Kusswechsel
rausgekriegt, wie man das Dingsda überzieht. Und als ich es drübergezogen hatte, war, glaube ich, ein Loch drin, denn es war irgendwie undicht. Das wäre doch was – wenn es dabei passiert wäre! Wenn meine kleinen Kerlchen durch das Dingsda geschwommen wären! Meine Supermännchen, meine Superkerlchen!«
Das arme Kuschelteddylein tapste unerbittlich seinem Verhängnis entgegen, gewann an Fahrt, geriet außer Kontrolle und wusste nicht mehr, wie der Lauf zu stoppen war.
»Tu doch etwas«, sagte ich zu Joe. »Er nippelt sonst ab.«
Morelli trug immer noch seine Pistole. Er nahm sie aus dem Halfter und zielte damit auf Kloughn. »Albert«, sagte er seelenruhig, »halt die Klappe.«
»Vielen Dank«, sagte Kloughn und wischte sich mit dem Hemdzipfel den Schweiß von der Stirn.
»Wo bleibt der Nachtisch?«, wollte mein Vater wissen.
»Gibt es denn heute keinen Nachtisch?«
Es war fast neun Uhr, als Morelli und ich durch die Tür in sein Haus torkelten. Hund Bob kam zur Begrüßung aus der Küche angehopst, rutschte über den polierten Holzboden, versuchte abzubremsen und knallte dann doch gegen Morelli. Es war Bobs Begrüßungsritual, und Morelli war auf den Zusammenstoß vorbereitet. Bob war ein großes, vertrotteltes, rotblondes Ungeheuer, das alles fraß, was nicht niet- und nagelfest war, und das mehr Leidenschaft hatte als Verstand. Er zwängte sich an uns vorbei und war mit einem Sprung aus dem Haus, um rasch in Morellis superwinzigem Vorgarten sein Bein zu heben. Der Vorgarten war immer Bobs erste Wahl für seine Toilette, folglich war der Rasen bräunlich verätzt. Bob kam ins Haus zurück, Morelli machte die Tür zu und schloss ab, und wir blieben für einen Moment stehen und genossen die Stille.
»Das war ja kein besonders gelungener Tag für mich«, sagte ich zu Morelli. »Mein Auto wurde demoliert. Ich bin in eine Schießerei geraten. Und dann musste ich auch noch dieses chaotische Abendessen über mich ergehen lassen.«
Morelli nahm mich in die Arme. »So schlimm war das Essen doch gar nicht.«
»Meine Schwester hat zwei Stunden ihren Kloughn putzipatzibeschnuckelt. Meine Mutter und meine Oma sind jedes Mal in Tränen ausgebrochen, wenn jemand die Hochzeit erwähnt hat. Mary Alice hat ununterbrochen gewiehert. Und das Baby hat dich voll gekotzt.«
»Na gut, aber davon abgesehen …«
»Ganz zu schweigen von Grandma, die sich total betrunken hat und zum Schluss unterm Tisch gelegen hat.«
»Sie war noch die Klügste von allen«, sagte Morelli.
»Du warst ein Held.«
»Ich hätte nicht auf ihn geschossen«, sagte Morelli. »Jedenfalls nicht, um ihn zu töten.«
»Meine Familie ist eine Katastrophe.«
Morelli grinste. »So lange ich denken kann, sage ich Pilzköpfchen zu dir, aber nach zwei Stunden Putzipatzischnuckel komme ich doch ins Grübeln.«
»Was ist eigentlich ein menschliches Pilzköpfchen?«
»Das ist wie ein Sahnehäubchen, nur nicht so matschig. Es ist ein Nachtisch. Es ist weich und süß … und es ist zum Anbeißen.«
Als er Anbeißen sagte, durchrieselte mich ein Schauer bis runter zur entscheidenden Stelle.
Morelli küsste mich direkt hinterm Ohrläppchen und erklärte mir flüsternd, wie man ein Pilzköpfchen richtig anbiss. Als er sagte, zuerst müsste man die Soße obendrauf abschlecken, blühten meine Brustwarzen bis zur Größe von kleinen harten Blaubeeren auf.
»Mensch, bin ich müde«, sagte ich. »Sollen wir nicht lieber gleich ins Bett gehen?«
»Gute Idee, Pilzköpfchen.«
Ich wohne jetzt seit mehreren Monaten mit Morelli zusammen, und es läuft erstaunlich gut. Wir mögen uns immer noch, und der Sex hat seinen Zauber nicht verloren – ich kann mir kaum vorstellen, dass es zusammen mit Morelli jemals so weit kommt. Er ist nett zu meinem Hamster Rex. Er erwartet nicht, dass ich ihm Frühstück bereite. Er ist ordentlich, ohne es zu übertreiben. Und er denkt daran, den Deckel zuzumachen, wenn er auf dem Klo war, jedenfalls meistens. Was kann man von einem Mann mehr verlangen?
Morelli wohnt in einer ruhigen Straße, in einem kleinen hübschen Haus, das er von seiner Tante Rose geerbt hat. Das Haus ist ein Abbild des Hauses meiner Eltern, eigentlich aller anderen Häuser in Morellis Straße. Wenn ich aus seinem Schlafzimmerfenster blicke, sehe ich ordentlich geparkte Autos und zweigeschossige rote Backsteinreihenhäuser mit geputzten Fenstern. In den kleinen Gärten stehen kleine Bäume und kleine Sträucher. Und hinter den Haustüren wohnen häufig
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