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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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füllte nach und nach mein ganzes Bewußtsein aus:
    Ich lasse dich nicht im Stich, Steve – niemals!
    Die Journalistin schaltete den Holorecorder ab. Als sie sich an den Admiral wandte, vibrierte deutlich zu vernehmende Feindseligkeit in ihrer Stimme. »Es überrascht mich, daß die Wache nie Mordanklage gegen Sie erhob.«
    »Ich habe nie erzählt, was an Bord der Orbitalstation geschah. Die Entladungen eines Blasters und einer Mark VII ähneln sich sehr. In meinem Bericht machte ich den Purpurnen für den Tod Steves verantwortlich, und diese Version wurde nie in Frage gestellt.«
    »Und all die Jahre über haben Sie immer wieder neue Ehrungen entgegengenommen und einfach so weitergemacht, als sei überhaupt nichts geschehen – obwohl Sie ein kaltblütiger Mörder sind?!«
    Der Admiral drehte sich halb um, so als wolle er sich auf diese Weise von dem leidenschaftlichen Zorn der Reporterin abschirmen. »Ich habe getan, was ich tun mußte«, flüsterte er. »Dem Wunsch Steves entsprochen. Er traf die Entscheidung. Und was das Gefühl der Schuld angeht …« – er hob den Kopf und sah sie an –, »… Sie haben keine Ahnung, wie sehr ich litt. Nicht die geringste!«
    »Sie Heuchler!« zischte die Journalistin. »All Ihre Versuche, ihn davon zu überzeugen, wie interessant ein Leben als Carrollit sein könnte! Und dann geben Sie genau der dummen und irrationalen Angst nach, gegen die Sie argumentierten!«
    »Ich hatte gehofft, Sie würden mich verstehen.« Die Stimme des Admirals war kaum mehr als ein Hauch. »Es gibt keine falschen oder richtigen Antworten auf die Carrollit-Frage – nur verschiedene Standpunkte für verschieden eingestellte Menschen.
    Einige halten die Existenz in einer Box für einen Alptraum. Sie leben allein für körperliche Vergnügungen, und ohne sie hat das Leben keinen Sinn mehr.
    Andere jedoch begreifen, daß sich das Menschsein in erster Linie auf den Verstand konzentriert, nicht den Körper. Für sie ist das Leben als Carrollit interessant – vielleicht noch interessanter als ihre vorherige Existenz. Glücklicherweise lassen sich heutzutage die meisten Menschen dieser Kategorie zuordnen.«
    Diese Erläuterungen hatten auf die Journalistin die gleiche Wirkung wie ein rotes Tuch dicht vor den Augen eines wütenden Stiers. »Aber Sie haben ihm überhaupt keine Wahl gelassen! Sie ließen ihn auf der Grundlage von Aberglauben und Angst entscheiden, bevor er eine Möglichkeit hatte, aus eigener Erfahrung festzustellen, wie sehr er sich irrte!«
    Der Admiral wandte sich erneut ab. »Es tut mir leid, daß Sie das so sehen. Aber wie dem auch sei: Sie haben Ihre Story. Würden Sie jetzt bitte gehen?«
    »Nichts lieber als das!« Rasch klappte die Journalistin das Stativ des Holorecorders zusammen und eilte auf die Tür zu. Sie öffnete sich auf ihre Berührung hin. Doch bevor sie das saalartige Büro verließ, drehte sie sich noch einmal zu dem Admiral um und rief: »Es wird mir ein echtes Vergnügen sein, diese Sache während der Sechs-Uhr-Nachrichten der ganzen Welt bekanntzumachen! Sie Mörder!«
    Der hagere und gealterte Leib des Admirals schien plötzlich einen Großteil der ihm noch verbliebenen Kraft einzubüßen, und mit einem Seufzen sank er tiefer in die Polster des Ledersessels. »Ich dachte, sie würde verstehen«, flüsterte er sich selbst zu, als der weiße und glänzende Stahlkörper der Reporterin auf unsichtbaren Antigravfeldern in das dunklere Vorzimmer schwebte. »Ich habe wirklich gehofft, sie würde mich verstehen.«
     
    Originaltitel: »To Live in Alloy Continuity«
    Copyright © 1975 by The Condé Nast Publications Corp.
    (erstmals erschienen in »Analog: Science Fact – Science Fiction«, November 1975)
    mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Agentur Luserke, Friolzheim
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Andreas Brandhorst

 
Ian McDonald
Die Inseln der Toten
     
    Leichenboote, mit Papierlaternen behängt, trugen uns über die dunklen Wasser nach Thanos. Als wir uns der Küste näherten, hörte ich die Klänge eines Walzers und sah Gestalten in Abendkleidung unter den Olivenbäumen dahingleiten. Ich schaute angestrengt hin, ob ich irgendeinen der Tänzer erkennen könne, aber die Dunkelheit brach jetzt schnell herein, und die Menschen umwogten mich plötzlich, drängten nach vorn, um einen Blick auf die Küste zu erhaschen, und drückten mich nach hinten gegen das Schott. Natürlich, wir konnten es alle nicht abwarten, wir Lebenden.
    Männer in schmucken

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