Kyria & Reb - Die Rückkehr
wär’s.«
»Oh, Verzeihung. Ich habe mich geirrt.«
Er ging weiter, und ich stand auf. War ich denn von allen guten Geistern verlassen, hier an einem öffentlichen Platz vor mich hin zu träumen?
Ein warmer Windstoß raschelte durch die Platanen, und überrascht stellte ich fest, dass dunkle Wolken sich vor die Sonne zu schieben begannen. Besser, ich machte mich auf den Weg zurück, die Schwüle würde sich bald in einem Gewitter entladen.
Und Junor Logan hoffentlich schnell die Begegnung mit mir vergessen.
Terry stand in der Backstube und fluchte leise und eloquent vor sich hin, während er ein Blech abkratzte.
»So ein Mist, musste das Zeug auch auslaufen«, grummelte er. »Ausgerechnet heute!«
»Was ist passiert?«
»Falsche Backmischung geliefert. April muss den Leuten die Ohren lang ziehen. Aber das wird sie schon. Nur, jetzt komm ich zu spät.«
Es klang so jämmerlich, dass ich ihm tröstend die Hand auf die Schulter legte. »Kann ich dir helfen?«
»Ach, Ria, das ist Männerarbeit.«
»Was? Das Putzen und Saubermachen? Ich brech mir schon keinen Fingernagel ab, wenn ich mal ein Blech schrubbe.«
»Nein, nein, nein. Ich schaff das schon.«
»Was hast du denn vor?«
»Ach, ich hatte April und ihrer Mama versprochen, mit ihnen zu der Aufführung von ›Cats and Dogs‹ zu gehen, du weißt schon, das neue Musical.«
»Dann geh, um der Großen Mutter willen, Terry. Ich räum hier auf und bring auch die Backwaren zum Abfallcontainer. Das wird mich schon nicht überfordern.«
Ein hoffnungsvoller Dackelblick traf mich. Ich lächelte aufmunternd.
»Husch, geh nach hinten und mach dich hübsch, Terry.«
»Meinst du wirklich?«
»Meine ich.«
Er schrubbte noch mal über das Blech und lehnte es dann gegen die Wand. »Danke, Ria.«
Mir war es ganz recht, etwas zu tun zu haben, es würde mich vom Grübeln ablenken.
Die Backstube war schnell gereinigt, ein kleiner Putzroboter schnurrte über den Boden, das Handwerkszeug hatte Terry schon fortgeräumt. Ich stellte einige Dosen und Beutel in den Vorratsraum und wischte über die Tische. Dann wandte ich mich dem Verkaufsraum zu. Viel war von der Tagesproduktion nicht übrig geblieben. Ein Dutzend Brote im Regal, ein halbes Blech Kuchen, einige Brötchen und Brezeln in den Körben. Ich steckte alles in den dafür vorgesehenen Papiersack, um ihn später in den Container zu werfen. Verderbliche Lebensmittel, so lautete die Verordnung, durften nicht über Nacht aufgehoben werden. Auch eine Regel, die man überdenken konnte. Brot hielt sich durchaus einige Tage. Aber ich beachtete Cams Mahnung, mich nach den Gepflogenheiten zu richten, um nicht aufzufallen. Darum putzte ich die Theke, entfernte Krümel, polierte die Vitrinen und wischte die Regale aus. Zum Schluss versprühte ich das Desinfektionsmittel, das durchdringend nach Vanille roch.
Terry, nun in seinem pinkfarbenen Lieblingsanzug, die braunen Haare stylisch in Locken gelegt, schaute kurz herein, dankte mir noch einmal und stieg in den kleinen E-Jogger, mit dem er April bei ihrer Mutter abholen wollte.
Der Himmel hatte sich weiter verdunkelt, das Gewitter war aber noch nicht über der Stadt angekommen. Die Luft war zum Schneiden dick, und über den Dächern zuckte das Wetterleuchten, als ich durch die rückwärtige Tür in den Hinterhof trat.
Hinterhöfe – auch das war etwas, was in meinem früheren, behüteten Leben keine Rolle gespielt hatte. Hinterhöfe in den Quartieren der Civitas dienten der Ver- und Entsorgung, als Abstellplätze für Sammelcontainer, Standort für Belüftungs- und Heizsysteme, Wasseraufbereitungsanlagen und, wie es aussah, Gerümpel. Ich wollte gerade den Sack mit den Broten in den Container für Lebensmittel werfen, als Sunny an meiner Seite erschien.
»Wie bist du denn hier reingekommen?«, fragte ich ihn überrascht.
»Och, da gibt es Wege.« Er grinste, und mir ging plötzlich ein Licht auf. Bisher hatte ich geglaubt, dass er einfach ein geschäftstüchtiger Junge war, der auf Süßigkeiten versessen war und dessen Eltern es etwas an Aufsicht mangeln ließen. Aber dass er sich jetzt, am Abend um halb zehn, in dem Hinterhof herumdrückte, veränderte das Bild.
»Du wirst mir wohl nicht verraten, welche Wege das sind?«
»Nö. Aber hören Sie, Ria, kann ich ein Brot haben?«
»Du hast heute bestimmt zwei Kilo Kuchen ergattert, Sunny.«
»Darum brauch ich jetzt was Herzhaftes. Krieg ich eins?« Er strahlte mich an.
Ich schaute in den Beutel. Dann sah ich den
Weitere Kostenlose Bücher