L wie Liquidator

gegen einen einzelnen Mann sehr wohl verteidigen. Ich bin doch kein Gorilla. Ich habe noch nie jemanden vergewaltigt …«
    Der Leutnant-Kontrolleur unterbrach ihn schroff:
    »Halten Sie den Mund! Ich rate Ihnen, einem Gericht nicht mit solchen Argumenten zu kommen! Unterschreiben Sie nun hier und machen Sie sich auf das Schlimmste gefaßt! Sie dürfen das Protokoll durchlesen …«
    »Wozu denn?« sagte er und unterschrieb.
    »Sie können jetzt gehen …«
    »Ich muß in den Keller zurück, mit diesem anderen … (fast hätte er Idiot gesagt, doch dann schwieg er gerade noch rechtzeitig)?«
    »Ich will damit sagen, daß Sie sich in Ihren Wagen setzen und nach Garano fahren können. In einigen Tagen erhalten Sie Nachricht von uns. Dann werden Sie vor das Gericht zitiert, das das Urteil fällt. Bis dahin sind Sie ein freier Mann.«
    Frei! Frei, um vielleicht in der Natur zu verschwinden, wo andere Witzbolde voller cleverer Ideen lauerten, andere Weibsbilder mit trügerischen Lüsten. Frei, sich in einem Vorort von Garano zu verstecken und zu warten, bis die Polizei einen wiederfindet, vor Angst halb verrückt geworden. Frei, vor lauter Furcht zu verrecken!
    »Danke«, sagte er, »ich werde versuchen, mich dieses Vertrauens würdig zu erweisen.«
     
    Als er in seinen Wagen stieg, bemerkte er die am Brunnenrand sitzende Frau. Das Wasser machte ein leises, nervöses, beinahe spöttisches Geräusch. Er spürte, wie erneut Wut und Haß in ihm aufloderten. Eine Provokation! Die Frau hob die Beine, spreizte sie auf obszöne Weise und begann von neuem, sich die Schenkel zu kratzen.
    »Auf ein andermal!« sagte sie. »Die Autobahn können Sie nicht verpassen.«
    In der Tat stieß er am Dorfausgang auf ein Schild. Nicht zu übersehen.
     
    Er öffnete das Fenster. Als die Scheibe unten war, verfing sich der Wind im Wageninneren. Auf der Autobahn war kaum Verkehr, ein schmutziges, graues Band, kümmerliche Böschungen, trostlose Hochspannungsmaste, Parolen …
    Frage an den Großcomputer
    Besteht die Chance (und wie groß ist sie?), daß meine Unschuld bewiesen wird?
    Antwort
    Stellen Sie Ihre Frage bitte anders.
    Anders gestellte Frage an den GC
    Was versteht man unter »unzüchtigen Berührungen«?
    Antwort
    Es besteht nicht der geringste Zusammenhang zwischen Ihrer ersten und Ihrer zweiten Frage. Bitte drücken Sie sich deutlich aus.
    Deutlich ausgedrückte Frage an den GC
    Ich habe es einem Bauernflittchen besorgt! Sie war es, die mich gebeten hat, ihr zwischen die Beine zu fassen! Was hätte ich tun sollen?
    Antwort
    Man hat Sie verhaftet.
    Sie betreten das Stadtgebiet von Garano.
     
    Er fuhr aus dem Schlaf auf. Einige Zeitlang hatte er Mühe, sich an den Ort zu erinnern, an dem er sich befand, denn die ihn umgebende Finsternis war dicht und schwer, Samtvorhängen ähnlich, die das Licht von draußen nicht eindringen ließen. Grausame Bilder fielen über ihn her, und er jammerte in dieser nächtlichen, dimensionslosen Welt. Dann plötzlich, als er spürte, wie Panik ihn überkam, ging das Licht an; es war noch unbarmherziger als die Dunkelheit, und er wußte, daß er in Garano war, im Bett von Jezabel. Die junge Frau in dem Männerpyjama, das ihren Unterleib nur notdürftig bedeckte, schien zu schlafen und sich durch seinen Krach nicht stören zu lassen. Dennoch streckte sie in der Dunkelheit instinktiv die Hand aus, um die Nachttischlampe einzuschalten, und dann erhob sie, noch leicht verwirrt, ihre Stimme.
    »Was ist denn los mit dir?«
    »Nichts«, sagte er, »nur ein Alptraum.«
    »Du mußt versuchen weiterzuschlafen. Dabei hatte ich gehofft, dich müde gemacht zu haben.«
    Er versuchte, sich ihr zu nähern, sie zu umarmen, in sie einzudringen, um seine Angst tief in Jezabel Dees Körper zu verbannen. Der alte Exorzismus des Geschlechtsakts. Der Koitus als Beschwörung. Doch sie stieß ihn von sich, zog die Pyjamajacke über ihren Bauch.
    »Jetzt nicht. Ich bin nicht dazu da … Im Badezimmer findest du Schlafmittel.«
    »Hör mir zu!« sagte er. »Ich …«
    »Ich will schlafen«, schrie sie ihn an. »Verstehst du! Du hast bekommen, was du haben wolltest, ich möchte nun schlafen …«
     
    Die Finsternis kam wieder, er bewegte sich nicht, lag in der schwarzen Nacht und lauschte dem Atem der jungen Frau, einem erneut regelmäßig gewordenen Atem, der seinen Seelenzuständen gegenüber gleichgültig war.
    »Die Männer sind in meinem Leben nur Masturbationsepisoden … mit den Frauen ist das etwas anderes …« Und er