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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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sieht.«
    Zehn Minuten später waren wir startbereit. Ward trug Hand- und Fußschellen. Wir wickelten ihn in eine Decke, schleppten ihn durch den Hintereingang zu Lulas Wagen und luden ihn in den Kofferraum. Danach schlugen wir erst mal drei Kreuze. Dann schlug Connie die Klappe zu.
    »Heilige Muttergottes«, sagte Connie. Sie atmete schwer, und Schweißperlen standen ihr auf der Stirn.
    »Er kommt doch nicht darin um, oder?«, fragte ich Connie. »Er kriegt doch Luft, oder?«
    »Er wird’s überleben. Ich habe meinen Cousin Anthony gefragt. Anthony kennt sich in solchen Dingen aus.«
    Lula und ich zweifelten nicht eine Sekunde, dass Anthony alle Tricks kannte, wie man einen menschlichen Körper in einem Kofferraum verstaute. Anthony war Terminüberwacher bei einer Baugesellschaft. Wenn man sich gut mit Anthony stellte, wurde das Bauvorhaben ohne Verzögerung durchgezogen. War man dagegen der Meinung, man wäre auf Anthonys Dienste nicht angewiesen, konnte schon mal ein Brand auf der Baustelle ausbrechen.
    Connie schloss das Büro ab, und wir stiegen in den Firebird. Zwanzig Minuten später, mitten während der Fahrt, erwachte Ward zum Leben und fing an zu schreien und gegen die Klappe des Kofferraums zu treten.
    Es war nicht allzu laut, aber es nervte. Was mochte er empfinden? Wut, Panik, Angst? Und was empfand ich? Mitleid? Nein. Trotz der Beruhigung durch Connies Experten befürchtete ich, dass Ward uns wegkrepierte und wir ihn bei Nacht und Nebel in den Pine Barrens in der Erde verscharren mussten. Dafür würde ich in der Hölle schmoren, dachte ich. So kam eins zum anderen. Das wäre auch nicht mit unzähligen Ave Marias zu büßen.
    »Bei dem Kerl kriege ich das kalte Grausen«, sagte Lula. Sie drückte wahllos eine Nummer an ihrem CD-Spieler und übertönte Wards Geschrei mit Rap.
    Zehn Minuten später spürte ich, wie mein Handy vibrierte. Es war mit meiner Kevlar-Weste verbunden, und ich konnte den Klingelton bei der lauten Musik nicht hören, aber die Vibration spürte ich.
    Ich klappte das Handy auf und rief: »Ja?«
    Es war Morelli. »Jetzt sag nicht, du hättest Ward gegen Kaution aus dem Gefängnis geholt.«
    »Es ist gerade furchtbar viel Rauschen in der Leitung«, sagte ich. »Ich kann dich kaum verstehen.«
    »Vielleicht bringt es was, wenn du die Musik leiser stellst. Wo steckst du überhaupt?«
    Ich machte knisterndes atmosphärisches Rauschen nach, legte auf und klappte das Handy wieder zu.
    Ich weiß nicht mehr, wann das Geschrei und Getrampel aufhörte, jedenfalls drang kein Lärm mehr aus dem Kofferraum, als Lula in Vinnies Einfahrt bog und den Motor abstellte.
    Es regnete immer noch, und die Straße war dunkel. In keinem der Häuser brannte Licht. In der Ferne rauschte das Meer, die Wellen donnerten heran und liefen über dem Sandstrand aus.
    Es herrschte pechschwarze Finsternis, als wir jetzt zu dritt um den Kofferraum des Firebird kauerten. Ich hielt eine Taschenlampe, Connie die Betäubungspistole, und Lula hatte die Hände frei, um die Klappe zu öffnen.
    »Also los«, sagte sie. »Wenn ich die Klappe aufgeschlossen habe, blendet Stephanie ihn mit der Taschenlampe, falls die Decke heruntergerutscht ist. Und Connie verpasst ihm einen Schuss mit der Betäubungspistole.«
    Lula schloss die Klappe auf. Ich schaltete die Taschenlampe ein und richtete sie auf Ward. Connie beugte sich vor, um die Pistole anzusetzen. Ward holte aus und trat gegen Connie. Er erwischte sie frontal an der Brust, sie flog einen Meter weit und landete auf dem Hintern. Die Betäubungspistole fiel ihr aus der Hand und verschwand in der Dunkelheit.
    »Scheiße«, sagte Connie und rappelte sich wieder hoch.
    Ich schmiss die Taschenlampe weg, und Lula und ich wuchteten Ward aus dem Kofferraum. Er war noch immer in die Decke gewickelt, aber er bockte und fluchte. Zweimal verloren wir den Halt und ließen ihn fallen, bevor wir ihn endlich ins Haus geschafft hatten.
    Kaum waren wir in der Küche, ließen wir ihn ein drittes Mal fallen. Connie schloss die Küchentür ab, und wir standen keuchend da, triefend vor Nässe, und gafften den Kerl an, der sich auf dem Linoleumboden krümmte. Er hörte erst auf sich zu winden, als wir die Decke wegnahmen.
    Die Baggypants war ihm über den knochigen Hintern heruntergerutscht und schlotterte ihm um die Knie. Er trug rot-weiß gestreifte Boxershorts. Die Schnürsenkel an seinen vierhundert Dollar teuren Basketballschuhen waren nicht zugebunden, wie das Mode war in seiner Szene. Er sah

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