L wie Leiche
denn sonst?«
»Ich
fahre nicht mit !« Ihr Gesicht hatte einen
entschlossenen Ausdruck. »Kommt gar nicht in Frage, Danny. Ich lasse mich da
nicht mit hineinziehen. Wozu habe ich dich außerdem engagiert und zahle dir
mein gutes Geld ?«
Ich
mußte zögernd zugeben, daß sie da ein Argument in der Hand hatte.
8
Captain
Schell war nicht gerade begeistert, mich zu sehen. Er steckte sich eine dünne
schwarze Zigarre an, blies eine Rauchwolke gegen die Zimmerdecke und ließ sich
dann schließlich herab, in meine Richtung zu blicken.
»Ich
bin ein beschäftigter Mann, Boyd«, sagte er. »Also machen Sie es kurz. Was
immer Sie wollen, die Antwort ist nein .«
»Gibt
es etwas Interessantes bei dem Obduktionsergebnis ?«
»Nein«,
erwiderte er ausdruckslos. »Jemand hat das Sägemesser benutzt, um ihm die Kehle
durchzuschneiden. Genau wie es auf den ersten Augenschein ausgesehen hatte.
Welch große Überraschung!«
»Irgendwelche
anderen Hinweise?«
»Keine.«
»Adams
ist der Alleininhaber seiner Baufirma ?« wollte ich
wissen.
»Sehr
richtig.«
»Was
wissen Sie über ihn ?«
»Er
ist ein sehr erfolgreicher Mann, der ein hundertprozentig legales Unternehmen
führt .«
»Und
der eine Neigung für Privatorgien besitzt«, ergänzte ich.
»Das
ist neu für mich«, brummte Schell.
»Die
Orgien werden von Bobo Shanks veranstaltet«, erläuterte ich, »der außerdem
einen häßlichen Ruf als Sadist hat. Es geht zum Beispiel die Rede von einem
Dienstmädchen, das mitten in der Nacht ärztliche Behandlung brauchte. Und dann
war da der Tourist, der von Shanks beinahe totgeschlagen wurde .«
»Ich
weiß nicht, woher Ihre Informationen stammen«, versetzte er, »aber sie sind
unpräzise. Von einem Dienstmädchen habe ich nie etwas gehört, und der Tourist
hat in der Bar seinerseits den Streit angefangen. Dafür hat es ein halbes
Dutzend Augenzeugen gegeben .«
»Was
wissen Sie denn von Shanks ?«
»Er
ist ein Mann mit beträchtlichem Privatvermögen, stammt aus einer der ältesten
Familien in Santo Bahia und verfügt über einen makellosen Ruf«, erklärte
Schell. »Und bevor Sie weiterfragen: Charles Gray ist ein hochangesehener
Anwalt. Punkt! Ich wüßte auch kein mögliches Motiv für Sarah Rigby, ihren
Bruder töten zu wollen. Wohingegen Melanie Rigby meiner Ansicht nach ein sehr
starkes Motiv gehabt hätte, ihren Mann aus dem Weg zu räumen. Nur Sie
behaupten, sie könne es nicht getan haben, weil Sie in der betreffenden Zeit
mit ihr zusammen gewesen sind. Ich bin dabei, das nachzuprüfen, Boyd .«
»Wie
steht es mit dem Testament ?« erkundigte ich mich.
»Da
habe ich Gray ein bißchen unter Druck setzen müssen«, antwortete er. »Das
unbewegliche Vermögen dürfte etwa eine Million Dollar wert sein. Ein Drittel
davon geht an die Ehefrau, der Rest an die übrigen lebenden Familienmitglieder.
Das heißt in diesem Fall, seine Schwester bekommt die restlichen zwei Drittel .«
»Was
für Sarah Rigby Ihrer Logik nach auch ein doppeltes Mordmotiv böte«, ergänzte
ich. »Seine Frau wollte sich mit ihm dagegen ohnehin auf eine Abfindungssumme
von etwa vierhunderttausend Dollar einigen .«
»In
der Tat?« Schell blätterte in den Papieren auf seinem Schreibtisch. »Auf
Wiedersehen, Boyd.«
»Leider
gibt es nichts, wofür ich mich bei Ihnen bedanken könnte, Captain«, sagte ich.
Er
ließ mich bis zur Tür gehen, bevor er noch einmal das Wort ergriff.
»Ich
bin bloß ein Provinzpolizist«, sagte er. »Als ich von dem Dienstmädchen erfuhr,
hatte sie die Stadt bereits seit Tagen verlassen. Und die ärztliche Versorgung
wurde in einer exklusiven Privatklinik vorgenommen, die noch morgen schließen
müßte, wenn sie nicht von den einflußreichen, wohlhabenden Familien der
Umgebung unterstützt werden würde .«
»Ach,
wirklich ?« bemerkte ich beiläufig.
»Sollten
Sie sich mit diesen Familien hier ein bißchen anlegen wollen«, fuhr er milde
fort, »kann ich Sie nur warnen, Boyd. Man würde Aktivität von mir erwarten, und
das nicht vergeblich .«
»Selbstverständlich.
Ich verstehe«, nickte ich.
»Andererseits«,
fuhr er in noch milderem Tonfall fort, »kann ich Sie natürlich kaum daran
hindern, sich mit irgendwelchen Leuten anzulegen .«
»Vielen
Dank«, sagte ich. »Auf Wiedersehen, Captain.«
»Auf
Wiedersehen, Boyd«, versetzte er und wandte sich wieder seinen Papieren zu.
Als
ich ins Büro zurückkam, war es bereits Spätnachmittag geworden, eigentlich
meine gewohnte Zeit, um an
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