Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Haare.
    »Ananas!«, juchzte Hazel.
    »Schwimm-Ananas, wie es scheint. Wo ist sie dir ins Netz gegangen, Junge?«, wollte Gort wissen.
    »Vor Brest. Hab auch noch was für dich, Kyria.«
    Mir reichte er einen schmuddeligen Umschlag.
    Eine Nachricht von Cam, vermutete ich, doch zum Lesen kam ich nicht, denn Jenevra fragte, was Fluke für die Ananas haben wollte.
    »Einen Kuss von jeder hier anwesenden Frau«, verlangte er.
    Schon stürzte Hazel sich auf ihn und bedeckte eine jede seiner zahllosen Sommersprossen mit kleinen, spitzmündigen Küsschen. Überwältigt schwankte der stämmige Fischer unter diesem Ansturm. Als sie von ihm abließ, packte Jenevra ihn lachend an den Ohren – Küsschen rechts, Küsschen links, Küsschen rechts und links. Dann nahm Willow sein rundes Gesicht in die Hände und küsste seine Stirn.
    »So, und jetzt Kyria!«, sagte sie.
    Fluke sah mich an, erglühte wie eine Karotte und wedelte mit seinen großen Händen.
    Ich hatte beinahe Mitleid mit ihm. Er war so was von hoffnungslos verliebt in mich. Also legte ich ihm die Hände auf die breiten Schultern und küsste ihn sanft auf die Lippen.
    »Mmmh, Pfirsich«, seufzte er, hielt mich aber nicht fest. »Noch einen, und ich schleppe einen ganzen Container Ananas an!«
    »Du verkaufst deine Ware zu billig«, höhnte ein weiterer junger Mann, der mit einem Stapel Zeitschriften in die Küche trat. »Küsse sind nicht mehr als ein Schluck Wasser wert.«
    »Tja, wer keine bekommt, kann das nicht beurteilen«, meinte Fluke.
    Die beiden waren Konkurrenten in vielerlei Hinsicht. Pecker hatte, gleich nachdem ich von Hazels Familie aufgenommen worden war, versucht, mit mir anzubandeln. Auf eine ziemlich aufdringliche Art. Weshalb ich ihn auf eine ziemlich deutliche Art hatte abweisen müssen. Seither behandelte er mich mit hämischer Verachtung.
    »Ich bekomme genug davon. Und ganz bestimmt von den Mädels, die ich zum Tanz einlade. Samstag, drüben am Fort!«
    »Hab’s schon gehört«, sagte Hazel. »Aber ob ich mir dir hingehen würde, weiß ich nicht.«
    »Gehst du mit mir hin?«, fragte Fluke mich und errötete wieder.
    »Kannst du denn mit den Flossen tanzen?«, fragte Pecker mit einem herablassenden Blick auf Flukes große Füße. Der vollführte plötzlich einige sehr gewandte Bewegungen, feixte und meinte: »Ich winde mich wie ein Aal und schwebe wie ein Rochen.«
    »Und Pecker peckt wie ein Specht beim Tanz«, kicherte Hazel und machte ein paar ruckartige Bewegungen mit dem Kopf.
    Wir lachten alle, aber Pecker schien nicht besonders fröhlich dabei.
    Immerhin hatte das Geplänkel, wer mit wem zum Tanz ging, meine Panik inzwischen völlig vertrieben. Ich setzte mich zu Willow, die Pfirsiche klein schnitt, während Gort Pecker nach Neuigkeiten ausfragte.
    Sowohl Fluke als auch Pecker gehörten zu den Familien in der Nachbarschaft. Flukes Leute waren alle in irgendeiner Weise mit dem Wasser verbunden – als Fischer, Schmuggler, Muschelzüchter; Peckers Angehörige widmeten sich der Geflügelzucht. Doch nicht nur mit Hühnern, Gänsen und Enten machten sie ihr Geschäft, sondern auch mit Brieftauben. Und das führte zu dem weiteren Tätigkeitsfeld seiner Sippe – der Übermittlung und Verbreitung von Nachrichten. In dem mittelalterlichen Fort de la Latte an der Spitze des Caps, etwa fünf Kilometer von unserem Gut entfernt, hatten sie einen privaten Radiosender eingerichtet. »Radio La Forteresse« nannten sie ihn, und er hatte eine Reichweite von etwa zwanzig Kilometern. Neben den Nachrichten, die die Mitarbeiter aus allerlei Zeitungen, offiziellen Meldungen und – wie ich fürchtete – auch einfach nur Gerüchten zusammenklaubten, unterhielten sie die Empfänger mit Musik jeder Art. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung, wie in diesem Reservat die Kommunikation funktionierte. In NuYu war ich es gewohnt, ständig die aktuellsten Meldungen entweder auf großen Bildschirmen oder auf meinem KomLink zu empfangen. Umgekehrt konnte ich jeden persönlich damit erreichen oder Botschaften hinterlassen.
    Hier gab es zwar Telefone, doch sie waren an Kabel angeschlossen, und jedes Haus hatte nur einen einzigen Apparat. Eine Nachricht konnte man nur demjenigen hinterlassen, der den Hörer abhob und sich meldete. Oder der umsichtig aufschrieb und weitergab, was man ausrichten wollte. Es gab auch Funkgeräte, die mir Fluke gezeigt hatte. Klobige Dinger mit einer Antenne dran, die knisterten und knarzten. Sie wurden auf den Booten und Schiffen

Weitere Kostenlose Bücher