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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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zusammenbringe, kann ich vielleicht nächste Woche sogar den Spieß spielen.
     
    Originaltitel: »Weekend in a War Zone«
    Copyright © 1977 by Aurora Publishers
    mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Agentur UTOPROP
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Roland Fleissner

 
Kurt Bracharz
Das andere Ufer
     
    Alle Wissenschafter der Crew waren von vornherein gegen eine EMP-Granate, aber wie üblich ließen sich die Militärs nichts sagen. »Wir wissen nicht, ob wir es überhaupt mit einer elektronischen Zivilisation zu tun haben«, sagte ich zu Major Clegg, und er antwortete: »Und wie erklären Sie sich den Ausfall unserer Geräte?«
    Wir waren seit fünf Tagen auf Yaghee Theta, und wir hatten keine fremde Lebensform wahrgenommen, wenigstens nicht mit unseren Augen, Ohren oder sonstigen Organen, auf die das Militär zählte. Aber jemand schien dazusein, denn als wir mit den Probebohrungen anfingen, gab es Pannen, die nach absichtlichen Störungen aussahen. Sabotage schied aus, dafür waren die Siebungen der Mannschaften zu gründlich, und dann galt Fremdeinwirkung als sicher.
    Wir hatten das Gebiet bis zu einem Fluß erkundet, der sich so schnurgerade durch die Ebene zog, daß wir ihn zunächst für einen Kanal gehalten hatten, und hinter diesem vermutete Clegg eine Zivilisation.
    »Irgendwas ist da hinten«, räumte ich ein, »aber wir wissen nicht, worum es sich handelt, und es ist ein Wahnsinn, einfach anzugreifen.«
    »EMP gilt nach randgalaktischer Vereinbarung nicht als Angriffswaffe«, erwiderte Clegg, ein Argument, über das ich nicht einmal mehr lachen konnte.
    »Hören Sie, Major, etwas, von dem wir nicht einmal wissen, wie es aussieht, woher soll das wissen, was wir für Übereinkommen geschlossen haben?«
    Clegg zuckte die Achseln und sah mich auf eine Art an, die er wohl für schlau hielt: »Und was schlagen Sie vor?«
    »Abwarten«, sagte ich, »abwarten.«
    Einen Tag später passierte etwas. Ich saß vor meiner Hologlotze und sah mir die Johnny-Duffy-Show an, mittendrin explodierte der Showmaster zu einem Gewirr von farbigen Linien, der Ton fiel aus, die Sendung in einen glühenden Punkt zusammen. Ich schaltete eine Zeitlang herum, bis ich begriff.
    Ich schlenderte zur Kommandanturbaracke hinüber.
    »Der EMP-Schuß ist in die Hose gegangen, wie es scheint«, meinte ich hämisch.
    Clegg stocherte in seinen Zähnen. Er glotzte mich an, als gingen hinter seiner Stirnplatte Gedanken vor sich, schließlich sagte er: »Es sieht so aus, als hätten uns die Wissenschafter Scheißdreck statt Daten geliefert. Die Ionosphäre dieses Planeten ist offenbar ein bißchen anders, als wir glaubten.«
    Ich zog die Oberlippe hoch. »Ah, wir sind schuld. Die Ionosphäre sieht meistens so aus, wie es die Meßgeräte angeben und der Computer ausrechnet, alles Apparate, die eine Hilfskraft ablesen kann. Sie haben den EMP eingesetzt, und unsere Geräte sind im Eimer. Prächtige Lösung aller Probleme! Wir hauen uns selbst eins in die Fresse, das baut Aggressionen ab.«
    Er nahm den Zahnstocher aus dem Mund und betrachtete ihn. Die Spitze war blutigrot gefärbt. Offenbar gab es doch jemanden, den der mutige Major fürchtete: den Zahnarzt.
    »Sie nehmen den Mund zu voll«, sagte er ruhig. »Sie wissen, daß ich Ihnen nichts am Zeug flicken kann. Aber vielleicht haben Sie sogar einen Vorschlag?«
    Jetzt grinste ich. »Was gibt’s noch vorzuschlagen, jetzt, wo alle Elektronik im Eimer ist, bis auf die paar gehärteten Dinger?«
    »Eine Patrouille. Nehmen Sie teil an einer Patrouille?«
    Das traf mich unvorbereitet, und mir fiel kein Ablehnungsgrund ein. Warum sollte ich nicht mitgehen? Ich gab mich cool und erwiderte: »Endlich mal eine neue Idee. Ich bin dabei.«
    Zwei Stunden später standen wir mit mechanischen Meßgeräten bepackt in einer Reihe. Eine richtige Reihe war es nur, soweit Soldaten standen (drei Gemeine, ein Sergeant), dann wurde sie ungefähr durch Miß Peddycarry und mich. Die Frau war Semantikerin oder so was, jedenfalls verachtete sie einen Physiker wie mich, und sie zeigte es mir auch mit einem Kräuseln ihrer Fahrradschlauchlippen.
    Wir zockelten los und erreichten in eineinhalb Stunden den Fluß. Er sah ebenso tückisch aus wie dort, wo ich ihn zum erstenmal gesehen hatte, tief und düster. Die Soldaten, dumme Jungs von achtzehn oder neunzehn Jahren, machten blöde Witze, der Sergeant sah drein, als befehlige er eine Armee, und die Peddycarry tat ein paar Dinge, die mir sinnlos vorkamen. Da

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