Kusswechsel
ziemlich wrackig aus, aber es war eindeutig eine Verbesserung verglichen mit dem letzten Mal, als ich ihn zu Gesicht bekommen hatte.
»Das ist Entführung«, maulte er. »So was ist verboten, blöde Zicke!«
»Für uns gilt das nicht«, klärte Lula ihn auf. »Wir sind Kopfgeldjäger. Wir entführen andauernd Leute.«
»Andauernd nun auch wieder nicht«, sagte ich.
Connie sah uns gequält an. Natürlich war Entführung verboten. Wir durften Menschen festnehmen und sie mit unserem Auto irgendwo hinbringen, wenn wir die nötige Genehmigung dazu hatten.
»Wenn Sie aufhören, so herumzuzappeln, könnten wir Sie hochheben und auf einen Stuhl setzen«, sagte ich.
»Wir ziehen Ihnen sogar die Hose wieder hoch, damit wir uns den Anblick Ihres Tannenzäpfchens ersparen«, sagte Lula. »Der Anblick beim letzten Mal hat mir gereicht. So toll ist er nicht.«
Wir zerrten ihn hoch auf die Beine und zogen ihm die Hose wieder an, dann pflanzten wir ihn auf einen der Küchenstühle aus Holz und fesselten ihn mit einem langen Seil, das wir um seine Brust und die Rückenlehne wickelten.
»Jetzt sind Sie uns ausgeliefert«, sagte Lula. »Und Sie werden uns alles sagen, was wir wissen wollen.«
»Das hätten Sie sich so gedacht, was? Ich sterbe schon vor Angst.«
»Das sollten Sie auch. Wenn Sie mir nicht sagen, wer Junkman ist, ziehe ich Ihnen eins über.«
Ward lachte schallend.
»Das reicht. Dann müssen wir Sie wohl auf andere Weise überzeugen«, sagte Lula. »Los, Stephanie. Bring ihn zum Reden.«
»Was?«
»Mach schon. Tu ihm weh. Schlag ihn links und rechts.«
»Entschuldigen Sie uns für einen Moment«, sagte ich zu Ward. »Ich muss mich mal eben kurz mit meinen Kolleginnen beraten.«
Ich zog Lula und Connie ins Wohnzimmer. »Ich kann ihn nicht schlagen«, sagte ich.
»Warum nicht?«, wollte Lula wissen.
»Ich habe noch nie jemanden geschlagen.«
»Na und?«
»Deswegen kann ich nicht einfach so vor ihn treten und ihm eine Ohrfeige verpassen. Es ist was anderes, wenn man angegriffen wird und sich im Eifer des Gefechts vergisst.«
»Nein, es ist nicht anders«, sagte Lula. »Du musst einfach nur daran denken, dass er dich zuerst geschlagen hat. Du gehst zu ihm und stellst dir vor, dass er dich ins Gesicht schlägt. Und dann schlägst du zurück. Wenn du erst mal angefangen hast, wird es dir gefallen. Wetten?«
»Warum schlägst du ihn nicht?«
»Wenn ich wollte, könnte ich«, sagte Lula.
»Und?«
»Es ist nicht meine Aufgabe. Du bist diejenige, die mehr über Junkman erfahren will. Und du bist Kopfgeldjägerin.
Ich bin nur Kopfgeldjägerassistentin. Ich dachte, du wolltest es so.«
»Falsch gedacht.«
»Mann, oh Mann. Ich hätte nie gedacht, dass du so feige bist«, sagte Lula.
Würg.
Ich ging zurück zu Ward und baute mich vor ihm auf. »Letzte Gelegenheit«, sagte ich.
Er streckte mir die Zunge raus und spuckte auf meinen Schuh.
Ich ballte die Faust und redete mir Mut zu, gleich würde ich ihm eine verpassen. Aber ich schlug nicht zu. Kurz vor seiner Visage zuckte meine Faust zurück, und die Fingerknöchel schrammten nur seine Stirn.
»Erbärmlich«, sagte Lula.
Wieder zog ich Lula und Connie ins Wohnzimmer.
»Ich kann ihn nicht verprügeln«, sagte ich. »Das muss ein anderer für mich übernehmen.«
Lula und ich sahen gleichzeitig Connie an.
»Gut«, sagte sie. »Platz da, jetzt komme ich.«
Connie marschierte zu Ward, pflanzte sich vor ihm auf und gab ihm eine sachte Ohrfeige.
»Du liebe Güte«, sagte Lula. »Mehr gibt dein Zickenpfötchen nicht her?«
»Ich bin Büroleiterin«, sagte Connie. »Was hast du erwartet?«
»Tja, dann muss ich wohl ran«, sagte Lula. »Aber ich bin ziemlich hart im Austeilen, wenn ich erst mal losgelegt habe. Er wird Narben abkriegen und blutüberströmt sein, ein bisschen aufgeschlitzt hier und da. Das könnte Ärger geben.«
»Das ist ein Argument«, sagte ich zu Connie. »Es wäre gut, wenn er anschließend nicht allzu ramponiert aussähe.«
»Wir könnten ihm zum Beispiel alle in die Eier treten«, sagte Lula.
Zur Beratung zogen wir uns wieder ins Wohnzimmer zurück.
»Ich kann ihm unmöglich in die Eier treten«, sagte Connie.
»Ich auch nicht«, sagte ich. »Er sitzt doch nur da. Ich kann einem Mann nicht in die Eier treten, wenn er einfach nur auf einem Stuhl sitzt. Vielleicht sollten wir ihn losbinden. Wir jagen ihn durchs Haus und kommen dabei in Stimmung.«
»Auf keinen Fall«, sagte Connie. »Der Kerl hat mich heute umgestoßen, dass ich
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