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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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besser! Du wirst nie wieder Schmerzen haben, nie wieder krank werden. Und deine Lebenserwartung beträgt einige Jahrhunderte!«
    »Ich würde … jede einzelne Sekunde davon … hassen. Ich hätte … keine Freunde mehr, weil alle Leute mit … mit Unbehagen auf meinen Anblick reagierten. Ich … ich könnte mich selbst nicht … mehr ausstehen. Warum sollte ich mir … etwas vormachen? Ich könnte … nichts mehr fühlen, nichts … mehr riechen, nichts mehr … schmecken … nie wieder … Spaß haben. Es gäbe keine … keine Mädchen mehr für mich, keine … vergnüglichen Nächte … keine Kneipentouren mit … Freunden …«
    »Beim Barte des Propheten!« Ich wurde langsam zornig. »Es gäbe noch viele andere Dinge, an denen du Gefallen finden könntest, wenn du nicht aufgibst!«
    »Ich bin kein … Intellektueller wie du. Das Leben muß … Spaß machen. Sonst wäre es für mich … nicht lebenswert.«
    »Und es wird dir Spaß machen, wenn du willst! Bestimmt. Auch in einer Box! Du sagst, dir bliebe nichts mehr. Aber du irrst dich! Du hast noch immer deinen Verstand! Die graue Grütze in deinem Schädel! Benutz ihn!«
    »Was ist schon … ein Verstand ohne Körper? Doch nichts weiter als … als eine Monstrosität!«
    »Gerade der Verstand macht die Person aus! Verdammt! Laß dir doch von so dummen Ängsten nicht die Freude auf ein neues und sicher sehr interessantes Leben verderben!«
    »Ich wäre … sofort dazu bereit … das alles und noch … viel mehr … aufzugeben, könnte ich dafür … meinen alten Körper zurückbekommen.«
    »Und vielleicht ist das sogar eines Tages möglich – wenn du durchhältst. Eines Tages werden bestimmt die letzten Cloning-Probleme gelöst!«
    »Ja, das wird schon … seit Jahrzehnten behauptet. Aber ich bin kein … geduldiger Typ. Warten … macht keinen Spaß.«
    »Du bist ein verfluchter Hedonist!«
    »Vermutlich«, keuchte Steve. »Wenn das Leben … als Carrollit so toll … sein soll, warum läßt du dich … dann nicht selbst in einer … Box unterbringen?«
    Das verschlug mir die Sprache. Wäre ich an Steves Stelle gewesen, wie hätte ich dann reagiert? Ich versuchte, mich in seine Lage zu versetzen, aber es gelang mir nicht. Es handelt sich dabei nicht um etwas, das man sich so einfach vorstellen kann. Man muß von einem Augenblick zum anderen damit konfrontiert werden.
    Plötzlich stieß etwas an den Rumpf.
    Ein Weißboot! Endlich – damit ist die Diskussion beendet! Ich eilte ans Sichtfenster.
    Aber dort erwartete mich nicht der Anblick eines Rettungsschiffes. Es handelte sich vielmehr um ein beschädigtes Kanonenboot der Purpurnen. Das silbrige Ei manövrierte recht schwerfällig, und es verfügte nicht über die volle Antriebskraft. In der Außenhülle zeigten sich Dutzende von Löchern. Es glitt langsam am Rumpf der Orbitalstation B-26 entlang, und als sich die beiden Luftschleusen auf gleicher Höhe befanden, verankerte sich das fremde Schiff mit elektromagnetischen Greifarmen.
    Ein anderer Verlierer auf der Suche nach einem sicheren Refugium. Dieser jedoch würde mit ziemlicher Sicherheit versuchen, sowohl Steve als auch mich umzubringen, sobald er uns erblickte. Diese Überlegung erhöhte den Adrenalinspiegel in meinem Blut – trotz des zweifelhaften Geisteszustandes Steves. Ich hatte entschieden, überleben zu wollen.
    Mir blieb keine Zeit, Steve zu erklären, was gerade vor sich ging, und ich sagte ihm auch nicht, daß ich ihn als Köder zu verwenden gedachte – ich hielt es für besser, wenn er später davon erfuhr. Er schwebte fast genau in der Mitte der kreisförmigen Kommandobrücke. Der einzige Zugang, der in die Zentrale führte – und damit die einzige Möglichkeit für den Purpurnen, zu uns zu gelangen –, befand sich in der heckwärtigen Wand.
    Ich brauchte ein Versteck, und deshalb hielt ich auf den nächsten Sessel vor den Konsolen zu. Es hatte allerdings nicht viel Sinn, mich dahinter zu ducken; es war nicht genug von dem Stuhl übriggeblieben, um mich abzuschirmen.
    Mein Blick fiel auf die umhertreibenden Trümmer, und mir kam eine Idee. In der Ferne vernahm ich das leise Zischen der aktivierten Luftschleuse: Ich mußte mich beeilen. Es ging um Nahrungsmittel, Luft und Wasser – Dinge, die im Raum überaus kostbar waren. Der purpurne Pilot hatte es ganz offensichtlich nicht geschafft, ein Rendezvous-Manöver mit seinem Mutterschiff durchzuführen. Da seine Schaluppe nur mit einem für zwanzig Stunden reichenden Vorrat einer

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