Kusswechsel
innerhalb des Territoriums der Slayers erwischt werden.
Wie aber sollte ich das anstellen? Wie sollte ich einen Slayer außerhalb seines Reviers einfangen? Und siehe da, es saß ja schon einer im Gefängnis. Anton Ward. Ich brauchte ihn nur gegen Kaution freizukaufen, und er gehörte mir. Na gut, die näheren Einzelheiten hatte ich noch nicht ausgearbeitet – aber der Plan hatte doch Entwicklungspotenzial, oder nicht?
Die Sonne war untergegangen, und die Straßen waren leer. Es wurde Zeit, in Rangers Wohnung zu gehen. Ich schloss den Truck ab, zog die Kapuze über die Baseballmütze und ging zu Fuß zu dem Türgitter an Rangers Haus. Die vierte und fünfte Etage waren wieder hell erleuchtet, und im dritten Stock brannte ein einzelnes Licht. Im Foyer war nur noch der Nachtwächter. Jetzt oder nie, dachte ich. Ich öffnete das Türgitter mit der Fernbedienung, durchquerte die Tiefgarage und gelangte ohne Schwierigkeit in den Aufzug. Ich schloss Rangers Wohnung auf und entspannte mich erst mal.
Die Wohnung war hübsch und leer, so wie ich sie verlassen hatte. Die Schlüssel für den Truck warf ich in den Teller auf dem Sideboard, dann legte ich Sweatshirt und Weste ab und ging in die Küche.
Rex lief in seinem Laufrad. Ich klopfte an die Seitenwand des Käfigs und begrüßte meinen Hamster. Rex hielt kurz inne, die Barthaare zitterten, dann blinzelte er mir zu und lief weiter.
Ich machte den Kühlschrank auf und sah hinein. Dann sah ich mir meine Taille an. Noch immer quoll ein Speckfältchen über den Bund meiner Jeans, aber es war weniger Speck dran als gestern. Die Richtung stimmte. Ich machte den Kühlschrank zu und lief schnell aus der Küche, bevor mich das Bier einholte.
Danach guckte ich eine Weile fern, dann ging ich unter die Dusche. Ich redete mir ein, dass ich duschte, um mich zu entspannen, aber in Wahrheit wollte ich nur die Seife riechen. Manchmal konnte ich erfolgreich aus meinem Hirn verdrängen, dass ich Rangers eigene vier Wände belagerte. Heute wollte mir das nicht gelingen. Heute war mir voll und ganz bewusst, dass ich seine Handtücher benutzte und in seinem Bett schlief. Es war eine Art russisches Roulette. Jeden Abend betrat ich die Wohnung und ließ die Trommel rotieren. Irgendwann an einem der nächsten Abende würde Ranger hier sitzen und auf mich warten, und ich musste mich ihm stellen.
Ich trocknete mich ab und legte mich mit Unterhose und T-Shirt ins Bett. Die Bettwäsche war kühl, und im Zimmer war es dunkel. Irgendwie kam ich mir mit dem Höschen und dem Hemdchen in Rangers Bett schäbig vor. In voller Kleidung würde ich mich viel wohler fühlen. Strümpfe, Jeans, zwei oder drei Hemden, bis zum Kragen zugeknöpft und in den Hosenbund gesteckt, dazu vielleicht noch Jacke und Mütze.
Es lag an der Dusche, entschied ich. An dem warmen Wasser und der herrlichen Seife. Und an dem Handtuch. Alles trug zu meiner allgemeinen Erregung bei. Gut, dem konnte ich abhelfen … aber davon würde ich blind. Damit jedenfalls hatte man uns in Burg immer gedroht, als ich noch kleiner war: Wenn du dich befleckst, wirst du blind. Es hatte mich nicht abgehalten – aber die Angst war noch da. Ich wollte auf keinen Fall erblinden. Außerdem: Was war, wenn ich gerade mitten dabei war, und Ranger würde zur Tür hereinkommen? Ich muss sagen, ein höchst attraktiver Gedanke.
Nein! Kein attraktiver Gedanke! Wie konnte ich nur! Ich war mit Joe zusammen. Irgendwie jedenfalls. Und? Wo steckte er, wenn ich ihn brauchte? Zu Hause. Ich konnte ja hingehen, überlegte ich. Ich konnte hingehen und ihm sagen, dass ich gerade geduscht hätte und eine ganz tolle Seife benutzt hätte, die mich so heiß machen würde. Und dann würde ich ihm erklären, dass ich mich mit dem Handtuch abgetrocknet hätte und dabei die Kontrolle über mich verloren hätte.
Menschenskind! Ich knipste das Licht an. Ich brauchte Lesestoff, aber es gab weder Bücher, noch Zeitschriften, noch irgendwelche Kataloge. Ich schlüpfte in Rangers Bademantel, machte es mir auf dem Sofa gemütlich und schaltete den Fernseher ein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lief gerade die Sendung
Today.
Noch immer lag ich in Rangers Bademantel auf dem Sofa, und ich hatte schlechte Laune. Al Rocker war auf dem Bildschirm zu sehen, er unterhielt sich mit einer Frau aus Iowa, und er sah glücklich und zufrieden aus. Al sah immer glücklich und zufrieden aus. Wie machte er das nur?
Ich verabschiedete mich von Al und schaltete den Fernseher aus. Dann
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