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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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Kleinen an. »Wie viele braucht ihr?«
    Sein strahlendes Lächeln erlosch, und er wollte sich aus dem Staub machen. Ich hielt ihn am Arm fest. Er zappelte und zerrte.
    »Ihr bekommt alle, Sunny. Das ist schon okay. Ich weiß von nichts.«
    Das Zerren hörte auf, ein misstrauischer Blick traf mich.
    »Kannst du den Sack allein tragen?«
    »Alle?«, fragte er heiser. »Wirklich alle?«
    »Zu schade zum Wegwerfen, finde ich. Ruf deine Kumpels, Sunny. Ich schau mir mal die Mauer da drüben an.«
    »Mann!« Dann ertönte ein greller Pfiff, und die Klappe eines Papiercontainers öffnete sich. Drei Jungen, ähnlich mager wie Sunny und wohl kaum älter als elf, zwölf Jahre, erschienen. Ich drehte mich ein wenig zur Seite, doch nur so weit, dass ich sie aus den Augenwinkeln beobachten konnte. Wie die Heuschrecken fielen sie über den Sack mit den Broten her. Dann verschwanden sie lautlos mit ihrer Beute.
    Subcults.
    Ausgestoßene – Kinder noch. Hungrig, mager, verwahrlost.
    Der Donner grollte, und ein heftiger Windstoß wirbelte den leeren Papiersack über den Hof. Ich fing ihn ein und stopfte ihn in den Papiercontainer. Ich musste April bei Gelegenheit mal fragen, was für eine Technik sich dahinter verbarg. Offensichtlich fiel das Papier in einen tiefen Schacht, der zu irgendwelchen Entsorgungsgängen führte. Die Subcults waren tatsächlich eine Gesellschaft, die im Untergrund lebte. Sie nutzten, wie ich mittlerweile aus eigener Erfahrung wusste, auch aufgelassene U-Bahnschächte, alte Tiefgaragen und Keller, um darin zu leben und sich durch die Stadt zu bewegen.
    Ein greller Blitz zuckte auf, ein Krachen folgte, und die ersten dicken Tropfen klatschten auf den Boden. Ich beeilte mich, in Trockene zu kommen.

REB IN PARIS
    P aris war eine aufregende Stadt. Reb schlenderte am Ufer der Seine entlang und genoss die Blicke der jungen Frauen, die ihm folgten. In Madrid hatte er die Tage im Trainingscamp verbracht, hier gestattete er sich einen freien Nachmittag. Die Septembersonne wärmte das Pflaster, vor den Cafés und Bistros saßen die Menschen an kleinen Tischen, schwatzend, beobachtend, dösend.
    Eine hübsche Blondine hakte sich plötzlich bei ihm ein.
    »Hey, mein Schöner, so ganz allein an diesem Nachmittag?«
    Er musterte sie amüsiert. Sie war deutlich älter als er, üppig, mit vielen wippenden Rüschen und exotisch duftend.
    »Ja, ganz allein«, sagte er und wartete, was nun kommen würde.
    »Magst du ein Glas Roten mit mir trinken?«
    »Lädst du mich ein, Princess?«
    Sie lachte gurrend auf. »Aber immer doch.«
    Sie dirigierte ihn geschickt zu der Terrasse einer Bar, wo sie einen Platz zwischen zwei Buchsbaumkübeln fanden.
    »Du bist zu Besuch hier?«
    »Seit gestern.«
    Sie hob die Hand und signalisierte dem Kellner mit zwei Fingern, was sie wollte. Offensichtlich war sie bekannt in dem Lokal. Reb hatte zwar lange in der Subcultura gelebt, aber seit drei Jahren war er für Cam oft umhergereist, ein gefälschtes Id am Arm, mit Botschaften, Medikamenten, Impfstoffen. Er hatte seine Erfahrungen gesammelt, und dass es Frauen gab, die sich gerne mit jungen Männern vergnügten, war ihm hinlänglich bekannt. Er hatte sich auch mit ihnen vergnügt.
    »Santé«, sagte sie, als der Wein vor ihnen stand, und musterte ihn ausgiebig. Er schien ihr zu gefallen, stellte er fest, und in einem Anflug von Eitelkeit ließ er seine Armmuskeln spielen. Immerhin hatte er inzwischen welche, und darauf war er einigermaßen stolz. Es unterschied ihn von der Mehrzahl der Männer, die üblicherweise zu einer gewissen Fettleibigkeit neigte. Ein Schönheitsideal, das laut propagiert wurde. Aber seine Erfahrung sagte ihm, dass es auch für athletische Männer einen Markt gab. Seine Begleiterin wusste das Angebot zu schätzen.
    »Was arbeitest du, Schöner?«, fragte sie, nachdem sie ihre Musterung abgeschlossen hatte.
    »Wagenlenker.«
    Sie pfiff leise. Er war ein guter Fang. Innerlich grinste Reb. Manches war plötzlich so einfach.
    Sie umwarb ihn, er gab sich verschlossen, zögernd, ließ sie ihre Tricks ausspielen und sich nach einer halben Stunde erobern.
    Sie wohnte hoch oben in einer Mansarde, nicht besonders aufgeräumt, aber mit einem Blick über die Seine hin zu dieser komischen Kirche. Eine nicht eben billige Lage. Madame hatte offensichtlich Vermögen. Und sie kam sehr schnell zur Sache.
    »Kommst du, Schätzchen?«, gurrte sie und zog ihn an sich.
    Himmel, warum nicht? Er war ein Mann, der natürliche Bedürfnisse hatte.

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