Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
die Nachrichten, die sie zeigen, sind immer mindestens eine Woche alt.«
    »Ja, es geht alles unbeschreiblich langsam hier. Aber irgendwie fange ich an, mich daran zu gewöhnen«, sagte ich gähnend.
    Mabelle trampelte auf meinem Bauch herum, rollte sich zusammen, schnurrte, und ich schlief ein.
    In der Küche stand ein Radioempfänger, und als ich am Morgen hinunterkam, um mir Tee und Marmeladenbrötchen zu holen, wurden gerade die Nachrichten verlesen. Pecker hatte meine Warnung über die Masern weitergegeben. Allerdings nicht in meinem Wortlaut, sondern er hatte sie um eine kleine Gehässigkeit ergänzt.
    Er warnte nämlich vor der in der Subcultura grassierenden Masernseuche, die sich durch Flüchtlinge aus NuYu auch in den Reservaten ausbreiten könnte. Man solle sich die Hände waschen.
    »Das habe ich so nicht geschrieben!«, fauchte ich, und Jenevra stand ebenfalls kopfschüttelnd vor dem Lautsprecher.
    »Was soll das denn? Warum schiebt er denn die Schuld auf die Flüchtlinge?«
    Gort schaute von seiner Zeitung auf. »Er schnappt häufig irgendwelche Meldungen auf, Jenevra. In der letzten Zeit immer mehr, habe ich den Eindruck. Masern in der Subcultura – das kann er nur erfunden oder direkt aus NuYu erfahren haben. Kyria, ist daran etwas Wahres?«
    »Allerdings. Kurz nach meiner Flucht hat man in dem Bezirk von La Capitale, in dem die Subcults leben, in einer U-Bahn-Station diese Viren freigesetzt.«
    »Also hat er die Möglichkeit, an Nachrichten aus NuYu zu gelangen.«
    »Über die Schiffe, klar doch«, meinte Jenevra.
    »Die haben anderes zu vermelden als Kinderkrankheiten in der Subcultura. Und außerdem finde ich die Anspielung auf die Flüchtlinge auch nicht besonders passend. Wir begegnen denen, die zu uns kommen, immer hilfsbereit und gastfreundlich. Mit einer derartigen Meldung wird nur Misstrauen gesät.«
    »Und das wiederum lässt Sie vermuten, dass die Meldung aus NuYu selbst stammt?«, fragte ich.
    »Entweder das, oder Pecker ist ein noch größerer Schwachkopf, als ich dachte.«
    »Oder beides«, knurrte Jenevra.
    »Ich fahre nachher sowieso zum Fort, ich werde mit Robin sprechen.«
    Robin war das Oberhaupt von Peckers Sippe. Aber nicht viel sympathischer als der Junge.
    »Dann richten Sie ihm bitte auch aus, dass er die Leute auffordern soll, sich vorbeugend impfen zu lassen. Dr. Grenouille kommt im Laufe des Tages und bringt für die Ärzte in der Umgebung den Impfstoff mit.«
    »Kann ich machen, nur viel bewirken wird es nicht.«
    »Möglich. Aber, Gort, wenigstens Ihre Familie sollte sich impfen lassen!«
    »Du nimmst das sehr ernst, nicht wahr?«
    »Ja, ich bin ein Angsthase.«
    »Dann hüpf an deine Arbeit. Wir lassen uns impfen, Häschen!«
    Gort faltete die Zeitung zusammen und stand auf. Ein stämmiger Mann in derben Kleidern und mit dunkelbraun gebranntem Gesicht. Ich mochte ihn, auch wenn er hin und wieder rumpolterte.
    Hazel und ich verbrachten den Vormittag wieder in den Obstgärten. Es schien, als ob alle Früchte gleichzeitig reif werden wollten. Willow und Jenevra waren unablässig dabei, sie auf verschiedene Weise haltbar zu machen. Sie legten ein, machten Saft, kochten ein, trockneten. Lauter Tätigkeiten, die mir bisher vollkommen fremd gewesen waren. Obwohl es in NuYu sicher auch Leute gab, die sich mit der Herstellung von Säften und Konfitüren beschäftigten. Allerdings nicht in ihrer eigenen Küche, sondern in großen Fabriken.
    Es war überhaupt überraschend für mich, dass man sich hier so ganz anders ernährte, als ich es gewohnt war. Manche Dinge gab es einfach nicht. Oder sie waren nahezu unerschwingliche Luxusgüter. Wie etwa Kaffee oder Ananas. Eigentlich alles, was nicht im Land selbst angebaut werden konnte, war nur über die seltsamsten Kanäle zu erhalten. Zwar liefen auch große Frachtschiffe die Häfen von Brest oder Nantes an, doch das Reservat produzierte nicht genug Ware, mit der man Handel treiben konnte. Was an Überschüssen erwirtschaftet wurde, floss in die Beschaffung weit wichtigerer Güter ein – Rohstoffe wie Stahl, Mineralöl, verschiedene Chemikalien – , alles, was die Industrie brauchte und was im eigenen Land nicht vorhanden war.
    Allerdings litten wir wirklich keinen Mangel. Obst, Gemüse, Getreide, Milch, Eier, Fleisch und Fisch waren ausreichend vorhanden, und aus alldem kochten Willow und Jenevra jeden Tag sättigende und überaus schmackhafte Mahlzeiten für alle, die auf dem Gutshof beschäftigt waren.
    Heute waren es die

Weitere Kostenlose Bücher