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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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und sorgen sich um das Wohl der Stadt. Jeder Polizist am Tatort trug ein durchgeschwitztes T-Shirt und ein grimmiges Gesicht, Morelli war keine Ausnahme.
    »Die Männer haben plötzlich vom Rücksitz aus mit einer Automatik auf uns geschossen«, sagte ich zu Morelli. »Wir waren gerade bei McDonald’s auf der State, da sah ich den Teufelsmaskenkerl über den Parkplatz schlendern und in einen Lincoln einsteigen. Er nahm auf dem Fahrersitz Platz, folglich kann er nicht derjenige sein, der geschossen hat. Er trug vier Becher auf einem Tablett ins Auto, das heißt, es müssen also noch drei andere Mitfahrer im Auto gesessen haben. Ich bin ihm nachgefahren und habe dich sofort angerufen. Den Rest kennst du ja.«
    Morelli legte einen Arm um mich, zog mich an sich und schmiegte seine Wange an meine. »Ich will vor den Männern hier nicht gefühlsduselig werden … aber eben, als ich die Schüsse über das Handy hörte, da dachte ich für einen Moment … na ja, jedenfalls können mir die japanischen Drillinge gestohlen bleiben.«
    »Das ist lieb von dir«, sagte ich, sank in seine Umarmung und war froh, dass mich jemand festhielt. »Es ging alles so schnell. Keiner ist aus dem Auto ausgestiegen. Eddie war noch auf dem Sitz angeschnallt. Sie haben durch seine Windschutzscheibe geschossen.«
    »Der Lincoln ist gestohlen. Wahrscheinlich haben sie gedacht, Gazarra wollte sie deswegen festnehmen.«
    »Nein, ich war es«, sagte ich. »Es ist alles meine Schuld. Der rote Teufel hat gemerkt, dass ich ihn wiedererkannt habe.«
    Der Notarztwagen traf ein und stellte sich neben Gazarras Polizeiauto. Polizisten regelten den Verkehr, sperrten den Tatort ab, riefen sich über dem atmosphärischen Rauschen und dem Gequäke aus den Funkgeräten ihre Befehle zu.
    »Irgendwie unheimlich, dass du ständig in solche Situationen hineinschlitterst«, sagte Morelli. »Gruselig.«
    Grandma stand hinter uns. »Zwei Katastrophen an einem Tag«, sagte sie. »Das ist mein persönlicher Rekord.«
    »Knapp verfehlt«, sagte Morelli. Sein Blick blieb an meinem Sport-BH hängen. »Dein neuer Look gefällt mir.«
    »Ich habe mein T-Shirt als Kompresse benutzt.«
    Morelli zog sein Hemd aus und schlang es mir um den Hals. »Du bist ja ganz kalt.«
    »Das kommt, weil mein Herz vor zehn Minuten aufgehört hat, Blut in meine Venen zu pumpen.« Meine Haut war blass und schweißnass, und auf meinen Unterarmen hatte ich eine Gänsehaut. »Ich muss zurück zu meinen Eltern, ich brauche dringend was Süßes.«
    »Ich könnte auch was Süßes vertragen«, sagte Grandma.
    »Wahrscheinlich hat Stiva den Deckel von Lorraines Sarg sowieso nicht abgenommen.« Sie wandte sich an Sally. »Ich weiß, dass ich Ihnen eine kleine Freude versprochen habe, aber das mit dem Beerdigungsinstitut haut nicht hin. Hätten Sie dafür vielleicht Lust auf was Süßes? Wir haben noch Schokoladenkuchen und Eiskrem zu Hause. Danach könnten wir Sie mit einem Taxi nach Hause bringen. Mein Schwiegersohn fährt manchmal Taxi, deswegen kriegen wir ’nen billigeren Tarif.«
    »Kuchen wäre nicht schlecht«, sagte Sally. »Ich habe bestimmt schon vor lauter Angst einige hundert Kalorien verbrannt.«
    Morelli legte seine Hemdschöße um mich und knöpfte sie zu. »Glaubst du, dass du in dem Zustand fahren kannst?«
    »Ja. Ich habe auch keinen Brechreiz mehr.«
    »Ich muss hier noch ein paar Sachen klären. Sobald ich damit durch bin, komme ich nach.«
    Zu Hause erwartete uns am Eingang schon meine Mutter, starr wie eine Säule, die Arme vor der Brust verschränkt, die Lippen zusammengepresst.
    »Sie weiß Bescheid«, sagte Grandma. »Wahrscheinlich hat das Telefon nicht stillgestanden.«
    »Woher soll sie denn Bescheid wissen?«, fragte Sally. »Wir waren praktisch am anderen Ende der Stadt, und das Ganze ist noch keine Stunde her.«
    »Als Erste rufen immer Traci Wenke und Myron Flatt an, weil die nämlich den Polizeifunk abhören«, sagte Grandma.
    »Danach meldet sich meistens Elsa Downing. Sie weiß immer früh Bescheid, weil ihre Tochter in der Telefonvermittlung arbeitet. Und dann hat bestimmt auch Shirley angerufen und gefragt, ob sie die Kinder bei uns abgeben kann, weil sie ins Krankenhaus fahren muss.«
    Ich stellte den Buick ab, und als ich meiner Mutter gegenüberstand, sah ich, dass sie kreidebleich im Gesicht war. Ich machte mich darauf gefasst, dass jeden Moment Rauchsäulchen hinter ihren Ohren hervorkräuselten. »Keine Fragen!«, ermahnte ich sie. »Ich erzähle erst, wenn ich

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