Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
eingesetzt. Auch die Feuerwehr und die Polizei verwendeten diese Geräte. Ihre Reichweite war, genau wie die der Radiostationen, begrenzt, denn anders als in NuYu hatten die Bewohner der Reservate keinen Zugang zu den Kommunikationssatelliten im All. Ich hatte verstanden, dass man sich aus Prinzip dieser Technik verweigerte, um nicht überwacht werden zu können. Der Nachteil aber war, dass es gelegentlich Tage dauerte, bis man eine Nachricht erhielt. Man schrieb Briefe, die an Poststellen gesammelt und weitergeleitet wurden. Der Empfänger las sie und schrieb seinerseits eine Antwort. Besonders kompliziert war es, sich über die Grenzen des Reservates hinweg zu verständigen. Hier kamen die Schiffe ins Spiel, die weit draußen vor der Küste in internationalen Gewässern Zugang zu den satellitengesteuerten Kommunikationssystemen hatten.
    Auf diese Weise war Cams Nachricht zu mir gekommen. Er hatte sie bereits vor fünf Tagen abgeschickt. Da sie durch viele Hände ging und von vielen gelesen wurde, benutzte er eine sehr verkürzte, beinahe kryptische Sprache. Auf dem Zettel in dem schmuddeligen Umschlag standen nur sieben Worte. Für mich allerdings ergaben sie einen Sinn.
    »Digitalis. MV auf dem Weg zu dir.«
    Ich hatte sie, während die anderen sich über die bevorstehende Tanzveranstaltung unterhielten, unauffällig gelesen.
    Die Nachricht machte mich beklommen, aber ich konnte im Beisein der anderen nicht darüber sprechen. Also steckte ich sie in meine Hosentasche und griff nach einem Messer, um Willow zu helfen, die Pfirsiche für die Marmelade vorzubereiten.
    »Schlechte Neuigkeiten?«, fragte sie leise.
    »Sowohl als auch.«
    Sie nickte nur, stand auf und gab die zerschnittenen Früchte in den großen Topf auf dem Herd.
    Fluke und Pecker zankten sich schon wieder, bis Gort ein Machtwort sprach. Schließlich zogen die beiden jungen Männer ab.
    »Der Junge ist ein Großmaul«, grollte er. »Er sollte aufpassen, dass er sich und seine Familie nicht in Schwierigkeiten bringt. Schmuggel ist zwar ein ehrenwertes Geschäft, aber man brüstet sich nicht damit.«
    »Woher hat er die Ananas?«, fragte ich. Die Wege der Versorgung mit Luxusgütern waren mir noch immer ein Rätsel.
    »Ich meinte nicht Fluke, Kyria. Der macht seine Geschäfte ordentlich. Dieser Pecker und seine Freunde gehen viel zu große Risiken ein. Schmuggeln ist das eine, Stehlen das andere. So, aber jetzt muss ich wieder aufs Feld. Kyria, alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, danke. Tut mir leid, dass ich mich so angestellt habe.«
    Er tätschelte mir die Schulter und verließ die Küche.
    »Die Ananas wird Fluke von einem brasilianischen Frachter bekommen haben«, erklärte Hazel. »Er fährt mit seinem Kutter auf den Atlantik hinaus, und es gibt einige Kapitäne, die uns wohlgesinnt sind. Er kauft sie ihnen ab oder tauscht sie gegen seinen Fang.«
    »Und dann will er nur Küsschen von uns haben?«
    »Papa hat ihn bezahlt. Die Küsse waren eine Dreingabe.«
    »Pah, dann ist er doppelt entlohnt worden.«
    »Aber er ist so süß!«
    Das war Fluke allerdings. Ein bisschen tollpatschig, weniger in seinen Bewegungen als in seiner Art, sich zu geben. Rührend in seiner Anbetung. Wann immer er mich traf, errötete er, stammelte ein bisschen und machte mir unbeholfen Komplimente. Wenn ich ihn damit vorsichtig neckte, wurde er stumm vor Glück. Aber auch wenn er wirklich rettungslos verliebt war, so trat er mir doch nie zu nahe, sondern behandelte mich immer mit der ihm eigenen Höflichkeit. Weshalb ich auch mit ihm am Samstag zum Tanz gehen würde.
    »Was steht auf dem Zettel?«
    Hazel kannte keine Zurückhaltung, wenn sie neugierig war. Aber da sich jetzt nur noch sie, ihre Mutter und ihre Großmutter in der Küche aufhielten, erklärte ich, was die wenigen Worte bedeuteten.
    »Das Mädchen, mit dem ich im Heilungshaus mein Id getauscht habe, ist an einem Gift namens Digitalis gestorben.«
    Jenevra legte den Rührlöffel hin. »Das, Kyria, erklärt einiges.«
    »Mir nicht.«
    »Doch. Du hast gesagt, sie hat die Bonbons genascht, die Bonnie dir mitgebracht hat.«
    »Ja.«
    »Dann haben sie vermutlich Digitalis enthalten. Das ist das Gift des Fingerhuts. Du weißt, das sind diese schönen, lila blühenden Pflanzen, die man auf Waldlichtungen findet. In kleinen Dosen, in winzigen Mengen, hilft dieser Stoff bei Herzkrankheiten. In größeren Mengen führt er zu Schwindel und Übelkeit, und ab einer bestimmten Dosis ist er tödlich. Ich könnte mir vorstellen,

Weitere Kostenlose Bücher