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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nachdenke, desto mehr sehe ich, worauf sie hinauswollte. Je kränker ich mich fühlte, umso eher würde ich mich in den Schutz des Tempels begeben. An meinem Geburtstag tauchte in ihrem ganzen Pomp Ma Donna Saphrina auf und machte mir vor laufenden Kameras das Angebot, mich als Novizin aufzunehmen. Ich musste zusagen.«
    »Du magst die Hohepriesterin nicht?«
    »Sie ist eine Schlange!«
    Alvar nickte. »Ja, das ist sie. Gut, dass du ihr entkommen bist.«
    »Und was ist sie noch – außer einer Schlange?«
    »Rebs Mutter.«
    Nachdem ich wieder Luft bekam, entfuhr mir ein von ganzem Herzen kommendes »Scheiße!«.
    »Behalte es für dich. Kyria, wenn ich gewusst hätte, was sie getan hat, wäre ich allen Widerständen und Gefahren zum Trotz gekommen und hätte ihn zu mir geholt. Jetzt bleibt mir nichts anderes, als zu hoffen, dass er seine Bitterkeit überwindet und seine Wunden heilen.«
    »Leben ist zäh«, murmelte ich.
    »Ja, aber trotz allem zerbrechlich. Du hast, seit du deine behütete Welt verlassen hast, viel dazugelernt, und wie mir scheint, bewältigst du dein Leben recht gut. Wirst du einen Rat von mir annehmen, Kyria?«
    »Ja, Alvar.«
    »Die Angst, die man verliert, hinterlässt eine Leere. Versuche sie nicht mit neuer Angst, mit Wut oder Hass auszufüllen.«
    »Das hört sich irgendwie seltsam an.«
    »Merke es dir einfach, Kyria.« Und damit stand er auf und nahm meinen Rucksack. »Deine neue Familie trifft jeden Augenblick ein.«
    Er hatte recht. Im Hof stand bereits ein Lieferwagen, und eine zierliche Frau stieg aus.
    »Madame Jenevra?«, begrüßte Alvar sie und wies dann auf mich. »Hier ist ihre junge Freundin.«
    Jenevra, Hazels Mutter, reichte mir knapp bis an die Schulter. Halblange braune Haare ringelten sich unter einer grünen Kappe, ihre ebenfalls braunen Augen strahlten mich mit offener Herzlichkeit an, und sie breitete die Arme aus. Ich musste mich für Küsschen links, Küsschen rechts etwas hinunterbeugen und roch den süßen Duft von Blumen und Kräutern an ihr.
    »Kyria, ich freue mich so, dich kennenzulernen.«
    »Madame Jenevra – ich mich auch. Ist Hazel nicht mitgekommen?«
    »Sie wartet zu Hause auf dich. Hast du dein Gepäck schon bereit?«
    »Da steht es.«
    »Wollen Sie nicht auf eine Erfrischung eintreten?«, fragte Alvar, aber Madame Jenevra schüttelte den Kopf.
    »Ich muss meine Zeit ein wenig einteilen, tut mir leid.«
    Ich sah mich auf dem Hof um. Wo war Reb?
    Alvar, der mein Gepäck schon eingeladen hatte, umarmte mich herzlich.
    »Der sture Bengel ist bei den Pferden«, murmelte er. »Aber sein ungehobeltes Benehmen lasse ich ihm nicht durchgehen. Warte einen Moment.«
    Mit ausgreifenden Schritten eilte er zum Stall und kam kurz darauf mit Reb an seiner Seite zurück. Ich ging auf ihn zu.
    Er hatte wieder sein ausdrucksloses Gesicht aufgesetzt.
    »Ich gehe jetzt.«
    »Tja. Mach’s gut, Princess. Und zick nicht so viel rum.«
    »Und du lass dich nicht von den Pferden zertrampeln.«
    Mir tat beim Sprechen die Kehle weh. Ich hätte gerne mehr gesagt, aber mir fiel nichts anderes als pathetischer Quatsch ein. Also hob ich den Kopf, versuchte in seine Augen zu blicken. Grün, mit kleinen goldenen Einsprengseln. Einen winzigen Moment lang sah auch er mich an.
    Ich streckte meine Hand aus, legte sie um seinen Nacken und küsste ihn auf den Mund.
    Er blieb starr und nahm meine Hand von seinem Hals.
    »Leb wohl, Princess Kyria.«
    Er drehte sich um und ging zurück zum Stall.
    Ich stieg in Jenevras Auto. Sie sagte nichts. Alvar hob die Hand.
    Der Motor sprang an.
    Wir verließen das Grundstück, erreichten die Straße.
    Ich sah mich nicht um.
    Ich kämpfte. Ich kämpfte wirklich. Doch nach wenigen Minuten verlor ich und brach in heiße Tränen aus.
    Jenevra fuhr an den Straßenrand und legte die Arme um mich. Sie wiegte mich, wie man ein kleines Kind wiegt, und an ihrer Schulter schluchzte ich mein ganzes Leid heraus.
    »Du liebst ihn?«, fragte sie schließlich.
    Ich nickte.
    War wohl so.

TEIL 2
    DER LANGE WEG

BIENENSTICH
    H azel stand auf der Leiter und pflückte Pfirsiche aus der Krone des knorrigen Baumes. Sie reichte mir vorsichtig die reifen Früchte, die ich in einen Korb legte. Meine Hände waren klebrig von ihrem süßen Saft, und ehrlich gesagt, mein Gesicht war es wohl auch. Denn nicht alle Früchte landeten im Korb.
    Seit zwei Monaten lebte ich nun auf dem großen Gut in Plévenon, und wie alle Mitglieder von Hazels großer Familie arbeitete ich

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