Kusswechsel
rückwärtigen Veranda, während ich nach dem Schlüssel kramte. Schließlich bekam ich die Tür auf, wir sprangen ins Haus, und ich knallte hinter mir die Tür zu.
Lula schüttelte ihre Flechtzöpfchenmähne, dass die Wassertropfen nur so flogen. »Einen beschisseneren Tag als heute hätten wir uns auch nicht aussuchen können, was«, sagte sie.
»Vielleicht warten wir lieber noch ein paar Tage ab, bis das Wetter besser ist.« Das aufrichtigste Angsthasenstatement des Jahres.
»Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber in ein paar Tagen weilst du vielleicht schon nicht mehr unter den Lebenden und kannst nicht mehr auf den Kerl eindreschen.«
12
Der Hintereingang von Vinnies Strandbungalow führte direkt in die Küche. Auf dem Boden war gelbweißes Linoleum verlegt, das relativ neu aussah. Die Arbeitsflächen waren aus rotem Spanholz, die Küchenschränke weiß, ebenso die Küchengeräte. General Electric, mittlere Preisklasse. An einer Wand stand ein kleiner weißer Holztisch, bedeckt mit einem blau-weiß karierten Tischtuch, um den Tisch vier Stühle.
Hinter der Küche lag ein kombiniertes Wohn-Esszimmer. Der Teppich war honiggelb und zeigte Abnutzungsspuren. Der Esstisch war weiß und gold, rustikal, französische Provence, wahrscheinlich beschlagnahmte Ware für eine faule Kaution. Die Wohnzimmermöbel hatten pralle braune Velourspolster, ganz nach dem Geschmack eines Puffs für gehobene Ansprüche. Die Sofatischchen waren aus Obstbaumholz, mediterraner Stil. Überall gestickte Kissen mit dummen Sprüchen: KÜSS MICH, ICH BIN ITALIENER. ZU HAUSE IST DA, WO ICH MICH WOHL FÜHLE. HIER FÄNGT DER SOMMER AN.
Unten waren ein Badezimmer und ein kleines Schlafzimmer. Beide Räume gingen hinaus zur Einfahrt.
»Hier können wir Anton gut verprügeln«, erklärte Lula, als sie das Badezimmer betrat. »Falls Blut fließen sollte, kann man die Kacheln leicht abwischen.«
Blut? Mir wurde flau im Magen, und kleine schwarze Punkte schwirrten vor meinen Augen.
Lula redete munter weiter. »Und es gibt hier nur dieses eine Fenster mit Milchglasscheibe über der Badewanne. Es kann uns also keiner sehen. Ja, der Ort ist wie geschaffen für unser Vorhaben. Intim. Keine Nachbarn. Das ist wichtig, weil er wahrscheinlich vor Schmerzen schreien wird, und es soll ja niemand etwas hören.«
Ich ließ mich auf dem Toilettenbecken nieder und legte den Kopf zwischen die Knie.
»Was ist los?«, fragte Lula.
»Ich mache gerade eine Diät. Wahrscheinlich bin ich nur etwas geschwächt vor Hunger.«
»Ich weiß noch, als ich meine Diät machte, habe ich mich auch so gefühlt«, sagte Lula. »Dann habe ich die Proteindiät entdeckt, und ich durfte Schweinekoteletts essen. Mit der Proteindiät habe ich mich richtig wohl gefühlt. Nur habe ich manchmal übertrieben. Als zum Beispiel die gekochten Hummer im Sonderangebot waren. Da habe ich mich nur von Hummer und zerlassener Butter ernährt. Die Butter ging mir runter wie Gänseschmalz.«
An Gänseschmalz wollte ich jetzt zuallerletzt denken. Ich blieb auf der Toilette sitzen, atmete tief ein und aus, und Lula ging nach oben, den ersten Stock erkunden.
»Oben sind zwei Schlafzimmer und ein Badezimmer. Nichts Besonderes. Wahrscheinlich sind sie für Kinder oder andere Gäste«, sagte Lula, als sie wieder nach unten kam.
»Sollen wir dir was zu essen kaufen?«, fragte sie.
Ich brauchte nichts zu essen. Ich brauchte jemanden, der intervenierte und mich davon abhielt, einen Mann zu kidnappen und ihn blutig zu schlagen. Mit mulmigem Gefühl verließ ich das Badezimmer und schritt durch das Wohnzimmer zur Haustür. Ich schloss die Tür auf und trat nach draußen auf die überdachte Veranda. Das Haus hatte einen winzigen Vorgarten, der gerade genug Platz für einen Liegestuhl aus Aluminium und Nylongewebe und ein Tischchen bot.
Entlang der Küste, so weit das Auge reichte, verlief eine Strandpromenade. Der nasse Sand dahinter hatte die Farbe von frisch gegossenem Beton. Das Meer war laut und unheimlich. Riesige hohe Wellen krachten an den Strand und beschworen Bilder von Tsunamis, die Point Pleasant mit Haut und Haar verschlangen.
Der Wind hatte zugelegt und trieb den Regen wie bauschende Vorhänge über die Veranda. Ich zog mich zurück ins Haus und schloss die Tür hinter mir. Wir zogen alle Rollos herunter, alle Vorhänge zu und verließen das Haus wieder.
Als wir in White Horse einliefen, rief ich Connie an. »Was gibt’s Neues?«, fragte ich sie.
»Alles in die Wege
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