Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
die Nachricht geschickt?«
»Es ist wohl so, dass die Fischer auf ihren Booten draußen auf dem Meer Kontakt zu den KomSats haben. Sie schreibt ihre Botschaft auf Papier und gibt sie einem der Fischer mit. Die Fischer geben sie an Kapitäne weiter deren Schiffe über Satellitensender verfügen und die Texte an die Adressen in NuYu weitergeben. Andersherum drucken sie die Meldungen aus NuYu aus, geben sie den Bootsbesatzungen weiter und die verteilen sie über einen sogenannten Postweg an die Empfänger. Das dauert allerdings immer einige Tage, und manches geht dabei auch verloren, hat Hazel mir erzählt.«
»Also brauche ich eine Adresse von den Seeleuten. Sieh zu, dass du mir über sie so schnell wie möglich eine Nachricht zukommen lassen kannst. An diese Adressen.« Er drückte mir einen Zettel in die Hand. »Auswendig lernen, Kyria.«
Ich nahm ihn an mich. Auswendig lernen würde ich die drei kryptischen Adressen nachher.
»Gibt es noch etwas, das du hier jemandem ausrichten lassen möchtest?«
Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Meiner Mutter hätte ich gerne ein paar Wahrheiten an den Kopf geworfen, aber das hatte wohl wenig Sinn. Enge Freundinnen hatte ich nicht, Verwandte, an denen ich mit inniger Liebe hing, auch nicht. Was immer ich irgendwann irgendjemandem zu sagen hatte, würde ich auch später sagen können. Ich starb ja nicht in den nächsten drei Wochen.
»Nein«, antwortete ich also lakonisch, und Cam nickte.
»Ist auch besser so.«
Reb kam zur Tür, ganz in Schwarz, in einem langen Mantel, ähnlich dem, den ich mir im Heilungshaus geborgt hatte. Ein Hauch von Stallgeruch umgab ihn.
»Alles bereit, Cam. Prinzesschen, bist du das?«
»Welche deiner Prinzessinnen hast du sonst hier erwartet?«
»Ah, wenn sie den Mund aufmacht, ist sie noch die Alte. Niedlich siehst du aus.«
»Niedlich. Kleine Jungs sind niedlich.«
»Große Ziegen nicht, da hast du recht. Bist du so weit, oder musst du dich noch hübsch machen?«
»Für dich reicht es so.«
»Spart euch das Zanken für unterwegs. Holt euch noch etwas zu Essen, und dann begleite ich euch zu den Ställen«, knurrte Cam uns an.
Das Mittagessen verlief schweigend. Ich verspürte eine gewisse Aufregung. Meine Flucht ging weiter, und es war nicht ganz sicher, ob sie gelang. Vor allem weil ich mich auf ein Pferd setzen sollte. Anschließend folgte ich Reb und Cam durch einen hell beleuchteten, unterirdischen Gang zur Arena. Angeblich war er schon vor langer Zeit angelegt worden, das hatte Jeana mir am Morgen erzählt. Denn von den Männern, die sich den Wagenrennen widmeten, fühlten sich etliche mit der, wie ich nun wusste, geheimen Gruppe der Wardens solidarisch. Viel hatte Jeana nicht über diese Leute verraten, aber ich hatte den Eindruck, dass sie über ein außerordentliches Wissen verfügten und höchst subversiv die Überwachungstechniken NuYus unterliefen.
Das Pferd war braun und groß und hatte ein hässliches Grinsen auf den Lippen. Ich mochte es nicht. Und ich hatte den Eindruck, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte.
Reb legte Cam kurz die Hand auf die Schulter. »Ich melde mich.«
»Ich weiß. Pass auf das auf, was dir anvertraut wurde.«
Cam schlug ihm auf die Schulter, und mit einer fließenden Bewegung schwang sich Reb auf den Pferderücken. Ich nahm unseren Rucksack auf.
»Kyria?«
Cam stand vor mir, mehr als einen halben Kopf größer als ich. Seine Augen unter den geraden dunklen Brauen leuchteten blau. Er lächelte.
»Du hast Mut«, sagte er. Und dann – ich wurde starr vor Überraschung – legte er seinen Arm um meine Taille, zog mich an sich und gab mir einen langen, heißen Kuss. Ich musste mich an ihm festhalten, weil mir schwindelig wurde.
Als er mich losließ, schnaubten sowohl Reb als auch der Gaul.
»Mag sein, dass wir uns eines Tages wiedersehen, Kyria Princess.«
»Mhm«, war alles, was ich sagen konnte.
»Und jetzt hoch mit dir. Hinter Reb.«
Er verschränkte die Hände, ich setzte meinen Fuß hinein und wurde hochgehoben.
»Halt dich fest, Princess!«
Erst zögerte ich noch, meine Arme um Reb zu legen, aber da machte dieses unsägliche Tier einen Satz, und ich klammerte mich an ihn.
Über den Ritt gab es nicht viel zu sagen. Die erste Zeit kämpfte ich beständig mit dem Gleichgewicht, dann mit der Angst, von irgendwem erkannt und angehalten zu werden, und schließlich mit einem schmerzenden Hinterteil.
Reb schwieg, immerhin aber schien ihm das Tier zu gehorchen, und als wir
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