Laborwerte verstehen leicht gemacht
EMESSEN IM …
Kapillarblut oder Venenblut nach mindestens 3-tägiger normaler Mischkost (die Grenzwerte für Kapillarblut liegen jeweils um 20 mg/dl höher). Es wird zunächst der basale Nüchternwert für Glucose im Blut bestimmt (10–16 Stunden Nüchternheit, nicht Rauchen, kein Kaffee, kein Tee, kein Alkohol). Nach einer Belastung mit einer stark glukosehaltigen Lösung wird dann imAbstand von 60 und 120 Minuten noch einmal Blut abgenommen und der Wert bestimmt.
Der Abstand zur Menstruation sollte mindestens 3 Tage betragen, zu einer akuten Erkrankung mindestens 14 Tage. Störende Medikamente (soweit möglich) 3 Tage vorher absetzen, z. B. Salicylate, harntreibende Medikamente (Diuretika), nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Laxanzien und Benzodiazepine.
G RUND DER M ESSUNG
Sicherung der Verdachtsdiagnose eines Diabetes bei grenzwertigen Nüchtern-Blutzuckerwerten
Glukosurie ohne Hyperglykämie
Verdacht auf eine Hypoglykämie nach der Nahrungsaufnahme (Testverlängerung auf 5 Stunden, da die Hypoglykämie erst 2–5 Stunden nach der Belastung auftreten kann)
Der Test darf bei folgenden Erkrankungen nicht durchgeführt werden: bekannter Diabetes mellitus, Hepatitis (Leberentzündung), fieberhafte Infekte, Ketonurie ohne Glukosurie.
B EEINFLUSSENDE F AKTOREN
Nach Operationen, Herzinfarkt und längerer Bettlägerigkeit sowie bei Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Kaliummangel, Fettstoffwechselstörungen und verschiedenen Medikamenten (Glukokortikoide, bestimmte harntreibende Medikamente) kann der 2-Stunden-Wert zu hoch sein.
Z U HOHE W ERTE
gestörte Glukoseintoleranz (mäßig erhöht), Diabetes mellitus (stark erhöht)
zu lange Nüchternphase vor dem Test
Begleiterscheinung einiger Magenoperationen
Z U NIEDRIGE W ERTE
Hinweis auf eine erhöhte Insulinproduktion durch ein Insulinom
Östradiol
Frauen
frühe follikuläre Phase
20–190 pg/ml
präovulatorischer Gipfel
150–530 pg/ml
luteale Phase
55–210 pg/ml
Postmenopause
< 30 pg/ml
Schwangerschaft
1. Trimenon
300–7000 pg/ml
2. Trimenon
1000–17900 pg/ml
3. Trimenon
4300–17600 pg/ml
Männer
12–34 pg/ml
Mädchen, präpubertär
< 20 pg/ml
Jungen, präpubertär
3–7 pg/ml
B EDEUTUNG DES L ABORWERTES
Das Östradiol ist das natürliche Östrogen der Frau. Es wird fast ausschließlich im reifenden Follikel des Ovars unter Einfluss von → FSH gebildet.
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Venenblut
G RUND DER M ESSUNG
Bestimmung der Follikelfunktion
B EEINFLUSSENDE F AKTOREN
In der periovulatorischen Phase und in der Schwangerschaft ist der Wert erhöht.
Z U HOHE W ERTE
medikamentös induzierte Polyovulationen
Therapieüberdosierung
Follikelpersistenz
östrogenproduzierende Tumoren (Granulosazelltumor, Thekazelltumor)
Leber- und Nierenfunktionsstörungen
bei Männern: bei massiver Fettleibigkeit oder bei Leberzirrhose
Z U NIEDRIGE W ERTE
funktionelle oder morphologische Veränderung des Ovars, z. B. Postmenopause
fehlende Stimulation des Ovars, z. B. durch Hypophyseninsuffizienz, Einnahme von Ovulationshemmern (»Pille«)
Bei der Interpretation der Werte muss immer die Zyklusphase berücksichtigt werden, denn Östradiol ist ein Produkt des reifenden Follikels.
Parathormon (PTH)
Erwachsene
10–65 pg/ml
B EDEUTUNG DES L ABORWERTES
Das Parathormon wird in den Epithelkörperchen der Schilddrüse erzeugt. Seine Aktivität wird hauptsächlich durch die Konzentration des ionisierten Kalziums bestimmt. Es wirkt immer in der Richtung eines stabilen Kalziumspiegels.
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Venenblut, morgens nüchtern, da die Produktion im Laufe des Tages ansteigt
G RUND DER M ESSUNG
Differenzialdiagnose von Knochenerkrankungen
Abklärung von erhöhten oder erniedrigten Kalziumspiegeln
Abklärung von Harnsteinen und Kalkablagerungen in den Nieren
Malabsorptionssyndrom (Störung der Resorption von Nahrungsstoffen im Darm)
B EEINFLUSSENDE F AKTOREN
Kalziumarme und phosphatreiche Kost stimulieren die PTH-Produktion. Im Winter kommt es bei vielen Menschen durch ein Absinken der Vitamin-D-Versorgung zu einem leichten Hyperparathyreoidismus, denn Vitamin D ist u. a. für den Kalziumhaushalt von großer Bedeutung und muss durch das Sonnenlicht aktiviert werden, das im Winter schwächer ist.
Z U HOHE W ERTE BEI HOHEM K ALZIUM
primärer Hyperparathyreoidismus
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