Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
Vom Netzwerk:
»Du schießt prima«, sagt er zu Stancato. »Zwei haste sofort umgelegt, und das war unsere Rettung.«
    Unsere Rettung? Stancato war unsere Rettung? Muß er denn immer und ewig der Held sein? In meiner Brust verkrampft sich etwas. Ich drehe ihnen den Rücken zu, lasse sie einfach stehen, einander zulächeln und grinsen und sich gegenseitig dazu beglückwünschen, wieviel Blut sie vergossen haben. Diese Schlächter!
    Der Körper des Schwarzen liegt dicht bei einem kahlen Gebüsch und bei einem Kiefernast. Er hat jetzt aufgehört zu zucken, aber noch immer sickert sein Blut langsam in den Matsch. Die Hände sehen alt aus, verschrumpelt und lederartig, viel zu kleine Hände für die prachtvolle zu weite graue Uniform, die wie ein Sack um ihn hängt.
    Ich beuge mich zu ihm hinunter, zu dem Menschen, dessen Sterben mir … Vergnügen bereitet hat! Daneben, halb unter dem Baumast versteckt, sehe ich sein Gewehr. Ich lasse meines fallen und hole mir das seine.
    Die Gewehre der Concoms sind aus grünlichem Plastikmaterial, aber im übrigen sind sie genau wie unsere. Ist ja klar. Die Waffensysteme müssen schon gleich sein, sonst wäre es ja gar kein anständiger fairer Krieg. Auf der Unterseite eine Seriennummer und ein Schriftzug: EIGENTUM VON CONSOLIDATED COMBAT, INC.
    Du blätterst deine Piepen hin und dann haste die Wahl. Kampf in den Bergen: Maneuver, Inc. gegen Consolidated Combat, Inc.! Gönn dir doch mal einen netten Dschungel krieg: Allgemeine Wehrfahrt gegen Schlachtmeister! Hau dich von Komplexen frei in den Straßen der Stadt: Taktische Liga gegen Risiko, Ltd. Es gibt vierunddreißig Kampfzonen und zehn große Kampf-Clubs. Du blätterst deine Piepen hin und dann hast du die Wahl. Aber es ist überall das gleiche.
    Ich stehe auf, das Concom-Gewehr in der Hand. Und da kommt etwas auf mich losgeschossen.
    Er springt aus dem morgendlichen halbdusteren Unterholz, und ich nehme ihn blinzelnd wahr. Graue Uniform, dunkles Gesicht, jung – jünger als ich. Ein Kind, ein verdammtes angeschossenes Kind. Wir haben sie also doch nicht alle erwischt. Der da hat nur seine Waffe verloren. Er kommt mit stoßbereitem Messer auf mich zu.
    Ich sehe, wie er näherkommt. Er muß noch ein paar Meter weiterlaufen, wenn er mich kriegen will. Er rennt schnell, aber nicht schnell genug. Ich hebe das Gewehr.
    Und ich kann nicht schießen. Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht schießen.
    Als er mich schon fast erreicht hat, knallt Stancato ihn von der Flanke her ab. Sehr gekonnt. Er klappt langsam in sich zusammen und sinkt dann weich in den Matsch. Kein Schrei von diesem da. Das Messer fällt neben seinen Fuß.
    Stancato hat mir wieder einmal das Leben gerettet.
    Ich drehe mich um und schaue zu ihm hin. Er lächelt, und aus seiner Waffe kräuselt Rauch. Wieder ein Killpunkt mehr. So was kann er wirklich gut. Beim nächstenmal geben sie ihm bestimmt einen dicken Rabatt. Ich? Oh, nein, ich nicht. Unmöglich. Mir werden sie die Konzession entziehen. Sie werden mich nicht mehr mitspielen lassen. Ich krieg ’nen Steifen, wenn ich Männer krepieren sehe, aber ich selber kann sie nicht töten.
    Stancato kommt auf mich zu. Gleich wird er etwas sagen. Ich blicke auf die Waffe in meiner Hand, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Es ist ein Concom-Gewehr. Aus ihm spritzt Concom-Munition. Vielleicht können sie nur durch die Kugeln feststellen, wer wen umgelegt hat. Stancato hat mir zweimal das Leben gerettet. Das halte ich nicht aus. Er wird es überall herumtratschen.
    Und wie er so auf mich zukommt, hebe ich ganz ruhig das Gewehr und erschieße ihn. Ich hab das Gefühl, ich mache das sehr gut.
    Er hat nicht einmal mehr Zeit, erstaunt zu sein. Die Concom-Waffe spritzt einen rasendschnellen Schwall von Kugeln aus. Seine Brust platzt auf, und ich hebe den Lauf, und die Geschosse strömen immer weiter, und sein dunkles, hübsches, lächelndes ruhiges Könnergesicht zerfließt zu einem blutigen Fleischbrei.
    Der Wanst steht mit weitaufgerissenem Mund da und brüllt: »Du hast deinen Kumpel erschossen!« brüllt er. »Du hast deinen Kumpel erschossen!« Ich schwenke die Waffe und erschieße ihn ebenfalls. Scheiß auf seine Veteranenstreifen! Es ist gar nicht so schwer, ihn umzulegen.
     
    Ich bin den ganzen Tag lang durch die Wälder marschiert. Allein. Meine Füße sind eisig, aber das macht mir nichts aus. Unter dem einen Arm trage ich eine Waffe von Maneuver, Inc., das Concom-Gewehr unter dem anderen. Ich sammle Killpunkte. Falls ich genug

Weitere Kostenlose Bücher