Kusswechsel
vor die Haustür der Bat Cave. Wahnsinn.
6
Ich erreichte die Polizeiwache, und tatsächlich, die gelbe Linie ging weiter. Ich bewegte mich Richtung Fluss, in ein Gebiet, das aus renovierten Bürogebäuden mit Läden im Erdgeschoss bestand. Jetzt tat sich ein neues Problem auf. Die Linie konnte immer so weitergehen, und wenn ich nicht aufpasste, fuhr ich an der Bat Cave vorbei, ohne es zu merken. Gerade war mir dieser Gedanke gekommen, da hörte die Linie auf.
Ich befand mich in der Haywood Street, einer Seitenstraße mit wenig Verkehr, zwei Häuserblocks vom Stadtzentrum entfernt. Auf der einen Straßenseite zogen sich viergeschossige Stadthäuser hin, auf der anderen standen Bürogebäude. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich mich jetzt wenden sollte. Von den Stadthäusern hatte keines eine Garage, und auf der Straße stand kein einziges Auto. Ich fuhr einmal um den Block herum, suchte nach einer Gasse mit Zugang zu einem Parkplatz auf der Rückseite. Nichts. Das hier war gute zentrale Lage, und eines der Stadthäuser würde eine gute Bat Cave abgeben, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Ranger sein Auto so weit entfernt von seiner Wohnung abstellte. Ich kurvte vor einem Bürogebäude mit Tiefgarage. Ranger konnte in der Tiefgarage parken, aber dann musste er immer noch die Straße überqueren, um zu einem der Stadthäuser zu gelangen. Für einen Normalsterblichen kein Problem, für Ranger ungewöhnlich. Ranger stand immer mit dem Rücken zur Wand, Ranger hätte sich nie in eine exponierte Lage begeben.
Die anderen denkbaren Möglichkeiten waren nicht so prickelnd: Der Speicherplatz des Computers war ganz einfach erschöpft, und die Haywood Street hatte überhaupt keine Bedeutung. Oder Tank hatte Rangers Truck genommen und ihn in Reichweite der Tank Cave abgestellt.
In den meisten Stadthäusern brannte Licht. Die Bürogebäude waren dunkel. Das Haus mit Tiefgarage war ein relativ kleiner siebenstöckiger Bau. Das Foyer und der vierte und fünfte Stock waren erleuchtet. Ich setzte einen knappen Meter zurück, damit ich durch die große Flügeltür aus Glas sehen konnte. Das Foyer sah frisch renoviert aus. An der Rückwand waren die Aufzüge, an der Seite ein Empfangstresen. Hinter dem Tresen saß ein Mann in Uniform.
In der Fassade des Hauses gähnte wie ein großes schwarzes Loch die zweispurige Einfahrt in die Tiefgarage. Ich fuhr hinein, wurde aber gleich gestoppt, weil man einen Sicherheitscode brauchte. Ein schweres Eisengitter versperrte mir den Weg. Ich blinzelte in das finstere Innere der Garage, und mir wurde ganz heiß. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich einen schwarzen Porsche erkannt hatte, der mit der Schnauze zur Rückwand stand.
Ich schaltete das Fernlicht ein, aber es reichte nicht aus, um die Garage zu erhellen. Zum Glück führte Ranger sämtliche Kopfgeldjäger-Accessoires mit sich spazieren, die man sich nur denken kann. Ich nahm mir die Maglite-Stablampe, die auf dem Rücksitz lag, stieg aus und tauchte die Garage in ihrer gesamten Breite in Licht. An der Rückwand waren ein Treppenhausschacht und der Aufzug. Vor dem Aufzug befanden sich vier Parkbuchten. Die beiden ersten waren frei, auf dem dritten stand Rangers schwarzer Porsche Turbo, auf dem vierten ein Porsche Cayenne. Sein Mercedes fehlte, und den Truck fuhr ich. An der Seite standen noch zwei schwarze Geländewagen.
»Das muss die Bat Cave sein«, sagte ich zu Rex, als ich mich wieder hinters Steuer klemmte.
Irgendwie witzig, dass ich sie endlich gefunden hatte – aber was nun? Ranger war irgendwo hingefahren, und ich hatte noch immer keine Bleibe für die Nacht. Ich stierte in die leere Garage. Ich wusste nicht, wo ich schlafen sollte, und dabei stand ich hier vor einem Haus, in dem es eine leere Wohnung gab! Aber, sagte ich mir, lieber gar nicht dran denken. Es käme einem Todeswunsch gleich. Der Mann macht solch einen Aufstand um seine Privatsphäre. Er wäre alles andere als erfreut, wenn ich in seine Wohnung einbrechen und ihm die Schneewittchennummer vorspielen würde.
Eine Abteilung in meinem Gehirn ist für dumme Gedanken zuständig. Als ich sieben Jahre alt war, bin ich vom Dach unserer Garage gesprungen, weil ich feststellen wollte, ob ich fliegen kann. Diese Abteilung hat mich auch ermutigt, Puff-Puff mit Morelli zu spielen, als ich noch fast ein Kind war. Morelli war die Puff-Puff-Eisenbahn, und ich war der Tunnel. Dabei stellte sich heraus, dass der Zug viel Zeit unter meinem Rock verbringen musste. Später
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