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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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selbstverständlich mit. Es ging mir gut, meine Haut war von den langen Sommertagen gebräunt, meine Haare wiesen helle Strähnen auf. Kräftiger und ausdauernder war ich auch geworden, auch wenn es mich etliche Tage Muskelkater an den unmöglichsten Stellen meines Körpers gekostet hatte. Aber mein Ehrgeiz war geweckt worden, als ich beobachtet hatte, wie Hazel, einen Kopf kleiner als ich und geradezu spillerig, Eimer, Heuballen, Saatsäcke herumwuchtete und unermüdlich auf den Feldern, in den Gärten und im Hof mithalf. Es lag nicht am Elfenblut, von dem sie behauptete, dass es in ihren Adern floss. Weder Jenevra noch Gort, ihre Eltern, hatten irgendetwas Elfenhaftes an sich. Wenn Hazel allerdings ihre kurzen Locken zu einem stummeligen Schwänzchen im Nacken zusammenband, enthüllten sie eigenartig spitze Ohren. Die, so behauptete ihre Großmutter Willow, seien ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie ein Wechselbalg sei, also ein Kind, das die Elfen ihren Eltern untergeschoben hatten.
    Wir lachten viel über diese Vorstellung und schmückten sie nach Belieben aus.
    Drei weitere reife Pfirsiche reichte mir der Wechselbalg zu, ich legte sie in den Korb, verspürte ein Kitzeln an meinem Arm und schlug danach.
    Ein brennender Schmerz durchfuhr mich.
    Ich hob die Hand und sah die letzten Zuckungen einer Biene, die ihren Stachel in meine Haut gebohrt hatte.
    Das kalte Entsetzen erfasste mich. Die Welt wurde grau, begann sich zu drehen, die Luft um mich wurde dünner und dünner, und nur ein atemloses Krächzen kam aus meiner Kehle.
    »Kyria!«
    Wie von weit her hörte ich Hazels Stimme.
    »Kyria, was ist mit dir? Sprich mit mir! Kyria!«
    »Biene«, keuchte ich. »Sterben!«
    »Nein. Unsinn. Atmen, Kyria. Weiteratmen!«
    Ich bemühte mich ja, aber es ging nicht.
    Meine Beine knickten unter mir weg.
    Der Boden kam auf mich zu. Ich starb!
    Jemand schrie.
    Jemand kam.
    Ich wurde hochgehoben, getragen.
    »Jenevra!«
    Gorts Stimme.
    Süßer Tee an meinen Lippen.
    »Trink, Mädchen.«
    Es ging nicht.
    »Kyria!« Willows brüchige Stimme. »Du stirbst nicht. Es ist ein Bienenstich. Du bist auch das letzte Mal nicht gestorben. Hör auf, so ein Theater zu machen!«
    Ich machte kein Theater!
    Etwas klatschte mir auf die Wange. Es brannte.
    Ich blinzelte.
    »Tut mir leid, Kyria, aber anders ging es nicht. Und jetzt trink.«
    Ich schluckte den süßen, kalten Tee.
    Jenevra packte mit spitzen Fingern den kleinen Stachel und zog ihn heraus. Sie hob meinen Arm an, senkte die Lippen auf die brennende Stelle und saugte daran. Dann spuckte sie aus.
    »So, der Stachel ist raus. Und ein bisschen Gift wahrscheinlich auch. Hazel, die Zwiebel!«
    Beißender Geruch näherte sich, Jenevra legte die Schnittseite einer halben Zwiebel auf den Stich und band sie mit einem blauen Taschentuch an meinem Arm fest.
    Ich bekam wieder Luft und begann meine Umgebung wahrzunehmen. Ich saß in der Küche. Auf dem Herd blubberte die Pfirsichmarmelade, auf dem Tisch lag das Gemüse für die Suppe.
    Aber die Angst war noch immer da.
    »Das Gift. Es kann die Krankheit auslösen«, flüsterte ich.
    »Wer behauptet das, Kyria?«, fragte Jenevra und sah mich streng an.
    Es schien, dass auch mein Verstand so langsam wieder seine Tätigkeit aufnahm.
    »Bonnie hat es gesagt.«
    »Eben. Die hat gelogen. Also, sind wir uns einig, dass du jetzt nicht stirbst?«
    Ich ließ den Kopf hängen. Ich war wohl ziemlich blöd.
    »Mama, sie hatte Angst. Sei nicht so garstig zu ihr«, meinte Hazel und streichelte meine Schultern.
    Jenevra kniete sich vor mich und tippte mir mit dem Finger an die Nase. »Entschuldige, Kyria. Aber ich musste dich aus deiner Panik herausbekommen. Darum war ich so garstig zu dir. Ich weiß doch, wie übel man dir mitgespielt hat. Es ist ja noch keine drei Monate her, dass man dir eine Todesangst eingejagt hat. Es braucht seine Zeit, bis man das verwunden hat. So, und nun sag mir, ob der Stich noch sehr wehtut?«
    »Brennt ein bisschen.«
    »Bald wird er anfangen zu jucken. Lerne daraus, Bienen darf man nicht schlagen, dann wehren sie sich.«
    »Ja, ist gut.«
    »Und jetzt probier das mal.«
    Gort reichte mir ein weiches Brötchen mit warmer Pfirsichmarmelade. Es munterte mich ungeheuer auf.
    Kaum hatte ich es aufgegessen, polterte Fluke in die Küche und lud eine schwere Kiste auf dem Tisch ab.
    »Hab ich für euch aufgefischt!«
    Er grinste bis über beide Ohren. Sehr weit abstehende Ohren unter einem Wust leuchtend roter, krauser

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