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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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wir werden sie überbringen.«
    Nach dem Brauch mußte jedes Wort von Feinden durch ihn übermittelt werden. »Berichtet ihnen!« rief Melein mit eigener Stimme zurück. »Ruft eure She'panei her! Ruft sie hierher !«
    * * *
    Auf dem großen Platz lagen noch mehr Tote, und die Leichen wurden zu Hindernissen für den Sand, der in Wellen über das Pflaster trieb; das große Edun, das sogar in Trümmern noch hoch aufragte, reduzierte den Maßstab von allem. »Offen durch die Mitte«, sagte Galey mit leiser Stimme und führte die anderen. Boaz hatte darauf beharrt, daß dieses Vorgehen das richtige war, daß die Mri nicht aus einem Hinterhalt angreifen würden, wenn die Annäherung direkt erfolgte; sie hatte diese Information von Duncan.
    Vierzig Jahre lang hatten Menschen gegen Mri gekämpft, und alle Erfahrung sprach gegen diese Theorie: Mri hatten aus Hinterhalten gefeuert, hatten genau das getan – die Erkenntnis traf ihn mit plötzlicher Ironie –, was die Menschen auch getan hatten. Kein Mensch war den Mri jemals offen gegenübergetreten. Er erinnerte sich an Geschichten von Mri, die allein gegen Menschen vorgegangen waren, wie Berserker, und man hatte sie in Fetzen geschossen. Auf einmal paßte alles zusammen und ließ ihm übel werden.
    Und die Toten... überall – fremdartig, aber tote Kinder waren immer eine Tragödie. Hier war eine Frau gefallen, die Arme weit ausgebreitet, um drei Kinder zu beschützen, bedeckte sie mit ihren Gewändern, als ob das sie hätte retten können; dort war einer der Krieger gestorben, ein blaugekleidetes Kind in den Armen tragend; oder ein Paar der Goldgewandeten in gegenseitiger Umarmung und noch sitzend, als ob die Flucht zuviel für sie geworden wäre und sie sich dem Tod ergeben hätten; ein älteres Kind, dessen mumifizierter Körper die Geste einer über die sandigen Steine ausgestreckten Hand bewahrte, die nach etwas langte, was seine Mutter gewesen sein mochte.
    Fremdartig und doch nicht; die Regul hatten sie getötet, oder vielleicht er. Es war wie Haven und Kiluwa, wie Asgard und Talos und all die Schrecken, die sie einander angetan hatten. Es war das Ende der Welt, und er wünschte sich ernsthaft, daß sich irgendein Leben in diesen Ruinen regte, etwas, das ihn von diesen Dingen erlöste.
    Die Stufen führten vor ihnen empor; er ging weiter auf das dunkle Innere zu, die Hände an den Seiten. Er kannte Edunei, diese Stätten, die den Mri als Festungen dienten – und zu was sonst, wußte niemand. Schreine. Heilige Stätten. Heime. Niemand wußte es. Vierzig Jahre, und niemand wußte es. Vierzig Jahre, und niemand hatte begriffen, daß die Kel-Krieger nicht die ganze Mri-Kultur waren; niemand hatte gewußt, daß es Kath und Sen gab, daß zwei Drittel der Mri-Bevölkerung strikte Nichtkombatanten waren.
    Dieser Ort quälte sie alle. Hin und wieder hatten die Soldaten auf einen Anblick gestarrt, schlimmer als alle anderen, hatten länger geblickt, als auf Neugier zurückgeführt werden konnte, und den Kopf geschüttelt. Sie waren für den Krieg geboren worden; jeder unter vierzig konnte das sagen, aber dies hier war nichts, was sie aus erster Hand hatten sehen müssen.
    Niemand sagte etwas. Boaz blieb oben an der Treppe stehen, um ein Foto von dem Weg zu machen, den sie über den Platz mit seinen Toten gekommen waren. Dann nahm das Dunkel des Edun-Inneren sie auf, und ihre Schritte und das Saugen und Zischen der Atemgeräte hallten wider in gewaltigen Tiefen.
    Galey packte seine Handlampe und schaltete sie ein, ließ den Strahl über die Trümmer schweifen, die die meisten Zugänge zu den Türmen versperrten. »He!« rief er, versuchte die direkte Annäherung an das Äußerste und zuckte unter den Echos zusammen.
    »Der linke Turm«, sagte Boaz.
    »Der ganze Bau wird über uns zusammenstürzen«, protestierte Galey; aber er ging, mit den anderen hinter sich, in den linker Hand gelegenen Aufgang, einen spiraligen Korridor hinauf, der außerhalb des Scheins ihrer Lampe dunkel war, der Platz für Hinterhalte, wenn es in der Stadt einen gab.
    Oben war Licht; der Große Raum dort hatte eine aufgespaltene Wand; und dahinter, durch einen weiteren Zugang – er ging in diese Richtung, um Boaz zuvorzukommen, die andernfalls sicher ohne ihren Schutz gegangen wäre. Sein Herz klopfte angsterfüllt, als er die Reihen von Maschinen sah. Dergleichen hatte er zuvor schon einmal gesehen, auf Kesrith.
    »Ein Schrein«, sagte er laut.
    Boaz blieb in der Tür stehen und blickte zu ihm

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