L wie Liquidator
blätterloser Bäume nach einer Atomkatastrophe.
Bis nach Garano würde er kaum mehr als eine Stunde benötigen.
Garano war keine sehr schöne Stadt.
Aber es war die Stadt, in der Jezabel Dee wohnte.
Ich habe Zeit genug, sagte er sich, um eine Kleinigkeit zu essen.
Er wußte, daß es 15 km weiter ein Autobahnrestaurant gab. Das Essen dort war abscheulichste Chemie, aber vielleicht hatte man trinkbaren Kaffee und nicht allzu gummiartige Brötchen zu bieten. Meinst du!
Die Brötchen waren wie Gummi. Und der Kaffee schlammig wie ein Flußbett. Doch als er der Serviererin Vorwürfe machen wollte, hob diese nur die Schultern. »Was kann ich denn dafür«, sagte sie traurig. »Reden Sie doch mit denen in der Küche. Man sagt, sie würden sich die Füße im Kaffee waschen. Aber beschwören kann ich das nicht …«
Ganz verdutzt saß er da. Mit offenstehendem Mund. So ’ne Frechheit … Diese moderne Welt furzt dir dauernd mitten ins Gesicht. Dabei hätte man dieses Mädchen unter Umständen beinahe sogar als hübsch, als begehrenswert jedenfalls, bezeichnen können. Doch wie sah es aus, ihr Leben inmitten der Ermahnungen ihres Chefs und der geilen Bemerkungen der Kunden?
»Gut«, sagte er, »vergessen wir’s! Reden wir nicht mehr darüber!«
Einige Kilometer nach dem Autobahnrestaurant kündigten Schilder Straßenbauarbeiten an.
Er fuhr langsamer, ohne sich Gedanken darüber zu machen, daß möglicherweise ein Radargerät ihn anmessen könnte. Die Pfeile und Hinweisschilder leiteten ihn derart um, daß er sich schließlich auf einer sehr entlegenen, völlig leeren Ausfallstrecke wiederfand.
Das war zu erwarten. In einen solchen Schlamassel gerät doch kein normaler Mensch … Verdammt noch mal, was soll ich nun tun?
Im Moment jedenfalls gab es nicht viel zu tun. Wohl versuchte er, über diese oder jene Straße auf die Autobahn zurückzufinden, doch kam es ihm vor, als würde er immer tiefer in den Nebel vordringen. Bald schon mußte er sich mit dem Unausweichlichen abfinden: er befand sich auf einer Straße, die geradewegs aufs flache Land hinausführte. Er sah eine Ebene, Hügel, Wälder und in einiger Entfernung, zu seiner Linken, sogar einen Fluß. Das mußte die Grege sein, oder aber einer ihrer kleinen Zuflüsse.
Vermutlich hat es mir an Einsicht gefehlt, weil ich unbedingt auf eigene Faust nach Garano fahren wollte. Dabei gibt es doch außerordentlich bequeme Züge. Nun könnte ich gemütlich im Speisewagen sitzen, Kaffee trinken, die vorbeiziehende Landschaft bewundern und mir sagen, daß der Zug sein Ziel in einer knappen halben Stunde erreicht haben wird. Du bist ein Idiot!
Diese Strecke war natürlich ein bißchen weniger gut als die Autobahn, aber durchaus befahrbar. Sicherlich würde er jemandem begegnen, der ihm den richtigen Weg angeben könnte. Genau, denn in der Ferne, am Ende eines Maisfeldes, glaubte er eine unbewegliche, aber gewiß menschliche Silhouette erkennen zu können.
Instinktiv gab er Gas. Je schneller er aus diesem Durcheinander herausfinden würde, um so besser wäre es für seine Stadtmensch-Nerven.
Es kam ihm vor, als würde er eine ganze Stunde benötigen, um die Distanz zurückzulegen, die ihn von dem reglosen Menschen trennte. Der Wagen schien sich nicht so recht von der Stelle bewegen zu wollen. So als könnte er plötzlich menschliche Gefühle empfinden.
Frage an den Großcomputer
Vermag ein Auto menschliche Gefühle/Eindrücke wahrzunehmen?
(kliklaklikla-klick)
Antwort
Stellen Sie Ihre Frage bitte anders.
Anders gestellte Frage an den Großcomputer
Kann ein Mensch genauso schnell fahren wie ein Auto?
(kliklaklikla-klack)
Antwort
Sie haben meine Leitungen überfordert. Bitte formulieren Sie Ihre Frage noch einmal und anders.
Noch einmal und anders formulierte Frage an den GC
Wenn ein Mann und ein Automobil mit derselben Geschwindigkeit über eine durchschnittliche verkehrsreiche Straße fahren, erreichen sie die Kreuzung dann gleichzeitig …?
(kliklakliklakliiiik)
Antwort
Blasphemie. Wächter, verhaften Sie diesen Mann!
Die Silhouette war in der Tat die eines Menschen. 1,80 groß, breite Schultern, wenig gesprächig.
»Könnten Sie mir bitte sagen, wie ich auf die Autobahn zurückfinde? Vorhin habe ich mich verfahren, und nun …«
»Tja. Fahren Sie nur geradeaus. Nach einigen hundert Metern biegen Sie dann nach links ab.«
»Tatsächlich, ich dachte …«
Die wäßrigen Augen schauten ihn verächtlich an:
»Geradeaus, dann nach
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