Kyria & Reb - Die Rückkehr
Fratzen ins Gesicht gesehen. Sicher nicht allen, und vermutlich noch nicht einmal den grausamsten. Aber etwas stimmt in NuYu nicht. Man hat nicht nur meine Mutter belogen, man belügt auch einen großen Teil der Bevölkerung. Das wissen Sie vermutlich sogar noch besser als ich.«
Maie rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Sie waren in der Subcultura, richtig?«
»Für ein paar Tage. Es sind doch nicht nur Verbrecher, die dort leben, Maie.«
»Nein, auch wenn eine ganze Reihe dieser Menschen Vergehen begangen haben – nicht alle sind eines Verbrechens schuldig.«
Die Bilder des Wagenrennens drängten sich wieder in den Vordergrund, und bevor ich mich zurückhalten konnte, fragte ich schon: »Haben Sie Alvar damals in der Arena gesehen?«
Maie schloss die Augen und seufzte leise. »Es ist lange her.«
»Sie haben nie nach ihm gesucht?«
»Ich habe seine Spur verloren.«
»Jetzt wissen Sie, wo er ist«, sagte ich leise.
Als sie die Lider hob, las ich Trauer in ihren Augen. Ich streichelte ihre Hand.
Maie wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn und stand auf. »Wir haben viel zu tun, Ria Meier.«
ABSCHIEDSBRIEF
D ie Arena in Dublin war heruntergekommen und schmuddelig, die Tribünen wirkten baufällig, der Boden war morastig. Aber sein Vater hatte ihm empfohlen, dort an einigen Trainingsläufen teilzunehmen, und das hatte Reb in den vergangenen Tagen in Atem gehalten. Jetzt, Ende August, war das Schiff eingetroffen, das ihn zurück ans Festland bringen sollte, und nun führte er die beiden Stuten mit leise gemurmelten Worten über die Planken an Land. Er hoffte, dass die beiden braunen Tiere den Ansprüchen seines Vaters genügten – er verstand zwar einiges von Pferden, aber wohler wäre ihm gewesen, Alvar terHag hätte ihn begleitet und den Handel abgewickelt. Der aber hatte sich nach dem Anschlag der Terroristen auf den Kommunikationssatelliten von NuYu um die diplomatischen Folgen kümmern müssen.
Als Reb an dem Kai angekommen war, trat einer der Pferdeburschen ihres Gestüts auf ihn zu und betrachtete die Tiere.
»Sehen gut aus. Wie haben sie sich gehalten?«
»Sie hier wollte Kleinholz aus dem Kahn machen, ich musste ihr ein Beruhigungsmittel geben, diese Prinzessin war die Ruhe selbst«, sagte Reb und strich der Stute über die Nase.
»Bringen wir sie zum Anhänger. Dein Vater ist gespannt darauf, was du mitgebracht hast.«
Die Fahrt dauerte nicht lange, eine halbe Stunde später erreichten sie Cléder, und die beiden Tiere durften ihre neue Heimat begutachten.
»Gut gemacht, mein Sohn«, sagte Alvar.
Das trockene Lob hob Rebs düstere Stimmung. Tagelang hatte er mit seiner Entscheidung gerungen – sollte er sein Versprechen Kyria gegenüber brechen und sich ganz auf seine Ausbildung zum Wagenlenker konzentrieren, oder sollte er zu ihr nach NuYu gehen, um ihr bei der Aufklärung des Mordes an ihrem Vater helfen?
Er hatte sich schließlich dazu durchgerungen, das Versprechen zu brechen, auch wenn es ihm Unbehagen bereitete. Aber Kyria war eine Electi, Tochter einer hohen Politikerin – sie würde schon allein klarkommen. Er war ein Subcult, ein Mensch ohne Id, und jetzt vermutlich sogar ein gesuchter Verbrecher. Er konnte ihr sowieso nicht helfen. Vor dem Wiedersehen und dem Gespräch mit ihr fürchtete er sich jedoch.
»Reb, dies hier hat Hazel für dich abgegeben«, sagte sein Vater und reichte ihm einen Umschlag.
Er fuhr mit dem Daumen in den Umschlag und zerrte das einzelne Blatt heraus.
Eine kalte Faust schloss sich um sein Herz, als er die wenigen Zeilen las.
Reb,
sie wollen mich ausliefern. Ich habe keine Ahnung, wer dahintersteckt. Aber ich bin mir sicher, dass es eine Verbindung zu dem gibt, was man meinen Eltern angetan hat.
Ich hoffe, dass Cam mir weiterhilft.
Ich versuche über ihn oder Hazel oder deinen Vater in Kontakt mit dir zu bleiben.
Fluke bringt mich über die Grenze.
Mach dir keine Sorgen. Leben ist zäh.
Kyria Princess
»Was ist mit der Princess passiert?«, presste er hervor.
»Es gibt angeblich Hinweise darauf, dass ihre Mutter sie hergeschickt hat, um den Störangriff auf die Kommunikationssatelliten zu organisieren.«
»Was für ein Blödsinn.«
»Richtig. Aber in NuYu scheint es einige Leute zu geben, denen daran liegt, La Dama Isha in ein schlechtes Licht zu setzen. Ich habe versucht, den Schaden abzuwenden, aber gegen einen Haftbefehl kann ich nichts ausrichten. Kyrias Freunde haben sie am selben Tag, als sie davon erfuhren, heimlich
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