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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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anderer.
    »Gar nicht.«
    »Glaubst du das wirklich? Du Verräter!«
    Der Mann spuckte vor ihm aus, und ich zuckte wieder einmal zusammen.
    »Ich hab keinen verraten.«
    Sie bildeten einen bedrohlichen Kreis um ihn. Ich spürte Angst in mir aufsteigen.
    »Was haben sie vor?«
    »Ihn bestrafen. Komm mit, Princess. Dir wird so was nicht gefallen.«
    »Aber er hat doch gar nichts getan.«
    »Doch, hat er. Und er weiß es recht gut. Also, willst du zusehen oder was essen?«
    »Sie dürfen ihm nichts tun. Das gehört sich doch nicht. Das ist Gewaltanwendung.«
    »Sicher. Gewalt gehört zum Leben. Und du gehörst zu den Electi, was? Los, komm endlich mit in die Kantine. Nachher kannst du dich um ihn kümmern, wenn dir so viel an ihm liegt.«
    »Mir liegt nichts an ihm«, fauchte ich, aber sie zerrte mich schon an meinem Mantelärmel weg und führte mich in einen großen, mit Tischen und Bänken eingerichteten Raum. Auch er war karg, kalt und nicht sehr sauber. Die Frau machte sich an einer Theke zu schaffen und schnitt mit einem Messer von einem Brot zwei dicke Scheiben ab.
    »Isst du Fleisch, Princess?«
    »Äh … nein.«
    »Dacht ich’s mir doch. Na gut, also Käse.« Sie klatschte irgendeinen Belag auf das Brot, holte aus einem mächtigen Kühlschrank eine Flasche und stellte beides vor mich hin.
    »Danke. Wie heißen Sie?«
    »Ria. Und wir duzen uns hier.«
    Ich biss vorsichtig in das Brot. Es war nicht ganz so schlecht, wie ich befürchtet hatte. Aber das Getränk schmeckte bitter und widerlich.
    »Kann ich bitte ein Glas Wasser haben, Ria? Es reicht auch aus der Leitung.«
    »Leitungswasser? Besser nicht. Man muss es erst abkochen. Das hier tut’s allenfalls zum Waschen. Bier ist gesünder.«
    Aber sie kam mit einer anderen Flasche zurück. Das Zeug war zwar klebrig süß, jedoch besser als das Bier. Ria hatte sich mir gegenüber gesetzt und zog die Bierflasche zu sich.
    »Wo sind wir hier?«
    »Ehemalige Bürostadt. Tiefgarage. Haben es ganz gut getroffen mit unserem Clan.«
    Das mochte sie so empfinden, ich fragte mich allerdings, wie Menschen unter solchen Bedingungen leben konnten. Aber die Subcults konnten es wohl irgendwie.
    Weitere Bewohner kamen in die Kantine. Ich bemühte mich, sie nicht allzu entsetzt anzustarren. In meiner Welt gab es keine Krüppel, keine Narben, keine Missbildungen. Hygiene und medizinische Überwachung und Versorgung ließen so etwas nicht zu. Schmutzig waren sie auch, ihre Haare unfrisiert, ihre Kleider gestopft, fleckig, ausgefranst. Sie aßen gierig, meist mit den Händen, aber einige schienen ihr eigenes Besteck mit sich zu führen. Was mir jedoch am meisten auffiel, war, dass sich überwiegend Männer hier versammelten.
    »Wo sind die Frauen?«, entfuhr es mir.
    »Gibt nur wenige. Johanne, Lennie und ich sind die einzigen in diesem Clan. Und jetzt noch du.«
    »Ich bleibe nicht.«
    »Ach nee?«
    Eine Alarmglocke schrillte durch meinen Kopf. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Offensichtlich gab es irgendwelche Regeln unter ihnen, die besagten, dass man, wenn man erst einmal in diese Unterwelt gelangt war, nicht mehr entkommen konnte.
    Wieder war eine Falle zugeschnappt.
    »Nicht hier bei euch«, bemühte ich mich den Schaden zu begrenzen. »Ich muss weiter weg.«
    »Ach so.«
    Ich nagte weiter an meinem Brot. Es klebte mir am Gaumen, und die süße Limonade half auch nicht, es besser rutschen zu lassen. Meine Glieder fühlten sich an wie Blei.
    »Kann ich hier irgendwo schlafen?«
    »Ich bring dich zu Rebs Quartier.«
    »Und waschen?«
    »Wie viele Extrawünsche hast du noch?«
    »Auf die Toilette würde ich auch gerne. Bitte.«
    Ria lachte trocken auf. »Höfliches Ding, was? Na, auf denn!«
    Sie drückte mir sogar einen gräulichen Waschlappen und ein fadenscheiniges Handtuch in die Hand, wofür ich ihr tatsächlich dankbar war. Daran hatte ich bei unserem Einkauf nämlich nicht gedacht.
    Es gab so etwas wie einen Gemeinschaftsnassraum, der weit von jenem Hygienestandard entfernt war, den ich gewohnt war. Mir dämmerte allmählich, dass ich meine Maßstäbe an Komfort erheblich reduzieren musste. Aber das änderte nichts daran, dass ich mich vor Schmutz und Schmier ekelte. Und vor Kakerlaken auch. Mochte der Himmel wissen, was ich mir hier alles für Krankheiten einfangen würde.
    Aber im Grunde war das egal.
    Niedergedrückt folgte ich Ria nach meiner Katzenwäsche zu einem der Verschläge. Hinter einer Pappwand mit allerlei Plakatresten und einem grünen Plastikvorhang lag

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