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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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hinzu.«
    »Wieso das denn?«
    »Er macht das nach jedem Fall. Ich habe ihn schon mehrmals dort unten gesehen.«
    »Das verstehe ich nicht.« Doktor Ware schüttelte den Kopf.
    Aus dem Stirnrunzeln Doktor Kochs wurde ein hintergründiges Lächeln. »Ich schon.«
     
    Originaltitel: »E-Dep«
    Copyright © 1977 by The Condé Nast Publications Corp.
    (erstmals erschienen in »Analog: Science Fact – Science Fiction«, Februar 1977)
    mit freundlicher Genehmigung der Agentur Luserke, Friolzheim
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Andreas Brandhorst
    Illustriert von Jobst Teltschik

 
Daniel Walther
Eine Fahrt aufs Land im Jahre 1984
     
    »Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere.«
    George Orwell: DIE FARM DER TIERE
     
    Wohin fahre ich nur, fragte er sich, ist es nicht sinnlos, die Welt hinter sich zu lassen?
    Die Welt, das war natürlich die Stadt. Die gleichzeitig räuberische und schützende Stadt, die Stadt mit ihren Höhlen und gigantischen Rissen, die Stadt mit ihren trägen Strömen aus Steinen und Stahl, die Stadt mit ihren faulenden Gegenden, mit ihren bunten Reizen, die Stadt … verdammte Stadt … verdammtes Leben …
    Doch hier war das Stadtgebiet zu Ende, und riesige, ungeheuer große Schilder verkündeten:
     
    ACHTUNG!
    SIE VERLASSEN DAS STADTGEBIET!
     
    Langsam fuhr er an, so als würde er seine Entscheidung bedauern. Dann warf er einen Blick auf die Armaturenuhr: 07.46. Er hatte keine Zeit verloren. Nachdem er seine Fahrbahn erreicht hatte, kurbelte er das Seitenfenster herunter und ließ einen heftigen, frischen Luftzug ins Wageninnere wehen.
    Dieser Tag wird bestimmt fabelhaft werden, sagte er sich.
    Ein Schild auf der rechten Seite: Garano, 117 km.
    Er fuhr nach Garano. Eine wichtige Stadt. 320.000 Einwohner. Konserven-, Textil- und andere Fabriken …
    Doch nichts Besonderes für Touristen. Touristen gab es ohnehin nicht viele. Denn tatsächlich propagierten die Planer einen ausgeglichenen Tourismus. Die rückläufigen Fluchten und großen Fahrzeugmassen auf den Autobahnen existierten nicht mehr.
    GARANO: Er interessierte sich weder besonders für Konserven noch für die Konjunkturschwankungen der Textilindustrie. Er war in der Werbebranche tätig. An vier von sieben Tagen, wie jeder andere auch. Oder fast jeder. Denn die »eingeplanten Arbeitslosen« mußte man abzählen.
    Er kam durch weitläufige Siedlungen. Nun näherte er sich den äußersten Grenzen der Stadt.
    GARANO: Was ihn dorthin zog, war die Hoffnung, Jezabel wiederzufinden. Jezabel war 25 Jahre alt und besaß eine besser entwickelte Sexualität als die meisten seiner Mitmenschen. Zumindest stellte er es so dar, auch wenn er deswegen rund um die Uhr ständig Dummheiten zu hören bekam. Natürlich wäre es einfacher gewesen, mit dem Schnellzug nach Garano zu fahren, wo Jezabel wohnte, doch seltsamerweise hatte er einige Tage zuvor das verrückte Verlangen gehabt, quer über Land dorthin zu fahren. Nicht ohne Besorgnis hatte er um eine Ausflugserlaubnis und einige Benzingutscheine angefragt. Nachdem die Erlaubnis und die Gutscheine ihm mit erstaunlicher Schnelligkeit genehmigt worden waren, konnte er sich nun auf den Weg machen. Bevor er losfuhr, telefonierte er noch einmal mit Jezabel, doch er konnte nur knappe zwei Worte mit ihr reden: die junge Dame hatte nämlich eine wichtige Verabredung.
    Wird sie nach so langer Zeit überhaupt bereit sein, mit mir zu schlafen? fragte er sich mit einer gewissen Furcht. Jezabel Dee war ein sehr freies Mädchen, das Frauen Männern vorzog und nur bereit war, sich jemandem hinzugeben, wenn es ihm tatsächlich Spaß machte.
    »Die Männer sind in meinem Leben nur Masturbationsepisoden«, sagte sie einmal, nachdem sie sich auf sehr befriedigende Weise geliebt hatten. »Mit den Frauen ist das etwas anderes. Ich sage das, ohne dich verletzen zu wollen. Die Frauen verstehen es besser als die Männer, Freude zu geben und entgegenzunehmen. Naturgemäß kennen sie sich besser aus und sind aufmerksamer.«
    Er hatte gelacht. Aber die Hiebe saßen, verletzten ihn tief.
    Ach, Jezabel Dee!
    Ein wunderbarer Spruch in Form eines Gedichts war ihm eingefallen:
     
    Gott erschuf nie
    Ein Mädchen so schön
    So schön wie Jezabel
    Dee!
     
    Gewiß gab es noch bessere, aber schließlich war er in der Werbe- und nicht in der Literaturbranche tätig.
    Scheußliche Hochspannungsmaste säumten die Schnellstraße. Sie sahen aus wie Kerzenleuchter oder Kakteen. Einige hatten beinahe die Form

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