Kutath die sterbende Sonne
Mul in die Nähe, um Suths Haut Linderung zu verschaffen. Suth erduldete es, saugte mit einem Strohhalm an einem Becher Soi, langte gelegentlich nach einem Plätzchen auf der Servierplatte.
Plötzlich verspürte er neue Qual, kreischte und schwang die Servierplatte, schlug zu. Etwas zerbrach, und als sich die Grauheit klärte, sah er, daß andere Junglinge den Toten fortschafften und das verschüttete Konfekt aufsammelten. Suth zischte vor Befriedigung, der Verdruß legte sich. Ein anderer übernahm das Waschen und war dabei vorsichtiger.
»Berichte!« hauchte Suth, klammerte deghs Hand um einen neuen Becher Soi. Degh saugte daran, betrachtete die erschreckten Junglinge. »Geistloser, die Neuigkeiten: berichte!«
»Gnade, Geehrter, es gibt keine verfügbaren Berichte; ein Sturm bedeckt das Land.«
»Ein Sturm.«
»Ein ungeheurer und gewaltiger Sturm. Geehrter, er hat eine Windgeschwindigkeit von 687,78 Koingh . Wir haben versucht, ihn zu durchdringen, aber auf diese Entfernung und bei dem Staub...«
Suth stieß einen Seufzer müden Behagens aus. »Vielleicht wird der Mensch Duncan sterben.«
»Vielleicht, Geehrter.«
Degh sehnte sich ernsthaft danach. Dieser Mensch hatte die Verehrung Bai Sharn getötet, Kommandantin der SHIRUG. Daraufhin hatten die Menschenältesten auf der SABER diesen Duncan entlassen, als ob sie diese Tat für nicht beachtenswert hielten. Degh war zu der Zeit nur Jungling gewesen, verwirrt und erschreckt durch den Tod Sharns, wie alle Junglinge erschreckt worden waren.
Jetzt ersehnte degh den Tod dieses Menschen; er war anomal und pervertiert; er wußte nicht mehr, wer er war, dieser Sten Duncan. Er hatte Junglinge getötet, er und seine Mri-Verbündeten, und jetzt sogar eine Älteste. Seine Rasse entschuldigte das... drohte jetzt sogar, mit den Mri zu verhandeln durch die Vermittlung dieses mri-geprägten Junglings. Schon der Gedanke daran ließ Suths Herzen hämmern und raubte degh fast den Atem.
Dreiundvierzig Jahre lang hatten die Kel-Söldner den Regul gegen die Menschen gedient, und jetzt, am Ende des Krieges, zeichnete sich ein neues Arrangement ab, das der Regulrasse Sorgen bereitete: Mri schmiedeten gemeinsam mit Menschen Ränke.
In dieser Krise war Erwachsenenautorität ein verzweifeltes Erfordernis; ein Verstand wurde benötigt, der Entscheidungen fällte, von denen das Überleben anderer Ältester abhängen konnte – auf Kesrith, sogar auf der Heimatwelt. Sharn war tot, der Älteste Hulagh Lichtjahre entfernt, auf Kesrith. Jemand mußte die Entscheidungen treffen.
Der Schmerz...
»Geehrter, Geehrter, entspanne dich...!« murmelte ein Jungling und wischte ihn sanft mit dem Mul ab. Suth keuchte und kämpfte darum, sich aufzurichten, fiel wieder zurück, erstaunt über das Gefühl von deghs eigenem Körper, die Zunahme an Leibesumfang. Der Knochenpanzer des Gesichts schmerzte zum Verrücktwerden. Degh schloß deghs Augen und atmete schwer, was den Schmerz in deghs Unterleib unerträglich werden ließ.
»Degh ist in einer Krise«, stöhnte ein Jungling. »Es dauert schon Tage; es muß aufhören, oder degh wird sterben.«
»Schweig!« schrie degh, und das Schreien half; irgendwie ließ der Schmerz nach. Muskeln zogen sich zusammen. Die Herzen wurden schneller und die Temperatur stieg.
Es stimmte. Degh hatte große Schwierigkeiten. Degh hatte Bai Hulagh gedient, der männlich war, und war einer Prägung nahegekommen; degh hatte dem Zeitpunkt des Wandels entgegengesehen, hatte deghs zukünftiges Geschlecht mit eingebildeter Sicherheit gekannt, weiblich gegen Hulaghs Männlichkeit... es war die Absicht, sich mit dem Ältesten des großen Doch Alagn zu vermählen, Sicherheit und ungeheure Macht zu erlangen.
Aber zu Suths anhaltendem Entsetzen war es zur Überstellung gekommen; Suth, höchstgeehrter unter Hulaghs Junglingdienern, wechselte als besonderer Gunsterweis zu Bai Sharn, die eine Mission unternahm, für die nur ein Ältester riskiert werden konnte: Sharn, weiblich, auf einer jahrelangen Reise. Männlichkeit wurde zur Versuchung; Sharn hatte selbst eine hohe Stellung im Doch Alagn.
Sharn, weiblich, Viertälteste eines der größten Docha; und sie war von einem geistesgestörten Menschenjungling ermordet worden. Degh war als Zeuge dieser unbegreiflichen Tat geprägt worden. Bai Sharn zu ersetzen... Sharn zu sein ... dieses Verlangen entstand mit dem Verzehr.
Und degh konnte den Wandel nicht abschließen, schwebte in einem Zwischenraum, neigte tagelang weder zu Hulagh
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