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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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plötzlich zu verschwinden. Der Chefsteward brummte noch einmal, daß die Vorschriften eindeutig wären. »Über die Vorschriften wird nicht diskutiert, und sobald wir zurück sind, kündige ich.«
    Ketty wurde mit der isolierten Hebewinde in die Druckschleuse befördert. Sie zappelte, verbrauchte ihre letzten Reserven an Energie, riß die Augen auf: und gab keinen Laut von sich. Die Damen weinten hemmungslos. Rokossowski versuchte, ihnen zu erklären, daß es sich nur um ein für alle gefährliches Ungeheuer handelte.
    »Das stimmt nicht, es ist kein Monster sondern ein liebes Tierchen.«
    »Aber Sie haben doch selbst den Kommandanten angefleht, es zu beseitigen!«
    »Wann hätten wir das getan?«
    »Sie selbst, Signora, sind bei dem Gedanken an ein Monster ohnmächtig geworden.«
    »Das stimmt. Aber da dachte ich an ein echtes Monster, wie die in den Filmen, nicht diese kleine Ziege, die vielleicht Junge säugt.«
    »Werden Sie sich doch endlich klar darüber, Signora, daß es sich um ein extraterrestrisches Monster handelt.«
    »Das stimmt nicht. Es gibt keine Monster.«
    Es gelang ihnen nicht, die gefühlvollen Herzen zu beruhigen. Die Damen schluchzten, zutiefst in ihren mütterlichen Beschützerinstinkten verletzt. Die Männer drohten mit den teuflischsten Anzeigen. Die Kinder, die gierig die letzten Blitze des Weltraumgeschöpfs beobachteten, waren unglaublich aggressiv und versetzten den Raumfahrern Tritte gegen die Schienbeine. Aus dem Gewimmel in dem engen Korridor ertönte Gebrüll und das Geräusch von Schlägen.
    »Es gibt keine Monster, Kommandant. Wenn Sie Ketty töten, sind Sie selbst ein Monster, Kommandant. Wissen Sie, daß Ketty schon mit meiner Tochter Freundschaft geschlossen hat?«
    Die Ziege befand sich jetzt in der Schleuse. Der Kommandant betätigte persönlich den Schalter. Die äußere Tür ging auf, die Luft entwich in den leeren Raum, und der kranzförmige, hell kupferfarbene Körper des extraterrestrischen Tiers wurde hinausgesogen, blitzte einen Augenblick lang im Licht der Sterne auf und wurde dann von der schwarzen Tiefe verschluckt.
    Die Kinder schwiegen. Die Damen, deren Augen gerötet und deren Make-up verschmiert war, versuchten sie zu trösten. Die magere Dame wollte um jeden Preis das letzte Wort haben; sie wandte sich an den Kommandanten, bevor sie sich in ihre erste Klasse-Kabine zurückzog, und zeigte mit dem Finger auf ihn:
    »Monster!«
     
    Originaltitel: »Le mostricida«
    Copyright © 1983 by Inisero Cremaschi
    Aus dem Italienischen übersetzt von Hilde Linnert

 
Paul Campbell
Ein Prost auf die Sterne
     
    ES GIBT ROSA ELEFANTEN … ES GIBT WIRKLICH ROSA ELEFANTEN … VERGISS ES DIESMAL NICHT … ICH DARF ES NICHT VERGESSEN … WICHTIG
    Die Worte NICHT VERGESSEN und WICHTIG waren dick unterstrichen, und überhaupt stellte die Botschaft ein einziges wüstes Gekritzel in plumpen Großbuchstaben dar, aber ich erkannte doch meine Handschrift, und ich kriegte Zustände und begann zu fluchen.
    Hatte ich mich in der vergangenen Nacht wieder völlig wie ein Idiot benommen? Herrgott, was mochte ich nur angerichtet haben? Die Kneipe, ich erinnere mich an die Kneipe! Erinnere ich mich an die Kneipe? Nahm ich anschließend noch jemanden mit in meine Wohnung? Und wen? Mein Gott, hoffentlich nicht!
    Zähneknirschen und der feierliche Schwur, dem Alkohol zu entsagen, bis zum nächsten Mal, dann ein qualvoller Vormittag, an dem ich an dem Wisch vorbei in und durch mein Zweizimmer-Apartment starrte, ohne das geringste wahrzunehmen. Allmählich beruhigte sich der Kater. Aber der Metallgeschmack im Mund blieb und mit ihm der alberne Drang, Tom, Sheila oder sogar Evans anzurufen und mich ganz unschuldig zu erkundigen, ob ihnen der gestrige Abend Spaß gemacht hatte.
    Unschuldig? Pah! Was für einen Narren hatte ich aus mir gemacht? Rosa Elefanten! Alles in fetten, großen Lettern!
    Hallo, Sheila! Rauschender Abend gestern, was, Sheila? Habe ich eigentlich viel Quatsch geredet? Oder dich unsittlich belästigt, hm? Sag mal, hob ich jemanden beleidigt? Was von Giraffen gefaselt? Von Elefanten?
    Ich ging nicht ans Telefon; ich zerfetzte den Zettel und warf ihn zu dem Berg von Abfall, der bereits im Kamin lag.
    Erst geraume Zeit später, erst als ich ganz langsam ein Glas Guinness getrunken und so meinen Magen beruhigt hatte, hörte ich auf, mich damit rumzuquälen, ob ich möglicherweise eine schlechte Figur gemacht hatte, und begann statt dessen über den Inhalt des Geschreibsels

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