Kyria & Reb - Die Rückkehr
drei kämpften jeweils sechs Quadrigen um den ersten und zweiten Platz, im vierten Rennen dann diese Sieger um den Pokal. Einige Namen kannte ich schon, andere waren mir fremd. Ole Mac, Cam, würde im zweiten Rennen starten.
Ich war so vertieft in die Aufstellungen, dass ich zusammenfuhr, als jemand an meinen Locken zupfte. Eine wohlbekannte Stimme grummelte: »Jetzt tritt die Princess also als Civi-Zicke auf.«
»Reb!«, entfuhr es mir mit einem Quietschen.
Das schiefe Lächeln auf seinem Gesicht, fläzte er sich neben mir auf den Sitz.
»Sogar die Stimme passt.«
»Du hast mich erschreckt«, gelang es mir in normaler Tonlage zu sagen.
»Und ich habe bebende Anbetung erwartet«, sagte er.
»Von mir? Welchen Grund hätte ich wohl?«
»Die Groupies hier zollen uns Männern gewöhnlich Bewunderung.«
Ich zollte sie ihm. Er sah so verdammt gut aus. Wie üblich in Schwarz, aber nicht mehr so abgerissen wie früher, die Haare kürzer, ein Bartschatten auf seinen Wangen, gefährlich, aufregend. Ich klimperte mit den Wimpern und schaute schmachtend von unten zu ihm auf.
»Vergiss es, Princess, das steht dir nicht.«
»So machen die Groupies das aber, oder nicht?«
»Manche. Du bist keins. Diese Locken sind scheußlich.«
Gekränkt faltete ich die Hände im Schoß und betrachtete meine türkis lackierten Nägel.
Ein Arm legte sich um meine Schultern.
»Camouflage, ich weiß«, flüsterte er in mein Ohr, und Gänsehaut kribbelte meine Arme hoch. Dann ließ er mich los. Schade. Ich sehnte mich so nach seiner Umarmung. Aber er hatte recht, öffentlich zur Schau gestellte Zuneigung war ganz schlechter Ton.
»Seit wann bist du hier?«, fragte ich ihn also.
»Seit heute Mittag. Ich bin auf einer Rundreise durch die NuYu-Arenen.«
An seinem rechten Handgelenk bemerkte ich ein schwarzes Lederband mit dem Id. Ich deutete darauf. »Reb terHag?«
»Genau. Bürger des Reservats mit Besuchsrecht.«
»Ria Meier«, stelle ich mich vor. »Bäckereiverkäuferin.«
»Lecker.«
Ich gab ein kleines Schnauben zur Antwort.
»Cam hat mir eine kurze Zusammenfassung gegeben. Kommst du klar?«
»Ma Dama Isha ist vom Verdacht der Sabotage befreit, sie hat eingesehen, dass mein Vater ermordet wurde, Bonnie traut sie jedoch noch immer«, sagte ich leise. »Ich bleibe Ria, bis wir mehr wissen. Maie hilft mir.«
»Gut. Vater hat eine Terrorgruppe in Morlaix ausgehoben, das wird noch weitere Konsequenzen haben. Es sieht so aus, als hätten sie in NuYu Helfer.«
»Kümmerst du dich darum?«
»Nein. Ich bereite mich nur auf die Wettkämpfe vor. Aber Cam weiß Bescheid.«
Ein fülliger Mann mittleren Alters trat auf uns zu. »Und, auf wen setzt ihr?«, fragte er mit einem herzlichen Lächeln. »Irgendwelche Favoriten?«
»Ol…«
Rebs Fuß trat auf meine Zehen.
»Kein Interesse«, sagte er kalt. »Verschwinden Sie.«
»Große Mutter, warum so grimmig?« Der Mann machte eine geschmeidige Verbeugung zu mir hin und fragte noch mal: »Sie wollten etwas sagen, meine Liebe?«
»Nein.«
Mein Zeh tat noch immer weh.
Der Mann streifte Reb mit einem bösen Blick und ging weiter.
»Was war das denn?«
»Das wahre Leben, Princess. Illegale Wetten werden bei diesen Rennen häufig abgeschlossen. Dabei kannst du einen Haufen Geld verlieren.«
Glücksspiele waren verboten.
Und fanden dennoch statt. Natürlich. Ich sollte nicht mehr so überrascht sein.
Die Tribünen hatten sich inzwischen gefüllt, Stimmengesumm füllte die Arena. In der Loge an der südlichen Wende hatten sich die Vertreter der Electi eingefunden, überwiegend Männer, aber auch einige Damen und Priesterinnen.
Ich wandte mich wieder zu Reb. »Wie lange bleibst du?«
»Bis morgen früh.«
»So kurz nur?«
»Ich habe nur eine Aufenthaltserlaubnis für eine Woche. Das hier ist meine letzte Station – und eigentlich nicht genehmigt.«
»Du wolltest mit mir zurückgehen, hast du versprochen«, entfuhr es mir traurig.
»Ja, habe ich. Aber da war alles noch anders.«
»Was ist jetzt anders?«
Er nahm meine Hand in seine. Sie war hart und rau. »Ich bin kein Subcult mehr. Ich muss etwas für mich tun, Princess.«
»Du wolltest mir helfen.«
»Du kommst auch allein ganz gut zurecht. Gib mir Zeit. Ich muss meinen Weg gehen.«
Es schmerzte mich, obgleich er meine Hand hielt. Ich sah zu ihm hin, er schaute mich an. Grüne Augen, mit Goldflimmer darin. Ernst, entschlossen, unergründlich. Dann huschte das schiefe Lächeln wieder über seine Züge, und sein Blick wurde
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