Kyria & Reb - Die Rückkehr
Ihre Hände waren geschickt, ihr Mund erfahren.
Doch irgendetwas störte ihn plötzlich.
Da war die Erinnerung an die schmerzliche Süße des Vertrauens, der Zärtlichkeit und glückseligen Hingabe an einem heißen Sommertag am Meer. Kyria drängte sich in seine Erinnerungen. Kyria, die ihn neckte, die ihn zum Lachen brachte, die die Dunkelheit aus seiner Seele streichelte. Die seine schlimmen Träume vertrieb, einfach weil sie neben ihm lag.
Nicht weil sie seinen Körper forderte, so wie diese Frau.
Resolut befreite er sich aus ihrer Umarmung, zog den Reißverschluss seiner ärmellosen Lederweste wieder zu und hielt sie auf Abstand.
»Sorry, das war ein Fehler«, sagte er.
»Wie? Fehler? Hey, du willst dich drücken?«
»Wir haben keinen Vertrag miteinander, Princess.«
»Hör sich einer den an! Da trabt er mit dem ›Zu-Haben-Schild‹ um den Hals durch die Stadt, lässt sich mit Wein aushalten und hat dann keinen Vertrag?«
Ihre Stimme war schrill geworden, und Reb ließ sie abrupt los.
Sie grapschte nach ihm, und langsam stieg Wut in ihm auf. Frauen, die über Männer wie Frischfleisch verfügten, widerten ihn an. Er schlug ihr hart auf die Finger und ging zur Tür. Sie giftete hinter ihm her, als er schon die Treppe erreicht hatte, und ihre unflätige Schimpferei hallte noch nach, als er aus der Haustür trat.
Der Himmel über Paris hatte sich verdüstert.
Reb sprang in einen Cityliner, der ihn zur Arena brachte. Den Rest des Tages verbrachte er mit hartem Training. Und in der Nacht ärgerte er sich über die lästigen Erinnerungen, die ihm jeden Spaß vergällten.
Und er sehnte sich.
Schlecht gelaunt machte er sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Colonia, und als er dort allein in seinem Quartier war, wagte er zum ersten Mal, Kontakt mit Cam aufzunehmen. Es war ihm nicht erlaubt, La Capitale aufzusuchen, aber er kannte einige Möglichkeiten, das Überwachungssystem zu unterlaufen. Allerdings brauchte er ein Ticket, um von Colonia zur Capitale zu gelangen, denn das war auf seinem Visitor-Id nicht vorgesehen. Doch er war guter Hoffnung, auf dem Schwarzmarkt eine Berechtigung für die Fahrt zu ergattern. Cam konnte ihm die Adressen nennen.
»Hi!«, meldete der sich.
»Ich bin in Colonia«, antwortete Reb.
Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann folgte ein trockenes »Aha«.
»Freitag will ich zu euch.«
»Quartier?«
»Bei dir, muss Samstag früh zurück. Ich brauch ein Blanco-Ticket. An wen wende ich mich hier?«
Wieder schwieg Cam einen Augenblick, dann blinkte eine Nummer auf. Rasch schrieb Reb sie ab, schon war sie wieder erloschen.
»Danke.« Und dann fügte er aus einem Impuls heraus hinzu: »Sag der Electi-Zicke Bescheid.«
Als Antwort hörte er ein kurzes Lachen, dann brach die Verbindung ab.
IN DER ARENA
M ontagnachmittag hatte ich frei, und als ich April sagte, dass ich zur Arena fahren wollte, grinste sie mich verschwörerisch an.
»Wenn du da nicht auffallen willst, solltest du dich ein bisschen herrichten.«
»Als was?«
»Na, als Mädchen. Ria, du bist hübsch, und solange du Backwaren verkaufst, ist es in Ordnung, dass du dich nicht schminkst. Aber wenn man ausgeht, fällt man auf, wenn man vornehm farblos wie eine Electi herumläuft.«
»Vornehm farblos – Unsinn. Ich kann mich sehr wohl schminken. Aber ich habe hier nicht viel Make-up.«
»Dann nimm meins. Und Terrys Curlformer könntest du auch verwenden.«
Nach einer arbeitsreichen Stunde war ich mit der Camouflage fertig, und meine Haare schmiegten sich nun in blond schimmernden Wellen um mein Gesicht. Ungewöhnlich, aber durchaus hübsch. Meine Augen hatte ich mit rauchgrünem Schatten betont, was mir gar nicht so schlecht gefiel. Bonnie hatte mich einst gelehrt, nur einen Hauch Gold unter die Brauen zu legen und die Wimpern leicht zu tuschen. Statt meine Lippen mit einem Perlmuttschimmer zu versehen, hatte ich sie mit Aprils mattem Orange angemalt. In meinem sehr dürftig bestückten Kleiderschrank fand ich eine enge schwarze Hose und ein schwarzes, ärmelloses Top mit hohem Kragen, das sehr nüchtern wirkte. Also lieh ich mir von April auch noch ein kurzes schwarzes Jäckchen aus, das unter dem Busen mit einer üppigen Schleife zusammengebunden wurde und lange Spitzenärmel mit reichem Rüschenbesatz hatte.
»Ungewöhnlich, aber aufregend«, kommentierte sie meine Aufmachung. »Schwarz ist eigentlich keine beliebte Farbe, aber dir steht sie.«
Ich lächelte versonnen.
Reb trug ausschließlich
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