Kutath die sterbende Sonne
was sie suchten; irgendwo waren die Gefühle ihrer Verfolger, Zorn und Verlangen – ein Element, in dem er sich seit ungezählter Zeit bewegte, das ständig an ihm nagte von weither im Osten und Norden, dus-getragen.
»Duncan«, drängte ihn Niun.
Es war ungerecht, daß sie ihn nicht zu seiner Zeit seinen Weg gehen lassen wollten; er fing an, wie ein Kind zu folgern, und wußte es, irgendwo weit entfernt von seiner Intelligenz. Niun packte ihn am Arm und zog ihn hoch, und er blieb auf den Füßen, ging, wenn sie gingen, rechnete damit, es diesmal zu schaffen. Er schloß die Augen und folgte einfach den Dus Impulsen, verlor sich für lange Zeit darin, spürte gelegentlich Niuns Griff, wenn er schwankte. Der Kupfergeschmack des Blutes wurde deutlicher. Er hustete, und das Blut fing an, nach innen zu rieseln, so daß er im Zickzack zu gehen und in den Gelenken zu zittern begann. Er hatte Angst, mörderische Angst. Ein Knie gab nach, und Niun fing ihn auf, bevor er stürzte, hielt ihn auf den Füßen. Auch an seiner anderen Seite spürte er einen Griff, der ihn festhielt. Er krümmte sich und hustete, und die Sinne klärten sich wieder; dumpf war er sich seiner Gefährten bewußt, der dus-getragenen Gefühle, die aufgebracht und wütend waren.
Kel'ein. Vor ihnen, zwischen ihnen und dem in der Dunkelheit liegenden Lager, tauchte ein Schatten auf, der wie eine Flut über das Land strömte. Er kam auf sie zu. Dus-Gefühle schwebten in der Luft wie der Geschmack des Sturms. »Yai!« wies Niun beide Tiere zurecht und brachte die Emotionen zum Erliegen. »Schick sie weg, Duncan, schick sie weg!«
Das war schwer. Es war wie die Aufgabe eines Teils seiner selbst. Er schickte sein Dus fort, fühlte sich auf einmal kalt und klarer bewußt. Die Tiere streunten ein Stück weit davon. Duncan trug wieder einen größeren Teil seines Gewichts selbst und betrachtete die Reihe von Kel'ein, die vor ihnen stehenblieb, erkannte den einen, der vortrat, sah das plötzliche Nachgeben der Reihe, die sie umgab und einschloß. Er erinnerte sich an den Namen, als der Kel'en den Schleier senkte.
»Geht es ihr gut?« fragte Niun.
»Ja«, antwortete Hlil, und Duncan dachte von fern daran, daß mit sie Melein gemeint war. »Ras«, sagte Hlil dann, anerkannte ihre Gegenwart mit einem merkwürdigen Prickeln von Kälte in der Stimme. Und nur für einen Augenblick sah der Kel'en ihn selbst an, kein bißchen wärmer.
»Hlil«, sagte Niun. »Da sind Hao'nath...« Er deutete nach Norden. »Innerhalb dieses Gebietes, und vielleicht steht Blut zwischen uns und ihnen. Laß das Kel ein Auge in diese Richtung halten.«
»Aye«, bestätigte Hlil mit derselben ruhigen Stimme.
Niun gab die Last, die er so weit getragen hatte, in die Hände eines jungen Kel'en, streckte die Hand aus und packte Duncan wieder am Ärmel, drängte ihn zum Gehen. Duncan folgte ihm. Seine Sicht verschwamm und klärte sich wieder. Stille herrschte um sie herum; nicht einmal ein Flüstern kam vom Kel, als sie auf die Zelte zugingen, deren Lampen in der zunehmenden Dunkelheit leuchteten.
Eine Regung ging durch das Lager, als sie die Zelte erreichten. Andere Kasten wagten sich heraus, um zuzuschauen, unverschleierte und ernste Kath'ein, die Kinder an sich drückten, als sie sahen, was zu ihnen zurückgekehrt war... auch Sen'ein, die miteinander flüsterten.
Sie gingen zum größten Zelt... die Erkenntnis traf Duncan: die She'pan; das lag jetzt vor ihm, und er brauchte Urteilskraft und Verstand und alle Beredsamkeit, die er aufbieten konnte.
Wärme schlug wie eine Wand in ihre Gesichter, als sie hineinströmten, Wärme und das goldene Lampenlicht im Vorraum des Zeltes, und der Geruch von Räucherwerk erstickte Duncan fast. Sie blieben dort stehen, und jenseits des Vorhangs, der die Mitte umgab, schimmerte Licht auf einem Metallei, ein Glitzern durch Gaze.
Das Pan'en. Sie hatten es wiedergeholt. Er verspürte eine taube Erleichterung darüber, daß sie unter ihren anderen Besitztümern auch dies wiedererlangt hatten, dieses kostbarste aller Dinge für sie. Niun erwies ihm Respekt, und ebenso dem Mysterium, das er verehrte. Duncan dachte, daß auch er sollte, aber das war etwas, was Niun ihm nicht gänzlich gezeigt hatte, dieser letzte und geheimnisvollste Aspekt des Volkes. Stattdessen hielt er sich zurück, eingeschüchtert durch die Inbrunst der anderen, machte eine ansatzweise Geste, sich den Schleier abzunehmen, wie auch sie sich vor dem Heiligen entschleiert hatten; aber er
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