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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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er, als das Küchenmädchen das Dessert servierte und ihm beim ersten Bissen die heiße Schokoladensauce auf das Hemd tropfte.
    »Du willst bei den großen Rennen siegen«, sagte sein Vater. »Der Sieger wird zum Bankett eingeladen. Dabei solltest du nicht fressen, sondern essen.«
    »Wen interessiert das?«
    »Möglicherweise eine Princess. Wie ich hörte, lebt sie jetzt wieder bei ihrer Mutter und wird sie im Wahlkampf unterstützen.«
    Der Schokoladenkuchen blieb Reb im Hals stecken. Er hustete vornehm in die Serviette und rang nach Luft.
    So war das also. Princess war wieder die Electi-Zicke.
    Na gut, sie hatte ihm ja sowieso nur im Weg gestanden. Wahrscheinlich würde Cam jetzt eine Möglichkeit finden, sie für sich zu gewinnen. Eine prima Lösung.
    Warum tat das nur so scheiße weh?
    Er stürzte seinen Wein hinunter und schmetterte das Glas gegen den Kaminsims.
    »Tsts«, machte Alvar terHag.

HERBSTLAUBFEST
    S eit Bonnie zu ihren Eltern zurückgekehrt war, hatte meine Mutter eine neue Assistentin, Sanne, eine ruhige, höchst effizient arbeitende Frau von unerschütterlicher Höflichkeit. Sie führte den übervollen Kalender gekonnt, jonglierte mit Daten und Terminen und hatte auch mich gründlich verplant. Ich nahm an Ma Dama Ishas Seite an allerlei Unternehmungen teil. Wir besuchten Fertigungsstätten, hörten uns die Wünsche der Arbeiterinnen und Managerinnen an, ließen uns von der männlichen Belegschaft über Arbeitsbedingungen berichten, eröffneten den Lehrgarten der Universität, nahmen an einer Premiere in der Alten Oper teil, veranstalteten Bankette für Wirtschaftsfrauen und für die Landwirtinnenvereinigung, empfingen eine Abordnung der Bürgerr echtler, die für mehr Gleichberechtigung der Männer kämpften, konferierten mit einer Gruppe Juristinnen, die über die Möglichkeiten der Rehabilitierung von Subcults sprachen.
    Der Wahlkampf zwischen meiner Mutter und der Kandidatin der ConMat steigerte sich von Tag zu Tag. Olga besuchte Heilungshäuser, stellte neue Konzepte für die Entseuchung der Außenbezirke vor, veranstaltete eine große Zeremonie im Matronentempel, forderte die strenge Einhaltung der Medikamentierung gewalttätiger junger Männer und schürte die Angst vor neuen Krankheiten.
    Die Umfragen schwankten, mal lag Ma Dama Isha vorne, mal wieder Olga.
    »Ignorier die Umfragen, Kyria. Entscheidend ist der Wahltag, und der ist erst in drei Monaten«, sagte meine Mutter nach einem besonders anstrengenden Auftritt vor der Ärztinnenkammer. Sie sah müde aus, aber ihre Augen funkelten. Ihr gefiel es, sich dieser Herausforderung zu stellen. Das höchste Amt in NuYu zu erreichen war auch ein ganz besonderes Ziel. Ich verstand sie inzwischen besser. Und sie hörte mir zu, wenn ich meine Ansichten vertrat. Die Subcultura kannte sie nicht von eigenem Ansehen. Keine Electi würde sich in die Außenbezirke begeben, um mit den Menschen zu sprechen, denen die Identität genommen worden war. Aber sie wurde nachdenklich, als ich ihr von den Kindern erzählte, die Nahrungsmittel sammelten, von den Männern und Frauen, die heimlich die Drecksarbeiten übernahmen, die eine Art Tauschwirtschaft aufgebaut hatten, um zu überleben.
    Sie hatte auch akzeptiert, dass Reb Alvar terHags Sohn war. Dass die Hohepriesterin, ihre Freundin aus Jugendtagen, seine Mutter sein sollte, das tat sie jedoch als Hirngespinst ab.
    »Alvar war damals Wagenlenker. Berühmt, sicher, Kyria. Aber Saphrina hatte immer zu viel Klasse, als dass sie sich mit derartigen Männern abgegeben hätte.«
    »Aber warum sollten Alvar und Reb das erfinden?«
    »Ich weiß es nicht. Saphrina ist eine sehr schöne, sehr ehrgeizige Frau. Auch dein Vater fühlte sich einst von ihr angezogen. Aber sie galt als extrem unnahbar, und sie hat mir anvertraut, dass sie das Gelübde abgelegt hat.«
    Manche Priesterinnen gelobten Keuschheit. Ich glaubte nicht, dass Saphrina dieses Gelübde eingehalten hatte. Aber das war nur meine Sicht der Dinge.
    Wir hatten auch zu anderen Themen unterschiedliche Ansichten. Meine Mutter hatte sich in der ihr üblichen Effizienz der Sache mit dem Selbsttest angenommen und wirklich die Quelle entdeckt, die den Zucker mit einer Chemikalie versetzt hatte. Es gab ein Gespräch mit den Verantwortlichen, dem ich schweigend beiwohnen durfte. Die verunreinigten Chargen wurden vom Markt genommen, die Produzentinnen verwarnt. Doch nichts davon drang an die Öffentlichkeit.
    »Warum werden sie nicht angeklagt, Mama?«, hatte ich

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