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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verschwunden, ein feiner, dunkler Barthauch lag auf seinen Wangen.
    Ich hätte gerne darübergestrichen.
    Was für ein seltsamer Wunsch. Mitleid hatte ich nicht mit ihm, das würde er sich auch verbitten. Es war – ja, Dankbarkeit. Auch wenn er mir nur aus Eigennutz geholfen hatte, dem Heilungshaus, der ewigen Überwachung und nicht zuletzt einer mörderischen Freundschaft zu entfliehen, war ich ihm dafür dankbar. Mir war in den vergangenen Tagen mehr als klar geworden, wie unbedarft, wie leichtgläubig, wie weltfremd ich bisher gewesen war. Zwar hatte ich die Lügen meiner Mutter durchschaut – Bonnies jedoch nicht. Ich hatte von den Subcults gewusst, aber mir war nicht klar, was es wirklich bedeutete, zu den Ausgestoßenen zu gehören. Ich ahnte inzwischen, dass auch etwas deutlich Ungeklärtes hinter dem Tod meines Vaters steckte.
    Antworten hatte ich noch nicht viele gefunden, aber ich hatte gelernt, in eine neue Richtung zu denken.
    Mochte derzeit mein früher Tod noch nicht auf dem Spielplan stehen – die Bedrohung und das Bewusstsein, nur noch wenig Zeit zur Verfügung zu haben, hatten mich in den vergangenen Tagen verändert.
    Ich hatte ein Ziel.
    Vorher hatte ich Wünsche gehabt, manche konkret, viele diffus. Nichts hatte ich mit Energie angestrebt. Wenn mir Grenzen gesetzt worden waren, war ich zurückgezuckt.
    Als für mich jedoch plötzlich klar geworden war, dass es keine Alternative mehr gab, dass meine Zeit abgelaufen war, hatte ich alles zur Seite geschoben, was mich hinderte, und mich auf ein Ziel konzentriert.
    Darum war ich jetzt hier, und darum würde ich morgen ins Reservat aufbrechen.
    Cam hatte gesagt, dass Reb ungeheuer zielstrebig und zäh sei, wenn er etwas erreichen wollte.
    Warum?
    Hatte er auch keine anderen Alternativen gehabt und darum diese Zielstrebigkeit entwickelt?
    Warum mochte er nicht im Dunkeln schlafen? Obwohl er mich durch den finsteren U-Bahn-Tunnel, ohne zu zögern, geführt hatte.
    Wie hatte er Cam kennengelernt? Die beiden schienen Freunde zu sein, wenngleich Cam drei Jahre älter war als er und eine, wie mir schien, verantwortungsvolle Position innehatte.
    Warum wollte ich ihm so gerne über die Haare streichen? Um ihn zu trösten, ihm zu zeigen, dass es trotz allem doch so etwas wie Frieden gab? Damit er ausruhen konnte und nicht immer fliehen musste?
    Seltsame Gefühle bewegten mich.
    Ganz sacht strich ich ihm eine Locke aus der Stirn.
    »Schlaf endlich, Princess«, murmelte er.
    Ich ging in mein Bett und zog die Decke über mich.
    Grollend.
    Er konnte wunderbar vorgeben zu schlafen, der verrückte Kerl.

BUSREISE
    D er Dom war ein beeindruckendes Bauwerk. Einst, hieß es, war er vom Ausstoß der fossilen Brennstoffe, die man in großer Menge zum Antrieb von Maschinen verwendet hatte, fast schwarz geworden. Aber nach den Wiederaufbaujahren hatte man ihn restauriert und gereinigt, und nun leuchteten seine Zwillingstürme hell gegen den blauen Maihimmel. Wie zartes Spitzengewebe wirkten die schlanken Streben und Pfeiler, und weit hallte das Geläut seiner Glocken über die Stadt.
    Nachdem wir unsere Einkäufe erledigt hatten, betraten wir durch das hohe Portal das Innere des Doms.
    Sofort umfing uns sanftes, farbiges Licht. Hologramme von Blütenregen rieselten von den hohen Gewölben herab, Blumenduft erfüllte die Luft, und als die Glocken verklangen, verwebten sich schwebende Töne mit Blüten und Wohlgeruch. Überall saßen oder lagen Menschen auf weichen pastellfarbenen Kissen auf dem Boden, lauschend, versunken träumend.
    Ich wäre beinahe auch der entspannenden Atmosphäre erlegen, hätte Reb mich nicht am Ellbogen gefasst.
    »Denk dir mal den Kitsch hier weg, und konzentrier dich auf die Architektur und die Fenster«, flüsterte er.
    Ich musste ein paarmal zwinkern, um das holografische Geriesel auszublenden, aber dann war ich wahrhaftig beeindruckt. Die Säulen leiteten meinen Blick nach oben, sodass ich den Kopf in den Nacken legen musste, und mündeten in ein Gewölbe, das schlichtweg Ehrfurcht gebietend war. Und das farbige Glas in den hohen Spitzbogenfenstern erstrahlte durch die einfallende Sonne – ein Wunderwerk aus Licht und Stein.
    Unnötig eigentlich, das künstliche Gedudel. Stille hätte weit mehr die Andacht gefördert.
    Ich drehte mich um und ging hinaus.
    Wir wanderten schweigend zum Treffpunkt der Reisegesellschaft. Ein komfortabler Bus wartete bereits. Eine energische Frau und ein überaus höflicher Jungmann, Senora Louise und Junor Berti,

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