Kyria & Reb - Die Rückkehr
eifersüchtig. Hah!
»Princess, du benimmst dich wie eine Civi-Zicke.«
»Alles Camouflage. Schau mal, da kommt der Sieger.«
»Den brauche ich jetzt nicht. Los, wir gehen zu den Pferden.«
Reb wandte sich ab, wohl in der Annahme, dass ich ihm wie ein Hündchen folgen würde. Aber ich wollte das Geschehen in der Halle noch ein wenig beobachten. Und vielleicht meine Macht ausspielen? Ich blieb also stehen.
Victor wurde von seinen Leuten bejubelt, wehrte sie aber ab, riss sich den Lorbeerkranz vom Hals und warf ihn einem älteren Mann zu. Dann schaute er hochmütig über die Menge. Auch er war ein ansehnlicher Mann, aber sein Gesichtsausdruck gefiel mir nicht. Arroganz und Anmaßung spiegelten sich darin wider. Er schlenderte in meine Richtung, ignorierte drei Groupies, die ihm ans verschwitzte Leder wollten, und grinste mich an.
Ob das an diesen putzigen Locken lag?
Schon stand er vor mir, schlang den Arm um meine Taille und zwickte mich heftig in den Busen.
»Hi, Chica!«, sagte er, und eine Faust krachte auf sein Kinn. Er taumelte nach hinten.
Reb stand neben mir.
Victor fing sich, Reb schob mich zur Seite.
Große Mutter, nein!
Der Ältere warf den Lorbeerkranz zur Seite und sprang zwischen die beiden. »Vic, du willst doch deinen Sieg nicht wegen einer primitiven Prügelei aufs Spiel setzen«, fauchte er und hielt ihn an den Oberarmen fest.
Ich zerrte an Rebs Hemdärmel. »Lass ihn.«
»Warum?«
»Du bist Alvars Sohn.«
»Lass meinen Vater aus dem Spiel.«
Victor wehrte sich gegen den Mann, der ihn hielt, fletschte die Zähne und wollte auf Reb losgehen.
Ich sammelte meine ganze Electi-Würde zusammen, legte innerlich mein Staatsgewand an, straffte die Schultern, trat vor und betrachtete den schäumenden Victor mit einem eisigen Blick.
»Aus!«, sagte ich leise.
Verdutzt hielt er inne, ebenso verblüfft ließ der Mann ihn los.
Noch einmal richtete Victor sich auf, räusperte sich und spuckte mir blutigen Schleim vor die Füße. Dann drehte er sich um und ging weg. Sein Begleiter folgte ihm, nicht ohne mich mit einem langen, sehr seltsamen Ausdruck über die Schulter zu betrachten.
»Wow!«, sagte Reb. »So viel zur Camouflage.«
»Ein unerzogener Junge.«
»Ja, schon. Aber du hast beiden zu verstehen gegeben, dass du echte Electi-Qualitäten hast. Jetzt komm endlich mit zu den Ställen, bevor du noch mehr Unfug anstellst.«
»Ich? Du hast ihm doch die Faust aufs Kinn gesetzt. Echte Subcult-Qualität.«
»Du hast ihn aufgefordert, dich anzutatschen.«
»Bestimmt nicht!«
Reb hatte meine Hand schon wieder ergriffen und strebte zum Hallenausgang. Ich stolperte völlig würdelos hinter ihm her. Erst draußen, dort, wo die Koppeln begannen, blieb er stehen und drehte mich zu sich.
»Princess, Männer wie Victor glauben, dass jede Frau von ihnen angetatscht werden will. Du bist stehen geblieben und hast ihn angesehen. Das ist Aufforderung genug für so ein Schwein.«
»Männer dürfen das nicht«, sagte ich kläglich.
»Männer tun es aber. Die Weichlinge in deiner Welt nicht, die Champs hier schon. Darum werden sie ja wie die wilden Tiere in Gehegen gehalten.«
So konnte man die abgeschotteten Wohnanlagen natürlich auch betrachten.
Er ließ meine Hand los und fuhr mir mit einem Finger über die Wange. Sein Lächeln wirkte etwas hilflos. »Aber dein Auftritt war bühnenreif.«
»Ich habe mich verraten.«
»Du hast keinen Namen genannt. Electi-Mädchen verkleiden sich manchmal, wenn sie diese Arenen aufsuchen.«
»Du hast wohl ausreichend Erfahrungen gesammelt in der letzten Zeit.«
»Eifersüchtig?«
Sicher, verdammt.
»Ich?«
Reb lachte.
Cam, jetzt wieder mit streng geflochtenem Zopf und in bequemer Kleidung, kam auf uns zu. »Kaum lässt man euch ein paar Minuten allein, sorgt ihr für Aufruhr«, sagte er kopfschüttelnd. »Reb, du hast dir mit Victor und Quirin zwei üble Feinde gemacht.«
»Quirin?«
»Vics Vater. Betreibt einen Souvenirladen hier in der Arena. Und ist höllisch stolz auf die Großartigkeit seines Sohnes. Pass auf, wenn du gegen ihn antreten solltest. Und jetzt kommt mit. Ich habe Hunger.«
BEI CAM IN DER UNTERWELT
K urz vor meiner Flucht war ich schon einmal in jenen unterirdischen Räumen gewesen, die man über einen gut getarnten Gang von der Arena aus erreichen konnte. Weiße Wände, helles, künstliches Licht, das leise Summen einer Belüftungsanlage, komplexe Zugangscodes und, wenn man Einlass gefunden hatte, überall das Leuchten von Monitoren. Cam
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