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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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äußersten Zipfel des Cap Fréhel und diente den Einheimischen damals als Schutzburg vor den Eroberern, die von See kamen. Ein Männerbauwerk aus einer Männerära, in der man mit Schwertern aufeinander eingeschlagen, später den Feind mit Kanonen beschossen hatte. Eine trutzige Anlage war es, die Gebäude bestanden aus dicken Feldsteinmauern, den Innenhof hatte man in einen Garten umgewandelt. Und in dem runden Turm war der Radiosender eingezogen. Oben wand sich ein gemauerter Wehrgang um den Turm, der von einer Kuppel gekrönt wurde. Eine schmale Steintreppe schwang sich zu dieser Kuppel hinauf, von deren höchstem Punkt der Sendemast aufragte.
    An den Gartenmauern hatten Pecker und seine Leute Lautsprecher angebracht, entlang der Festungswand waren Tische aufgebaut, die sich unter den von den Frauen und Mädchen mitgebrachten Platten und Schüsseln bogen. Ich hatte mit Hazel blecheweise Pflaumenkuchen gebacken, den wir dazustellten. Ember, eine von Hazels Freundinnen, stellte ihre Punschschüssel daneben.
    »Wie brandgefährlich ist das Zeug?«, wollte Hazel wissen.
    »Halb und halb Dieselöl und Methylalkohol«, meinte Ember grinsend. »Wird die Stimmung heben.«
    Ich schöpfte mir ein kleines Gläschen heraus und probierte sehr vorsichtig. Schon einmal hatte man mich mit einem in der Kehle brennenden Getränk zu einem entsetzlichen Hustenanfall gebracht. Aber dies hier war kein Calvados, das war überwiegend Apfelsaft mit Fruchtstückchen und etwas Prickelndem darin.
    »Nach wie viel Bechern tritt das Koma ein?«
    »Ich glaube, man braucht weniger Becher als Fässer. Außer einer von den Burschen kippt den Inhalt seines Flachmanns hinein. Seid also vorsichtig mit dem Punsch.«
    Immer mehr Leute strömten in den Innenhof, überwiegend junge, dazu eine kleine Horde Kinder. Aber auch einige grauhaarige Paare suchten sich irgendwo einen Platz. Bunte Kleider mit weiten Röcken, enge Hosen, glitzernder Schmuck, ganz offensichtlich nicht echt, aber fröhlich, mit Blumen geschmückte Frisuren – wir hatten uns in Festtagskleidung geworfen. Eine so ganz andere als in NuYu. Eine Tante von Hazel hatte mir einen Rock geschneidert, der bis an meine Waden reichte, aber wenn ich mich drehte, hob er sich wie ein Teller und enthüllte die Beine. Man durfte sich wohl nicht zu schnell darin drehen.
    Fluke kam auf mich zugesegelt. Er machte mit den Händen wiegende Bewegungen wie ein schwimmender Rochen und trug ein breites Grinsen im Gesicht.
    »Mademoiselle, Sie sehen entzückend aus«, begrüßte er mich mit einer förmlichen Verbeugung.
    »Und Sie, Monsieur, gleiten durch die Menge wie ein Schiff auf hoher See.«
    »Was hast du zu futtern mitgebracht, Kyria?«
    »Pflaumenkuchen.«
    »Oh, wunderbar. Wo ist er? Und was darf ich dir bringen?«
    Er war so bemüht, mir zu gefallen, dass ich beinahe ein schlechtes Gewissen hatte, ihn wie meinen Sklaven loszuschicken. In NuYu hätte ich mir deswegen nie Gedanken gemacht. Aber die Männer hier waren alles andere als unterwürftig. Sie hatten eine ganz andere Ausstrahlung. Und die gefiel mir. Meistens jedenfalls.
    Pecker stand mit zwei rundrückigen Gestalten an der Turmmauer und wedelte ebenfalls mit den Händen, jedoch nicht elegant, sondern großsprecherisch.
    »… den Sender aus dem Bus ausbauen. Mann, dann kriegen wir vielleicht die zweitausend Megahertz hin.«
    »… müssen aber wohl noch etwas manipulieren. Die Trägerfrequenz … «
    Die Musik begann aus den Lautsprechern zu dröhnen, und ich hörte nicht mehr, was sie sagten. Aber die beiden Rundrücken erinnerten mich an den Nerd, der bei Cam durch das Zimmer geschlufft war. Möglich, dass die beiden die NuYu-Flüchtlinge waren, die Robins Familie aufgenommen hatte. Wenn sie Kommunikationstechniker waren, waren sie hier an genau der richtigen Stelle gelandet. Wobei es für die beiden vermutlich auch eine haarsträubende Umstellung auf die altertümliche Technik bedeutete.
    Fluke jonglierte zwei vollgehäufte Teller durch die Menge und legte sicher bei mir an.
    »Und das soll ich alles essen?«
    »Das schaffst du schon. Und was übrig bleibt, nehm ich dir ab.«
    »Na gut.« Ich schnappte mir ein Stück knusprige Pastete und deutete damit, bevor ich hineinbiss, auf die beiden Rundrücken.
    »Wer sind die?«
    »Tim und Kevin. Auch aus NuYu. Kamen letztes Jahr mit einem kleinen Boot hier an. Sind zwei echte Freaks. Robin hat sie gleich aufgenommen. Sie hatten auch einen Haufen Elektronikkram dabei. Seither ist der Sender –

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