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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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allgemeinen ein deftigeres Wort dafür. Aufgrund ›unsererseits‹ durchbrochener Trustbestimmungen hatten drei große galaktische Sternhaufen eine Handelsblockade gegen ›uns‹ durchgesetzt, worauf jeder, der ein halbwegs flugtaugliches Schiff besaß, in Lichteseile gen Andromeda sprang. Wir, die wir diese Möglichkeit nicht hatten – solch ein Schiff kostet auch heute noch mehr, als man auf redlichen Wegen in einem ganzen Leben verdient –, mußten also sehen, woher wir was zum Verdauen bekamen. Ich hatte wieder einmal Glück; aber von mir ist ja sowieso bekannt, daß ich jede Arbeit annehme. Zumindest fast jede!
    Wir waren nur 40 Leute, denn mehr als zehn sehr unterschiedlich aussehende Viersitzer hatte der Verrückte nicht kaufen können. Mieten war ja ausgeschlossen. Wäre ihm (oder uns!) damals jemand auf die Schliche gekommen … wir wären vermutlich in einer frischen Nova genüßlich angeröstet worden – nur um anschließend auf ewig in einem schwarzen Loch zu verschwinden. Aber wie gesagt, wir steckten halt tief in einer Rezession. Doch alles in allem erinnere ich mich mit einem guten Gefühl an jene Zeit zurück. O ja, es ist schon einige Jahre her.
    Keiner von uns hatte die geringste Ahnung, wie der Verrückte auf diese fixe Idee gekommen war. Hinzu kam, daß seine Augen ständig in fiebrigem Violett glühten, wenn er mit uns sprach, so daß sich auch keiner traute, ihm irgendwelche diesbezüglichen Fragen zu stellen. Die Bezahlung war mittelmäßig, der Job sehr gefährlich, und fürs Essen mußten wir selber aufkommen …, trotzdem setzte man damals so etwas nicht leichtfertig aufs Spiel.
    Mit den anderen kam ich jedenfalls problemlos klar, obwohl einige nicht geradezu einladend wirkten; ich würde jedenfalls nie mit ihnen alleine angeln gehen. Sie sahen mich immer so an, als sei ich ein äußerst passabler Wurm für solcherart Vergnügen. Die drei, mit denen ich den Topf teilte – der ›Topf‹ war übrigens ein Uralt-Scheibenmodell mit eingebauter Kurzschlußlightshow auf dem Armaturenbord –, waren aber ruhigere und freundlichere Typen. Der nette F 2 X7.Brr war außerdem noch älter, als sich mein ganzer genetischer Faden auf unserem Heimatplaneten zurückverfolgen ließ.
    Ich vergaß zu erwähnen, warum der Job im Geheimen durchgeführt werden mußte. Erinnern Sie sich an Ihr 3. Lehrjahr im Hypnotank? Ja, genau! Und wie lautet dort Artikel 7.8357.735/6.73-a? Bitte! Es ist immer wieder die gleiche alte Leier mit der ›Nichteinmischung‹. Verschärft durch den 15/08-Paragraphen, da es sich um einen Planeten mit unterentwickelter Technologie handelte. Sie hatten dort fast all ihr Holz verbrannt und waren gerade dabei, dasselbe mit ihrem Öl zu machen. Ich nehme an, daß ihnen ihre gelbe Sonne derart die Hirne dörrte, daß sie meinten, ganz alleine auf der Welt zu sein, und diese sei ihnen Untertan. Nun, jeder von uns kennt ja die Planeten, auf denen zu fest an so etwas geglaubt wurde …
    Zurück zum Job. »Strengstes Stillschweigen – keine Kommunikation mit wichtigen Einwohnern – absolute Geheimhaltung!!!« Dies wurde uns täglich aufs neue eingehämmert. Bei dem dreiwöchigen Indoktrinationskurs des Verrückten wurden uns noch schärfere Verbote und Warnungen ins Unterbewußtsein eingenäht, geradezu als seien wir ein verkommener Haufen von Zuhältern, Aufreißern, Bruchpiloten oder Schlimmerem. Die Wahrheit ist, wir waren ein verkommener Haufen von Zuhältern, Aufreißern, Bruchpiloten und Schlimmerem. Aber da die ganze Aktion sowieso illegal war, wurde die drei Wochen über fast nur geschummelt, und das erste, was 16,5/A 5 Z.bb sagte, als wir aus unserem Vollrausch erwachten, war der beste Satz, den ich je gehört habe: »Es ist verboten! … los, worauf warten wir noch?«
    Selbstverständlich gab es einige Regelwidrigkeiten, aber diese haben wir alle schon lange vergessen, ja! Viel ärger war an der ganzen Sache die Bedingung, daß wir uns keinesfalls so zeigen durften, wie wir in Natura aussehen. Noch schlimmer, alle mußten sich absolut gleiche Kostüme anziehen, die irgendwie den Zielobjekten nachempfunden sein sollten. Ein Irrwitz, wenn man bedenkt, welch unterschiedliche Gliedmaße und Sinnesorgane da hineingezwängt werden mußten. Für einige war es die Hölle. Ich hatte wiederum Glück, da ich mich nur einzurollen brauchte. Allerdings mußte ich ständig auf der Hut sein, daß nicht meine meterlange Zunge durch den Mundschlitz der ovalen Obermaske fuhr, um voller

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