuhr Max ein Schauer.
»Ist dir auch so kalt?«, fragte sie.
»Nein, ich zittere wegen etwas anderem.«
Oh Gott, offensichtlich wollte er mehr von ihr. Was sollte sie bloß tun? Jamie musste sich eingestehen, dass sie ebenfalls Lust auf ihn hatte. Verdammt, sie war scharf auf Max Holt. Okay, das machte sie noch nicht unbedingt zu einem schlechten Menschen. Sie hatte den Verdacht, dass jede Frau unter neunzig neben einem Mann wie Max Holt ein Gefühl des Begehrens empfinden würde. Sie war da keine Ausnahme, nur hatte sie bereits einen wunderbaren Mann, der sie zur Frau nehmen und ihr ein ganz normales Zuhause bieten würde, mit der Betonung auf normal. Was würde Phillip denken, wenn er wüsste, dass sie sich im Gehölz in einem alligatorverseuchten Sumpf an Max kuschelte? Sie versuchte, sich zurückzuziehen. »Ich denke nicht …«
»Denk doch einfach mal nicht nach, Jamie«, sagte er. Sie wandte das Gesicht ab.
Max stützte sich auf den Ellbogen. »Es wäre so schön, wenn du nicht immer vor mir weglaufen würdest.«
»Ich laufe doch gar …« Sie brach ab.
Er legte ihr einen Finger unters Kinn und hob sanft ihr Gesicht an. »Ich küsse dich jetzt, Jamie. Du kannst mir hinterher eine runterhauen, wenn du willst, aber das ist es mir wert.«
Sie öffnete den Mund, um ihm zu antworten, aber es war zu spät. Max verschloss ihr die Lippen mit seinen. Sie war nicht mehr in der Lage zu denken. Es war, als hätte ihr jemand in den Kopf gegriffen, ihr Gehirn gepackt und es beiseite geworfen, wie um zu sagen »das brauchst du jetzt nicht«. Ihr Körper spielte verrückt, ihre Nervenenden klapperten wie die alten Töpfe und Pfannen am Pick-up des Alteisensammlers, der immer herumfuhr und den Müll durchsuchte. Und was, zum Teufel, machte ihr Magen da? Er fühlte sich an, als würde darin ein Stepptanz aufgeführt, und zwar mit spitzen Schuhen. Und das war noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass sie es zutiefst genoss.
Max ließ ihr die Zunge in den Mund gleiten, und Jamie wusste, dass sie verloren war. Anstatt vernünftig zu sein und ihren gesunden Menschen-Verstand einzuschalten, presste Jamie sich an seinen starken Körper und wollte mehr. Wenn in diesem Moment jemand vorbeigekommen wäre und ihr gesagt hätte, dass sie mit einem anderen verlobt war, hätte sie ihn einen Lügner geschimpft, denn Phillip Standish war der Letzte, den sie gerade im Kopf hatte.
Sie zog Max näher an sich. Er war hart wie Granit.
Und sie war heißer als ein Grill am vierten Juli.
Er schob ihr ein Knie zwischen die Beine. Sie japste und hielt die Luft an. Oh, verdammter
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