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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bürstete.
    »Husch, husch, Erbsen-Prinzesschen, wir müssen den Wagen beladen!«
    Und das alles ohne Kaffee …
    Aber die Morgenkühle vertrieb meine Schläfrigkeit, und ich half Maple und Hazel, Steigen mit Marmeladengläsern und eingelegten Früchten, Saftflaschen, Körbe mit Kartoffeln, Erbsen, Artischocken und Zwiebeln in den Lieferwagen einzuladen. Schwer wogen die Kisten mit Tilias Töpferwaren, die in Stroh gebettet waren. Aber schließlich hatten wir alles verstaut, Maple setzte sich an das Steuer des Wellblechautos, und wir quetschten uns auf den Sitz daneben.
    »Ihr habt schon komische Fahrzeuge hier!«, murrte ich, als Maple knirschend den Gang einlegte.
    »Sie genügen uns. Weißt du, wir haben weit Wichtigeres zu tun, als uns schnittige Modelle auszudenken. Die Gefährte, die vor der Trennung von NuYu üblich waren, erfüllen nach wie vor ihren Zweck.«
    »Ja, aber sind die Dinger denn nicht über hundert Jahre alt?«
    Maple lachte. »Nein, nein, wir bauen schon neue, aber nach den alten Bauplänen. Das hat sich bewährt.«
    »Na, wenn du meinst.«
    Das Ding klapperte und knarzte, der Motor heulte und hustete, die Federung wogte und wallte, und aus dem Auspuff entwichen dann und wann kleine schwarze Wölkchen.
    Aber es fuhr.
    Und nach Erquy war es nicht weit.
    Auf dem Marktplatz rollte Maple an den alten Brunnen, an dem, wie mir Hazel erklärte, ihr üblicher Standplatz war. Wieder durften wir Kisten und Steigen, Körbe und Säcke ausräumen und dann auf einem langen hölzernen Klapptisch ausbreiten. Der Wagen selbst hatte an der Seite eine ausrollbare Markise, die uns Schutz vor Sonne und Regen bieten würde.
    Wobei Sonne heute am ehesten zu erwarten war.
    Rundherum bauten auch andere Marktleute ihre Stände auf. Rechts von uns schaufelte der Fischhändler in eine Wanne Eisbrocken, auf die er seinen frischen Fang legte. Manche Fische zappelten noch. Ich wandte mich ab. Gegenüber hing eine Frau Kittelschürzen auf vollbusige Kleiderbügel und legte stapelweise geblümte Textilien aus, links stapelten sich Eierkartons, hingen gerupfte Vögel von Haken und – mhm – andere tote Tiere auch. Ich hoffte, es waren keine Katzen. Seit ich Mabelle kannte, hatte ich ein ganz neues Gefühl für diese samtpfotigen Jäger entwickelt.
    Maple tauschte heitere Grußworte aus, Hazel tat es ihr gleich, man kannte sich, man plauderte. Ich hielt mich zurück. Zum einen, weil ich erst einmal erkunden wollte, wie man hier auf dem Markt miteinander umging. Zum anderen mochte ich auch nicht unbedingt auf mich aufmerksam machen, denn wer wusste schon, wie weit die üble Unterstellung, ich hätte die Masern eingeschleppt, sich hier bereits herumgesprochen hatte.
    Immerhin hatte ich wenigstens den richtigen Dresscode gewählt – eine derbe Hose, die man Jeans nannte, ein blau-weiß geringeltes Shirt, eine ärmellose Weste und ein blaues Kopftuch mit weißen Punkten.
    Die ersten Hausfrauen erschienen zwischen den aufgereihten Ständen. Ja, es waren hier die Frauen, die die Einkäufe tätigten, nicht die Männer. Mit bunten Taschen und Körben strebten sie zügig zu den Händlern. Die Verhandlungen verliefen dann allerdings alles andere als zügig. Es wurde die Qualität der Ware fachmännisch diskutiert, man tauschte Zubereitungsarten und Rezepte aus, es wurde gefeilscht, gelacht, kritisiert und vor allem geschwatzt. Ich bewunderte Maple und Hazel, wie sie immer wieder das Gespräch auf die Masern brachten, und da ich mich nicht am Verkauf beteiligte, machte ich mir in einem Ringheft eifrig Notizen, wer was gesagt hatte. Leider hatte ich noch immer Probleme mit dem hiesigen Dialekt, aber Hazel übersetzte für mich, wenn ich hilflos zu ihr hinschaute, das, was wichtig für uns war.
    Es wurde wärmer, belebter, eine Horde Kinder tauchte auf, belagerte den Crêpes-Stand, und eine geordnete Gruppe NuYu-Touris schlenderte, von zwei Reiseleitern wie Schäferhunde bewacht, an den Ständen entlang. Als sie sich uns näherten, erkannte ich als Erstes die Stimme.
    Senora Louise!
    Und natürlich war auch der dickliche, schwitzende Junor Berti dabei.
    »Scheiße, den beiden bin ich entwischt«, sagte ich zu Hazel.
    »Ab in den Wagen.«
    Ich verkroch mich hinter leeren Kisten und fing augenblicklich an zu garen. Das Wellblechauto wirkte in der Sonnenhitze wie ein Heißluftgrill. Ich fühlte, wie der Schweiß meine Kleider durchfeuchtete. Aber die Angst vor Entdeckung half mir, das Ungemach zu ignorieren. Ich wagte einen Blick zwischen

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