Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
mhm – aktueller.«
»Und jetzt borgen sie sich weiteren Elektronikkram von den Besuchern der Lodge, was?«
Fluke hob die Schultern. »Die haben genug davon, und hier können sie die Sachen sowieso nicht gebrauchen.«
»Was machen die Jungs dann damit?«
»Basteln rum. Robins Clan hat schon immer gebastelt. Mann, der Kuchen ist saugut!«
Fluke mampfte, und ich knabberte an der Pastete. Die auch sehr gut war.
Die ersten Paare bewegten sich auf der Tanzfläche. Allerdings war das Gehopse weder mit den traditionellen Tänzen zu vergleichen, die uns von der Trachtengruppe vorgeführt worden waren, noch mit den kunstvollen Tanzschritten, die ich einst gelernt hatte. Es sah eigentlich nur ausgelassen aus. Fluke stellte seinen leer geputzten Teller ab und reichte mir die Hand.
»Komm, lass uns tanzen.«
Auch die Musik war anders, als ich sie kannte, aber da im Haus ständig das Radio lief, waren mir die Songs inzwischen vertraut. Also folgte ich Fluke auf die Wiese und tanzte mit ihm. Ich tanzte auch mit anderen, aber immer wieder tauchte sein roter Schopf in meiner Nähe auf.
Die Sonne ging unter, die Beleuchtung in der Festung ging an. Als ich mir durstig ein Glas vom Punsch füllte, verspürte ich beim ersten Schluck ein Brennen. Ich erinnerte mich an Embers Warnung und verdünnte das Getränk vorsichtshalber mit Wasser. Ember kam mit einem hochbeladenen Teller dazu und nickte.
»Das ist klug. Ich habe gesehen, wie Pecker etwas hineingegossen hat.«
»Warum tut er das?«
»Er glaubt, wir Mädchen werden dann zugänglicher«, sagte sie mit einem verächtlichen Grinsen.
»Widerling!«
Das war wirklich die unangenehme Seite dieser jungen Männer hier.
»Hast du Lust, dir mal die Radiostation anzusehen? Ich will Milan etwas zu essen bringen. Er ist der Discjockey, weißt du. Und er kommt bei solchen Veranstaltungen kaum von seinem Plattenteller weg.«
»Discjockey, Plattenteller?«
Ember kicherte. »Kennst du wohl nur aus dem Museum, Schallplatten, Plattenspieler, was?«
»Noch nicht einmal daher. Soll ich für ihn auch einen Becher Punsch mitnehmen?«
»Besser einen Krug Wasser.«
Wir betraten den Rundturm und schlängelten uns die Treppe hoch. In dem Raum, in dem zahllose Geräte standen, Kabelgirlanden sich über die Tische wanden, die von Stapeln bunt bedruckter Papphüllen bedeckt waren, saß vor Reglern und Schiebern ein Mann mit Kopfhörern auf den Ohren und legte eben eine schwarze Scheibe auf einen rotierenden Teller. Die seltsamen Begriffe, die Ember verwendet hatte, ergaben damit einen Sinn.
Als ich die Wasserkaraffe irgendwie auf den vollen Tisch schob, blickte er auf und lächelte uns an.
»Ha, Futter! Ich habe doch noch Freunde!«
»Du hast ganz viele Freunde da draußen.«
»Ja, aber die lassen mich gnadenlos verhungern in meiner Trutzburg. Habt ihr Hübschen einen Musikwunsch?«
»Was schönes Langsames«, meinte Ember. »Dann können wir anfangen zu schmusen.«
»Mit wem willst du schmusen?«
»Nur mit dir!«, sagte sie und gab ihm einen Schmatz. »Und Fluke will mit Kyria schmusen.«
»Das wird er sicher bleiben lassen.«
»Sei nicht so, Kyria.«
»Na gut, ein ganz kleines bisschen. Was ist das hier?«
Ich wies auf das Pult mit den Schiebern, und Milan erklärte mir, was es mit dem Radiosender auf sich hatte. Viel verstand ich nicht davon, nur dass sie über den Sendemast oben auf der Kuppel die Musik und die Nachrichten mittels Funksignalen an die Radioempfänger schickten.
»Und wie weit sendet ihr eure Beiträge?«
»Kann ich dir nicht genau sagen. Diese Art Technik ist nicht mein Ding, da müsst ihr Tim oder Kevin fragen. Die basteln dort oben an ihren Maschinchen herum.«
»Darf ich mal raufgehen?«
»Geht nur.«
Ich stieg die nächste Treppe empor und fand mich in dem Raum unter der Kuppel wieder. Hier allerdings standen keine altmodischen Mischpulte und Ständer mit Schallplatten herum, sondern Monitore, Keyboards, summende Computer. Einer davon war zerlegt, und Tim und Kevin arbeiteten mit feinsten Werkzeugen an den Einzelteilen.
Einer von ihnen sah auf.
»Besuch, Tim!«
Der mit Tim angesprochene Rundrücken legte sein Werkzeug hin, grinste und sagte: »Hey, Princess! What’s on?«
Princess.
Das. Ging. Gar. Nicht!
Ich fühlte plötzlich das Gewicht meines Zeremonialgewandes auf meinen Schultern. Ich hatte Perlen und Diamanten in meinen hochgesteckten Haaren. Ich stand auf hohen Schuhen und blickte auf eine Ansammlung niederer Kreaturen herab.
»Für euch
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